Goch Thema Schmuggeln im Fünf-Ringe-Haus

Goch · Von 1818 bis 1995 wurde an den Grenzen mehr oder weniger streng kontrolliert. Eine Ausstellung des Gocher Heimatvereins erinnert an die Zeit des Schmuggel(un)wesens. Recherche von Hansi Koepp.

 Nicht alles, was damals über die Grenze geschafft wurde, kam zum Vorschein.

Nicht alles, was damals über die Grenze geschafft wurde, kam zum Vorschein.

Foto: STADE

Wer Jünger ist als 38 Jahre, kann sich - zumindest aus Autofahrersicht - nicht an die Situation erinnern: "Haben Sie etwas zu verzollen?" Oder, noch skeptischer: "Was ist der Grund Ihrer Einreise in die Niederlande?" Solche Fragen Uniformierter waren bis vor 20 Jahren an den Grenzübergängen normal. Häufig musste auch der Kofferraum geöffnet werden. Vielleicht lag dort ja nicht nur die Sporttasche, sondern wurden auch Kaffee und Zigaretten geschmuggelt. Der Heimatverein Goch hat eine Ausstellung zum Thema "20 Jahre Schengener Abkommen. Auf Schmuggelpfaden zur Reisefreiheit" organisiert. Zu sehen ist sie ab dem 17. Oktober im Haus zu den fünf Ringen.

Heinz Meusken, stellvertretender Vorsitzender, erklärte gemeinsam mit Geschäftsführer Günter van Cuick, Jürgen Hoymann, Initiator und noch heute aktiver Zöllner, Stadtführer Rob Miesen und Franz Urselmanns als technischem Helfer, was gezeigt werden soll. Beusken: "Man kann es sich heute kaum mehr vorstellen: lange Schlangen an den Grenzen, strenge Passkontrollen, stichprobenhafte Durchsuchungen nach Schmuggelware. Ob in Gaesdonck / Siebengewald, in Wyler oder Keeken: Überall war der Grenzübertritt sehr spürbar eine Einreise ins Ausland." Wie so oft in Goch war es Hansi Koepp, der zum Thema intensiv recherchiert hat und in der gerade herausgekommenen Ausgabe des Heftes "An Niers und Kendel" über "Schmuggler's Umtriebe in Goch" berichtet.

Viele Gocher und vermutlich noch mehr Auswärtige haben schon Rob Miesen auf Schmugglerpfaden begleitet. Miesen nimmt's immer von der unterhaltsamen Seite, aber das Schmuggeln war natürlich ein Delikt, das meist als echte Straftat gewertet wurde. "Es gab Zeiten, da waren die Menschen am Niederrhein so arm, dass das Schmuggeln half, den Lebensunterhalt zu garantieren", sagt Meusken. Da aber auch der Staat auf sein Einkommen angewesen war und ist, gab es keine Gnade. Zwar spielten in den Herzogtümern Geldern und Kleve Grenzen laut Koepp keine große Rolle, mit dem Wiener Kongress änderte sich dies aber. Zollbeamte wurden in immer größerer Anzahl eingesetzt, überprüften streng, was die Pendler dabei hatten - vielleicht unverzollte Lebensmittel, Kleidung, Fahrräder?

Jürgen Hoymann vom Hauptzollamt Duisburg mit Dienstort Emmerich sammelt Zoll-Typisches seit vielen Jahren. Hunderte Mützen, Uniformen, Abzeichen und Vieles mehr stellt er der Ausstellung zur Verfügung. Die Männer vom Heimatverein haben auch alte Pässe, Absperrband in Nationalfarben und sogar "Krähenfüße" beziehungsweise "Igelketten" im Angebot: Mit derartigen Krallen versuchten sowohl Schmuggler, als auch Zöllner den jeweiligen "Gegner" zu stoppen. Was heutzutage geschmuggelt wird, hat übrigens mit dem teilweise romantisch verklärten Treiben früherer Zeiten nicht mehr zu tun. Hoymann: "Heute geht es um Drogengeschäfte, Menschenhandel, Verletzungen des Artenschutzgesetzes und Markenverstöße."

Die Ausstellung wird am Samstag, 17. Oktober, um 11 Uhr offiziell eröffnet. Weil im nur zum Teil zugänglichen Fünf-Ringe-Haus wenig Platz ist, wurden dazu nur wenige Gäste eingeladen. Die Öffentlichkeit ist ab 14 Uhr willkommen und dann bis Weihnachten jeweils samstags und sonntags von 10-17 Uhr. Eintritt frei.

(RP)
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