Goch Talentsuche am Gocher Gymnasium

Goch · Mit finanzieller Hilfe von Stadtwerken, Verbandssparkasse und Förderverein wird das Städtische Gymnasium Goch alle seine Fünftklässler auf besondere Begabungen testen. Es geht nicht um IQ-Ermittlung, sondern um Talente.

Goch: Talentsuche am Gocher Gymnasium
Foto: Anja Settnik

GOCH Wer ein Gymnasium besucht, sollte schon ein gewisses Leistungsniveau und möglichst auch einige Lernbereitschaft mitbringen. Doch auch, wenn beides der Fall ist, bleiben Kinder noch immer Individuen und sind nie eine homogene Masse. Die Talente sind sehr unterschiedlich verteilt; praktisch jeder Schüler kann etwas besser als andere: Schreiben, Rechnen, Malen, Musizieren, Argumentieren. Die individuelle Förderung der Kinder wird deshalb von Lehrern grundsätzlich verlangt und an mancher Schule besonders groß geschrieben. Auch das Gymnasium Goch möchte darauf jetzt einen Schwerpunkt legen und hat mit Hilfe des aus Goch stammenden Nimweger Begabungsforschers Franz Mönks ein Projekt entwickelt, das möglichst viele Schüler optimal fördern soll.

Goch: Talentsuche am Gocher Gymnasium
Foto: Evers Gottfried

Wie Direktor Christoph Peters und Katharina Maslow als Erprobungsstufen-Koordinatorin ausführten, kam die Idee, intensiver am Thema Begabungsförderung zu arbeiten, schon vor Jahren auf. "Ein individuelles Diagnoseverfahren kostet aber Geld, deshalb brauchten wir Sponsoren, die uns helfen", erklärte Maslow. In den Stadtwerken und der Verbandssparkasse Goch wurden diese Geldgeber gefunden. Drei Jahre lang wird jeder Sponsor 3000 Euro pro Jahr geben, auch der Förderverein greift in seine Kasse. Hermann-Josef Kleinen als Fachbereichsleiter Schule hat keine Sorge, dass das Projekt nach diesem Zeitraum gekippt werden müsste. "Wenn es gut funktioniert, wird auch eine Anschlussfinanzierung möglich sein", ist er überzeugt.

Konkret geplant ist ein umfangreicher schriftlicher Test, an dem möglichst alle Fünftklässler in einer dreieinhalbstündigen Aktion teilnehmen werden. Nahezu alle Eltern sind mit der Datenerhebung, die weitgehend anonymisiert wird, einverstanden. "Wir werden auch keine IQ ermitteln, den die Schüler dann etwa vergleichen könnten. Das Ergebnis ist vorrangig für die Lehre gedacht, um künftig ganz explizit auf das einzelne Kind eingehen zu können. Außerdem soll es die Kommunikation mit den Eltern und auch mit den Schülern selbst auf eine andere Ebene bringen", erklärt Robin Pflüger, der als externer Entwicklungspsychologe den Test mit konzipiert hat.

Peters versichert, im Kollegium sei er auf "eine ganz große Offenheit" gestoßen; ohne Zögern habe die Schulkonferenz beschlossen, das Projekt durchzuführen. Im Grundsatz ist die Teilnahme freiwillig, aber mit vielen "Verweigerern" wird nicht gerechnet, zumal ja jedes Kind einen Vorteil von dem Ergebnis haben sollte. "Wir haben viele AG im Angebot, und wenn ich weiß, welche Talente in den Schülern schlummern und welche besonderen Interessen jemand hat, dann können wir denjenigen auch beraten, wie er diese Begabungen ausbauen kann." Es komme nämlich vor, dass jemand eine Arbeitsgruppe nur deshalb besuche, weil die Freundin auch dort sei - was dann nicht sehr viel Sinn ergebe.

Die Ergebnisse sollen auch als zusätzliche Grundlage bei Fächerwahlentscheidungen im Differenzierungsbereich genutzt werden. Die Klassenlehrer nehmen zudem an einer Fortbildung teil, die ihnen helfen soll, mit den erhobenen Daten zum Nutzen der Schüler umzugehen, erklärt der Schulleiter. Möglichst früh in die individuelle Förderung einzusteigen soll helfen, jedes Kind optimal zu unterstützen, um eine erfolgreihe Schullaufbahn in eine gute und richtige Studien- und Berufsfindung zu überführen.

Carlo Marks als Stadtwerke-Geschäftsführer, Thomas Müller als Sparkassenvorstand und Gilbert Wehmen als Vorsitzender des Fördervereins betonten alle, dass sie das Projekt gerne unterstützten, weil die Stadt und die Gesellschaft im Allgemeinen ja auf gut qualifizierten Nachwuchs angewiesen sei. Deshalb will Bürgermeister Ulrich Knickrehm im Rathaus auch Räume für den Test zur Verfügung stellen. Denn die Talent-Diagnose soll nicht nach Schule schmecken.

(RP)
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