Goch Stov-Ruine in Goch droht einzustürzen

Goch · Die Stadt hat die Mittelstraße sowie die Reiscopstraße entlang der alten Standortverwaltung für den Fahrzeugverkehr gesperrt. Dadurch werden die Anwohner stark eingeschränkt. Der Eigentümer befindet sich in den Niederlanden.

 Ihren Gehweg dürfen Anwohner entlang der ehemaligen Bundeswehr-Standortverwaltung noch nutzen, die Straße ist jetzt aber komplett abgesperrt. Das alte Gebäude droht in Teilen einzustürzen.

Ihren Gehweg dürfen Anwohner entlang der ehemaligen Bundeswehr-Standortverwaltung noch nutzen, die Straße ist jetzt aber komplett abgesperrt. Das alte Gebäude droht in Teilen einzustürzen.

Foto: Gottfried Evers

Teile der Ziegelmauern sind abgesackt, Scheiben wurden eingeschmissen oder fehlen komplett. Das Gebäude der alten Bundeswehr-Standortverwaltung (Stov) ist derzeit nicht mehr als eine Ruine. "Das sieht schon seit zehn Jahren so aus. Aber es passiert fast nichts", klagt ein Anwohner. Das heißt: Gestern ist etwas passiert. Am Dienstagmorgen kamen Mitarbeiter der Stadt und versetzten den Zaun, der sonst entlang der baufälligen Fabrik verläuft, auf die andere Straßenseite. "Wir mussten jetzt auch die Fahrbahn sperren, weil nicht auszuschließen ist, dass Teile des Gebäudes abstürzen könnten", sagt Stadtsprecher Torsten Matenaers. Die Anwohner haben den Zaun jetzt direkt vor den Haustüren und Garagen, einzig über einen schmalen Gehweg erreichen sie noch ihre Wohnungen.

"Wir sind mehr als unzufrieden mit dieser Situation und können den Unmut der Anwohner sehr gut verstehen", sagt Matenaers. Die nehmen es bis jetzt mit Humor. "Jetzt haben die uns auch noch eingezäunt", sagt eine Frau und lacht. Sie hätten sich aber gefreut, wenn sie erst mit einem Zettel informiert und dann eingezäunt worden wären. "Und nicht anders herum." Dass ihnen wirkliche Gefahr droht, glauben sie aber nicht. "Dann würden wir hier schon längst nicht mehr stehen." Einen Schrecken bekamen Autofahrer, die ihre Fahrzeuge gestern morgen hinter Gittern vorfanden. Durch eine Lücke im Zaun konnten sie ihre Pkw aber noch in Sicherheit bringen. "Jetzt stehen wir aber vor dem Problem, wo wir unsere Autos hinstellen. Vor allem, wenn wir Einkäufe schleppen müssen", meint ein Anwohner. Man versuche den Bürgern, so weit es uns möglich ist, entgegen zu kommen, betont Torsten Maternaers. Der Eigentümer des Gebäudes ist ein Niederländer. Vor Jahren hat er das Gebäude gekauft, lässt es seitdem verfallen. Als ihm die Stadt im Jahr 2012 ein Ultimatum stellte, er solle endlich die baulichen Auflagen erfüllen, damit das Haus kein Sicherheitsrisiko wird, kam er diesen in letzter Minute nach. Seitdem verrottet das Haus wieder. "Die jetzigen Maßnahmen sind natürlich drastisch, sie waren aber nicht mehr vermeidbar", erklärt der Stadtsprecher, der eine Hiobsbotschaft für die Anwohner mitbringt: "Wir können derzeit nicht abschätzen, wie lange die Straßen gesperrt sind."

Weil der Eigentümer im Ausland wohnt, ist die Handhabe der Kommune vergleichsweise beschränkt. "Wir haben den Besitzer jetzt mit einer Ordnungsverfügung aufgefordert, die Problematik zu beseitigen", sagt Matenaers. Also erneut ein Ultimatum. Kommt er diesem nicht nach, könnte die Stadt auch gegen den Willen des Eigentümers handeln. Das allerdings nur mit einem juristischen Verfahren - und das dauert. Da wäre eine Einigung mit dem Besitzer wohl allen Seiten dienlicher. In regem Kontakt scheint man aber nicht gerade zu stehen. "Wir haben eine Adresse, an die werden wir uns nun wenden", sagt Matenaers.

Konkret vom Einsturz bedroht sind die Teile des früheren Hauptgebäudes der Standortverwaltung an der Ecke Reiscopstraße / Mittelstraße sowie ein an die Standortverwaltung angrenzendes Wohnhaus. Ein Statiker hatte die Bauten im Auftrag der Stadt Goch begutachtet und die Gefahren bestätigt.

"Das Beste ist, sie reißen das Ding endlich ab", meint ein Anwohner. Regelmäßig würden Obdachlose in der Ruine übernachten, Jugendliche ihren Mut beweisen.

Vom großen Schornstein auf dem Gelände geht der Stadt zufolge derzeit keine Gefahr aus.

(lukra)
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