Goch/Uedem Stolpersteine in Goch und Uedem verlegt

Goch/Uedem · Der Kölner Künstler Gunter Demnig hatte gestern zwei Ortstermine in der Region. In Goch und Uedem baute er Stolpersteine ins Pflaster ein, die an einstige jüdische Mitbewohner erinnern. Weitere Aktionen werden folgen.

 In Goch hatten sich auch viele Schüler der Leni-Valk-Realschule versammelt, um der Verlegung der drei Steine für Walter, Erna und deren Tochter Leni Valk beizuwohnen. Der Kölner Künstler Gunter Demnig (Mitte) war gestern zur Brückenstraße gekommen, um die Stolpersteine ins Pflaster einzubauen.

In Goch hatten sich auch viele Schüler der Leni-Valk-Realschule versammelt, um der Verlegung der drei Steine für Walter, Erna und deren Tochter Leni Valk beizuwohnen. Der Kölner Künstler Gunter Demnig (Mitte) war gestern zur Brückenstraße gekommen, um die Stolpersteine ins Pflaster einzubauen.

Foto: KLAUS-DIETER STADE

Der Termin am gestrigen Vormittag lag Ursula Arens "besonders am Herzen", wie sie im Vorfeld sagte. Und dabei sprach die Schulleiterin nicht nur für sich, sondern für alle, die mit der Gocher Leni-Valk-Realschule in Verbindung stehen. Schüler, Lehrer, Förderverein und viele mehr. Darum waren bei der Verlegung der ersten drei Stolpersteine in Goch auch alle Klassensprecher und deren Vertreter an die Brückenstraße gekommen. Hier, am letzten selbst gewählten Wohnort der Familie Valk, setzte der Kölner Künstler Gunter Demnig die Steine ein, die von nun an ebenso an das Schicksal der ermordeten Juden erinnern sollen wie der Name der hiesigen Realschule.

 Hilde Devries (Foto) und Schwester Ruth wurden schon verewigt.

Hilde Devries (Foto) und Schwester Ruth wurden schon verewigt.

Foto: PRV

"Der Anstoß zu diesem Projekt kam ja auch von der Schule selbst", erzählt Arens. Sie hatte einen Antrag an den Schulausschuss gestellt, der positiv beschieden wurde. Vor 80 Jahren wurde Leni Valk als Tochter von Walter und Erna Valk (geborene Stein) in Goch geboren und vor 70 Jahren im Alter von neuen Jahren im Vernichtungslager Sobibor ermordet. "Diese beiden Jahrestage nimmt die Leni-Valk-Realschule zum Anlass, durch Stolpersteine an das Schicksal von Leni und ihren Eltern zu erinnern", so die "Initiative Gocher Bürgerinnen und Bürger zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus aus Goch".

Die Eltern von Leni Valk lebten bis zu ihrer Deportation im Dezember 1941 in Goch. Sie überlebten beide mehrere Lager und kehrten danach — trotz allem — nach Goch zurück. Dabei sind die Valks nur ein Beispiel für viele solcher bewegenden Geschichten. Folglich ist für das Frühjahr 2014 in Goch die Verlegung von weiteren 36 Stolpersteinen geplant. Insgesamt sind aus Goch rund hundert Opfer des Nationalsozialismus namentlich bekannt. Ein Faltblatt der Initiative informiert darüber und bittet um Spenden.

Dass die Stolperstein-Verlegungen, die sich der Künstler mit 120 Euro pro Stück bezahlen lässt, bundesweit schon Kritik einstecken musste — unter anderem von der ehemaligen Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, die davon sprach, dass das Andenken "mit Füßen getreten werde" —, ist auch Michael Lehmann vom Uedemer Heimatverein bekannt. "Darum haben wir vorher mit dem Landesverband der jüdischen Gemeinden Nordrhein gesprochen und die zeigten sich sehr aufgeschlossen gegenüber unserem Vorhaben", so Lehmann. Daher waren in Uedem schon Anfang des Jahres 22 Steine verlegt worden. Nun konnte der Erfinder der Stolpersteine weitere 16 von ihnen ins Pflaster der Schustergemeinde einarbeiten. Jeweils einen für Hilde und Ruth Devries gab es schon im Februar dieses Jahres, gestern kamen weitere, darunter zum Beispiel für Emilie Oppenheimer-Löwenthal, die ebenfalls in Uedem geboren wurde und aufwuchs, hinzu. "Damit haben wir die Uedemer Juden jetzt alle berücksichtigt", so Lehmann. Im Januar sollen aber noch mehr Stolpersteine verlegt werden, jene sollen dann an andere Uedemer Opfer des NS-Regimes erinnern. Besonderer Dank galt — sowohl in Goch als auch in Uedem — den Sponsoren.

Mehr als 42 000 Stolpersteine hat Demnig mittlerweile in Deutschland verlegt.

(RP)
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