Goch Störche fühlen sich am Ufer der Niers wohl

Goch · Zwischen Goch und Kevelaer sind auch in diesen Tagen an der Niers Störche gesichtet worden. Für Experten des Nabu ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich die Tiere dort auch im Winter wohl fühlen.

Nasse Füße machen ihnen nichts aus, und auch beim Essen sind sie wenig wählerisch. Ob Froschschenkel oder Regenwurm — Hauptsache, der Storch bekommt eine ordentliche Portion Eiweiß zur Hauptmahlzeit.

Gerade erst wurden einige der majestätischen Zugvögel auf den Wiesen zwischen Kevelaer und Goch gesichtet worden. "Das überrascht mich überhaupt nicht", erklärt Theo Mohn, Nabu-Ortsgruppenleiter in Kevelaer. Er ergänzt: "Durch den Regen steht das Wasser auf den Feldern — die perfekte Umgebung für den Storch." Denn auch Regenwürmer, die auf dem Speiseplan der Störche stehen, kommen dadurch aus der Erde hervor. Also beste Voraussetzungen, den Tieren bei der Futtersuche zuzuschauen.

Dass sich der Storch im Kreis Kleve wieder niederlässt, hängt mit verschiedenen Faktoren zusammen: Zum einen finden die Vögel durch Renaturierungsmaßnahmen entlang der Niers teilweise gute Brutbedingungen, andererseits fliegen einige der Störche nicht zum Überwintern nach Afrika, da ihnen der Zugtrieb fehlt.

Der Grund dafür liegt in der Abstammung der Vögel: Ein niederländisches Institut hat vor einigen Jahren hier in der Gegend Störche aus dem Zoo angesiedelt, die sich dann wiederum mit Wildstörchen gepaart haben. "Und das führt heute dazu, dass sich Jungstörche nicht entscheiden können, ob sie mit Papa nach Afrika fliegen oder mit Mama hier bleiben", erklärt Theo Mohn vom Nabu Kevelaer. Für die Störche scheinen die Wiesen entlang der Niers daher fast so attraktiv wie der warme Süden zu sein.

Besonders berühmt geworden ist der in Europa lebende Weißstorch vor allem in seiner Funktion als "Klapperstorch", der die Babys bringt. Doch für seinen eigenen Nachwuchs sieht es heutzutage oft schlecht aus. Die Trockenlegung und Zerstörung von Feuchtgebieten und Flussauen hat seine Nahrungsquellen stark eingeschränkt. Die Verdrahtung der Landschaft mit Stromleitungen und Weidezäunen wird häufig zur Todesfalle für den großen Vogel. Und die Belastung der Umwelt mit Chemikalien macht ihm das Überleben zusätzlich schwer.

Auch Hermann-Josef Windeln sorgt sich um die Nachkommen der heimischen Weißstörche. "Wenn es im vergangenen Jahr zwei Jungen waren, dann ist das viel", sagt Windeln von der Nabu Ortsgruppe Issum-Geldern. Auch die Renaturierung der Niers als weitere Brutstätte für Störche sieht Windeln skeptisch: "Viele Flächen sind schon sehr zugewachsen. Der Storch braucht eine offene, große Fläche, in der er umherstaksen kann." Gerade sind die Bedingungen auf den Feldern und Wiesen günstig für den Storch — viel Wasser, viel Nahrung.

Aber auch einen anderen großen Vogel zieht es wegen dieser guten Voraussetzungen an den Niederrhein: den Silberreiher. Ihn erkennt man an seinem schneeweißen Gefieder mit gelbem Schnabel und dunklen Füßen. "Seit Jahren als Gast schon hier in der Gegend. Ihn kann man sehr oft dabei beobachten, wie er auch die Regenwürmer aus der Erde zieht, die gerade durch den vielen Regen an die Oberfläche gekommen sind", erklärt Hermann-Josef Windeln von der Nabu Ortsgruppe Issum-Geldern und fügt hinzu: "Aber der Storch ist für mich immer noch der faszinierendste Vogel. Das Klappern, der majestätische Gang — ein sehr attraktives Tier."

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort