Energiewende Stromladesäulen für Gocher und Besucher

Goch · Zehn Säulen sind schon da, weitere sind im Bau oder in der Planung: Stadtwerke investieren und verkaufen eigenen Öko-Strom.

 Diese Ladestation steht am Gocher Marktplatz. Das Schlüsselbund rechts zeigt Lade-Chips, wie sie demnächst auch die Stadtwerke ausgeben. 	RP-Foto: Evers/nik

Diese Ladestation steht am Gocher Marktplatz. Das Schlüsselbund rechts zeigt Lade-Chips, wie sie demnächst auch die Stadtwerke ausgeben. RP-Foto: Evers/nik

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Der Bürgermeister höchstpersönlich saust mit diesem flotten Kleinwagen durch die Gegend und kümmert sich auch selbst um das „Betanken“. Die Reichweite des Wagens ist überschaubar, da bietet es sich bei manchem Termin an, den Wagen mal eben an eine Stromsäule zu hängen. Der BMW i3 der Stadtspitze ist eines von vielen Autos, die künftig leichter als bisher in Goch aufgeladen werden können, denn die Stadtwerke investieren in die nötige Infrastruktur. Im RP-Gespräch erläuterte Stadtwerke-Geschäftsführer Carlo Marks das Projekt.

Jeder, der mit offenen Augen durch die Stadt geht, wird die orange-weißen Säulen im Gocher Stadtwerke-Design bemerken. „Acht Stromladesäulen haben wir in den vergangenen Monaten aufgestellt, zwei ausgetauscht, drei weitere befinden sich im Bau. Ende des Jahres wollen wir bis zu 30 Ladesäulen anbieten können - da warten wir aber erstmal die Markterhebung ab“, sagt Marks. Daran hat er aber spürbar keinen Zweifel, denn die Elektromobilität ist ein großes Thema. „Viel mehr Niederländer als Deutsche fahren schon E-Autos, und wenn sie in Goch einkaufen, wollen sie ihre Fahrzeuge gerne aufladen“, weiß der Stadtwerke-Chef. Er geht davon aus, dass sich immer mehr Menschen nach alternativen Antriebsarten umsehen werden.

Da die Energiewende politisch gefordert ist, gibt es auch eine erhebliche Förderung für Investitionen in die entsprechende Infrastruktur. „Die Förderquote beträgt 40 Prozent. Damit hilft uns das Land dabei, für die Jahre 2018 und 2019 je 183.418 Euro einzusetzen“, sagt Marks. Die Stadtwerke haben sich für die Hardware die Firma Ecotap ausgesucht, an deren Säulen immer zwei Fahrzeuge gleichzeitig aufgeladen werden können. „Tanken“ kann der Nutzer per Ladekarte - ein Chip, der meist an den Schlüsselbund gehängt wird - oder per App. Eine Kommunikation zwischen Handy und Ladepunkt scheint vielen Fahrern besonders praktisch. „Da erfahren Sie nicht nur, wo die nächste Ladesäule steht, sondern auch, ob sie gerade frei ist“, weiß der Bürgermeister aus eigener Erfahrung.

Demnächst wird es auch einen eigenen Chip der Stadtwerke geben, denn Gocher, die Stromkunde des städtischen Versorgers sind, können besonders sparen: „Wir melden die Kunden an Ecotap und sie bekommen einen Nachlass auf den Strompreis in Höhe von fünf Cent pro Kilowattstunde“, erklärt Marks. Der wird in Form von Punkten auf der miteinander-Karte verbucht. Zur Gutschrift muss sich der Nutzer einmal im Jahr bei den Stadtwerken melden, wo die Punkte dann aufgeladen werden. Für das Guthaben kann dann bei den Gocher Einzelhändlern eingekauft werden.

„Wir stellen überall da Stromsäulen auf, wo Kunden sich eine Weile aufhalten und wo das Netz die benötigte Leistung hergibt“, erklärt der Stadtwerke-Geschäftsführer. Am Freizeitbad GochNess zum Beispiel, am Kastell, am Bahnhof, aber auch an der Feuerwache, am Frauentorplatz, an der Post und der Arnold-Janssen-Schule sind die Säulen bereits nutzbar. An der Gustav-Adolf-Schule, der Leni-Valk-Schule und noch einmal am Frauentorplatz sind weitere Stationen in Vorbereitung. „Und danach kommen auch unsere Ortsteile an die Reihe“, freut sich der Bürgermeister. Am Hagebaumarkt soll demnächst sogar eine Schnellladesäule stehen, in der das Aufladen nicht einmal eine Stunde lang dauern soll.

Im Durchschnitt sollte sich jeder, der über die Anschaffung eines E-Autos nachdenkt, darüber im klaren sein, dass der Ladevorgang zwei bis vier Stunden benötigt. Vom kleinen Renault bis zum noblen Tesla sind die Batteriekapazitäten und damit die Reichweiten der Fahrzeuge sehr unterschiedlich. Der Bürgermeister-BMW zum Beispiel verbraucht im ADAC-Test 17,4 kWh auf 100 Kilometern. Für etwa sieben bis acht Euro ist der Tank voll, fahren kann man damit maximal 250 Kilometer.

„So denkt man aber als Fahrer eines Elektrofahrzeugs nicht. Man lädt auf, wenn sich die Gelegenheit bietet, beziehungsweise plant seine Wege danach“, sagt Ulrich Knickrehm. Dieser Tage sei er zum Beispiel im niederländischen Mook gewesen. Während der eineinhalbstündigen Besprechung im Rathaus hing der Wagen an der Stromsäule und hatte damit wieder „Saft“ für weitere 100 Kilometer. Gochs Bürgermeister findet es gut fürs Image seiner Stadt, wenn die Energiewende auch durch Stromsäulen unterstützt wird. „Das zeigt, dass wir modern und weltoffen sind. Nicht zuletzt dem Tourismus dürfte das Projekt gut tun.“

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