Goch Stadt Goch verbietet die meisten Osterfeuer

Goch · Keine Chance für Brauchtumsfeuer in Goch? RP-Leser Hans Hünnekens aus Kessel beklagt, es gebe kaum noch Genehmigungen. Die Stadt sagt: Nicht jeder Haufen Grünzeug ist ein Osterfeuer.

 Meter hoch: Flammen eines Osterfeuers in Goch. Die werden nur noch genehmigt, wenn "Brauchtum" nachweisbar ist.

Meter hoch: Flammen eines Osterfeuers in Goch. Die werden nur noch genehmigt, wenn "Brauchtum" nachweisbar ist.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Keine Genehmigungen — oder nur noch ganz vereinzelte für Osterfeuer auf dem Gebiet der Stadt Goch: Hans Hünnekens aus Kessel ist sauer. "Ich kreide dem Ordnungsamt an, dass man den Vereinigungen, die seit Jahren Osterfeuer angemeldet und durchgeführt haben, erst zwei Wochen vor Ostern mitteilt, dass keine Genehmigung erteilt wird; dies war sicherlich schon vor Jahresfrist bekannt, dass man dieses Ansinnen vorhat. Welche Traditionen will das Ordnungsamt künftig noch verbieten? Eventuell die Martinszüge, gehen doch von den Kerzen in den Fackeln nicht unerhebliche Gefahren aus. Meine Frage: Holt nun das Ordnungsamt ,der guten Ordnung' halber, die Osterfeuerhaufen, die Nachbarn, Vereine etc. gesammelt haben, nun kostenfrei bei den Betroffenen ab? Ein weiteres Zeichen dafür, wie der Amtsschimmel, hier spreche ich von Goch, wiehert."

Amtsschimmel? Torsten Matenaers, Sprecher der Stadt Goch, widerspricht — durchaus energisch. "Dass, und Herr Hünnekens spricht ja davon, eine Nachbarschaft oder Vereinigung ,Haufen ansammelt', um sie vielleicht auf diese Weise durch ein Feuer zu entsorgen, trifft genau den Punkt: Nicht jedes zu Ostern angezündete Feuer ist ein Osterfeuer. Es geht uns darum, Brauchtum zu bewahren. Es geht uns auf der anderen Seite aber auch darum, dass nicht jedes Feuer ein Osterfeuer ist, nur, weil es zu Ostern angezündet wird. Damit tragen wir als Stadt nicht nur dem Umweltschutz-Gedanken Rechnung, es geht auch darum, eine wirkliche Tradition zu bewahren."

Genau aus diesem Grunde habe der Rat Ende 2005 eine neue "ordnungsbehördliche Verordnung für Brauchtumsfeuer" verabschiedet. Darin sei präzise geregelt, dass es eben um Brauchtum gehen müsse. Es sei, so Matenaers weiter, "sicher kein Geheimnis, dass hier und da die Gelegenheit genutzt werden soll, den Garten ,besenrein' zu machen. Genau das wollte der Rat aber mit der Verordnung verhindern: Abfallentsorgung. Das Osterfeuer meines Vereins, meines Verbandes, das der Kirchengemeinde wird es ganz sicher weiter geben. Mehrere Osterfeuer ein und des selben Verbandes aber wiederum machen es dem Ordnungsamt schwer, sie in ihrer Mehr- oder auch Vielzahl noch als ,Brauchtum' erscheinen zu lassen."

Tradition statt Abfall-Abfackeln — das ist die eine Seite. Hinzu kommt seitens Hans Hünnekens der Vorwurf schleppender Antragsbearbeitung beim Ordnungsamt. Zwei Wochen vor Ostern eine Absage, das sei nicht bürgerfreundlich. Torsten Matenaers dazu: "Über einen Antrag kann erst dann entschieden werden, wenn er vorliegt. Und Polemik wie der Vergleich mit Martinszügen hilft doch nicht wirklich weiter."

Goch als "osterfeuerfreie Stadt": "Das wird es mit Sicherheit niemals geben", betonte Torsten Matenaers. "Die Umsetzung der vom Rat beschlossenen Verordnung war über die vergangenen Jahre hinweg ein voranschreitender Prozess. Dass es — wie in vielen anderen Städten und Gemeinden — eine solche Verordnung gibt, ist sicher nicht unbekannt: Alles, was die Tradition nicht bewahrt oder stärkt, sondern nicht wirklich damit zu tun hat, ist nicht mehr genehmigungsfähig." Damit dürften Ostersonntage, an denen sich Gestank auch nach verbranntem Gummi und Kunststoffen übers Land legte, Vergangenheit sein.

(RP)
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