Goch Spiel mit den Farben

Goch · Ingrid Karsten ist seit 20 Jahren Künstlerin. Sie arbeitet mit allem, was ihr in die Hände fällt: Küchenutensilien oder Rost, Acryl oder Edelstahl. Dabei entstehen fantasievolle Werke, die in keine Schublade passen wollen.

Malen ist für sie wie eine Sucht. Und wenn man sich in Ingrid Kastens Haus umschaut, glaubt man ihr jedes Wort. An den Wänden hängen einige ihrer vielen Werke, hier und da stehen eigens geschaffene Skulpturen.

Alles zusammen scheint eine Eigendynamik zu entwickeln, sich zu einem einzigen großen Kunstwerk zusammenzufügen. Sich satt zu sehen scheint unmöglich, zu abwechslungsreich sind Karstens Motive, zu unterschiedlich ihre Methoden und Materialien.

Große Formate

Die facettenreichen Werke wollen in keine Schublade passen, die Definition ihres eigenen Stils fällt nicht leicht. "Ich arbeite modern, manchmal ganz konkret, mal sehr abstrakt, aber immer was ich denke und fühle", sagt Ingrid Karsten. Sie bearbeitet Papier mit Textilverhärter so, dass es sich in Metall zu verwandeln scheint, abstrakte Gesichter in leuchtenden Farben reihen sich neben grauen Industrielandschaften ein.

Am liebsten arbeitet sie dabei großformatig. "Kunst braucht Raum, meine Kunst besonders", sagt sie. Für Karsten sei die künstlerische Tätigkeit ihr Glück und ihre Erfüllung, etwas anderes zu machen könne sie sich mittlerweile schon gar nicht mehr vorstellen.

Dabei hat alles ganz klein angefangen. Vor 20 Jahren saß sie am Frühstückstisch und las in der Zeitung von einem Kunst-Workshop: "Malen auf großen Leinwänden" von Minu Ghedina. Kurz entschlossen meldete sie sich an — der Beginn einer Künstlerkarriere. "Nach 30 Minuten war mir klar, dass Malen das ist, was ich immer gesucht habe", berichtet sie.

Ihre Inspirationen holt sich die Gocherin aus ihrem Umfeld und folgt dann ihrem Bauchgefühl. Darum habe sie auch nie überlegt, langfristig aus Goch wegzuziehen. "Mir gefällt es hier, die Ruhe ist perfekt für mein Arbeiten." Künstlerische Vorbilder hätten ihre Werke nicht, auch wenn sie gerne Ausstellungen besuche. Zuletzt habe sie unter anderem die des Bildhauers Günther Zins sehr fasziniert.

Vor ihrer ersten Ausstellung sei sie sehr aufgeregt gewesen, das Lampenfieber komme aber vor jeder neuen zurück. "Das Kribbeln ist wichtig, damit keine Routine aufkommt, man weiß nie, wie die Menschen reagieren. Um so toller ist das Gefühl, wenn man Zuspruch von den Besuchern erhält." Und Zuspruch erhält Karsten viel.

Tausende Besucher begeisterten sich für ihre Ausstellungen auf Gut Graefenthal in Asperden und zuletzt in der Liebfrauenkirche in Goch zusammen mit Maria Carrasco und Theodoor Peters. Ihre Werke verkauft sie meistens auf Ausstellungen oder durch private Empfehlungen.

Einzelstücke

Ingrid Karsten fällt es jedes Mal schwer, sich von ihren Werken zu trennen. "In jedem Bild steckt ein Teil von mir, egal ob ich nur ein paar Stunden oder mehrere Tage daran gesessen habe", erzählt sie. Eine Zigeunerin in weißer Kleidung vor leuchtendem Hintergrund in Acryl ist dabei aber eins der wenigen Bilder, die unverkäuflich sind. Es sei in einer für sie sehr emotionalen Zeit entstanden und daher ein ganz besonderer Schatz. Momentan gefällt ihr auch ein in bunten Farben gemaltes Gesicht, dass sich zu einem ihrer absoluten Lieblingsstücke mausert.

Zuletzt hat Ingrid Karsten bei der Kulturnacht in Bonn und der FuWe GmbH in Krefeld ihre Arbeiten präsentiert. Die nächsten Ausstellungen befinden sich für kommendes Jahr in Planung, ein konkreter Termin steht aber noch nicht fest. Allen, die selber mal das Malen ausprobieren wollen, empfiehlt sie: Einfach anfangen und dem Bauchgefühl folgen. So habe sie ja schließlich auch mal gestartet.

(RP/jul)
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