Goch/Sonsbeck/Xanten Sonsbeck ist seine Lieblingsgemeinde

Goch/Sonsbeck/Xanten · Herbert Veltkamp aus Xanten wird Dienstag 80 Jahre alt. Am Freitag feiert der ehemalige Sonsbecker Gemeindedirektor, der in Goch geboren und aufgewachsen ist und dort seine Ausbildung zum Diplom-Verwaltungswirt gemacht hat, seinen runden Geburtstag.

Mit Familie, Freunde und Gefährten.

Es müssen diese 20 Minuten Mittagsschlaf sein, die diesen Mann so hellwach machen. 20 Minuten, jeden Tag, tief und fest - und das seit seinem 20. Lebensjahr. "Das habe ich schon immer so gemacht", sagt Herbert Veltkamp. Er sitzt am Esstisch, vor ihm steht eine bunte Keramiktasse, gefüllt mit frischem Filterkaffee, dazu ein Stück gedeckter Apfelkuchen. Veltkamp atmet tief durch, blickt zufrieden drein. Auch seine Frau Hedy schaut glücklich aus, sie lacht, sagt leise: "Mein Mann konnte schon immer gut die Tür zu machen." Heute steht sie offen. Denn Veltkamp wird 80 Jahre alt. Gefeiert wird der runde Geburtstag am Freitag mit Familie, Freunden und Weggefährten in seiner, wie er sagt, "Lieblingsgemeinde Sonsbeck".

Veltkamp, Vater von zwei verheirateten Söhnen, ist gar kein Sonsbecker. Im Gegenteil, seit mehr als 20 Jahren ist die Domstadt Xanten seine Wahlheimat. Geboren wurde er in Goch, am 19. Juni 1938 als Sohn einer stark katholisch geprägten Familie. Dort wuchs er auf, dort ging er zur Schule, dort fand er nach der mittleren Reife den Weg ins Rathaus. Der damalige Leiter der Handelsschule, er hieß Eberhard Arens, empfahl ihm, diesen Weg zu gehen. "Ich hatte mich damals auch bei der Margarine Union in Kleve beworben. Im Nachhinein bin ich froh, dass es nicht so gekommen ist", sagt Veltkamp. Dabei ist zu erwähnen: Er hat nie verwaltet. Bis zum letzten Tag hat es ihm, Freude gemacht, für die Bürger zu arbeiten. Das hat ihn weit gebracht.

So war es Veltkamp, damals 31 Jahre jung, der die organisatorische Umsetzung der kommunalen Neugliederung in Goch gemanagt hat. "Das war eine Herausforderung. Drei Verwaltungen - vom Personal über die Organisation bis hin zum neuen Wappen - mussten innerhalb von drei Monaten zusammengeführt werden", sagt Veltkamp. Er erinnert sich: "Zu dieser Zeit war ich oft spät im Bett, sehr oft erst nach 24 Uhr zu Hause." Wie muss sich eine Stadt, die auf einen Schlag von 16.500 auf 27.000 Einwohner wächst, neu aufstellen? Wo können die Ämter untergebracht werden? All diese Fragen hat er 1969 zur vollsten Zufriedenheit des damaligen Stadtdirektors Hermann-Josef Riemen beantwortet. Noch im gleichen Jahr wurde er Leiter des Gocher Hauptamtes, war zuvor schon zum Geschäftsführer des Umlegungsausschusses befördert worden. Das heißt: Er entwickelte Baugebiete, siedelte Betriebe aus dem Zentrum aus und war unter anderem für die Grundlagen der Gocher Rampenbrücke verantwortlich. "Ich war jung, ich habe Gas gegeben", sagt Veltkamp. Als er von all diesen Projekten erzählt, macht er eine Faust, aus seinem Mund und aus seinen Augen lächelt sein Herz. "In Goch habe ich unheimlich viel gelernt." Gereicht hat ihm das allerdings nicht. Veltkamp wollte weiterkommen. Selbstständig wirken.

Also schrieb er eine Bewerbung. Eine von insgesamt 36, die in Sonsbeck einging. Veltkamp überzeugte. 1972 wurde er dort Gemeindedirektor. Sein Ziel: Der Gemeinde einen eigenen Stempel aufdrücken. "In Goch hatte ich gerade den Stadtentwicklungsplan koordiniert. Das hat mir so viel Freude bereitet, das wollte ich auch in Sonsbeck machen." Gesagt, getan, der Rat gab grünes Licht. "Und wenn ich heute in der Zeitung lese, dass dieser noch immer nicht fortgeschrieben werden muss, dann haben wir damals nicht so viel falsch gemacht", sagt Veltkamp. Besonders stolz ist er auf die Verlagerung zweier Bauernhöfe aus dem Ortskern, der Warengenossenschaft und der Kläranlage des Niers-Verbandes. "Das war essenziell für die Ortskernerweiterung." Auch der Sportpark und der Aussichtsturm liegen ihm am Herzen. Auch wenn ihm das viel Überzeugungsarbeit gekostet hat. Nicht überzeugen konnte er die Politik von der Umgehungsstraße. "Das bedauere ich heute noch sehr."

1983 verließ Veltkamp die Gemeinde. "Aus persönlichen Gründen", sagt er damals wie heute. Für seine Frau Hedy und ihn, so sagen es beide, war es "die wichtigste Entscheidung im Leben." Das Paar zog nach Breckerfeld (Ennepe-Ruhr-Kreis), dort wurde Veltkamp Stadtdirektor. Vier Jahre später zog es ihn an den Rhein zurück, als Erster Beigeordneter der Stadt Voerde.

"Ich war auf einmal die Frau des Stadtdirektors", sagt Hedy Veltkamp über den Neustart. Heute ist es andersherum: "Jetzt ist er der Mann der Künstlerin." Der Mann, der nach seiner Pension zwei Semester Kunstgeschichte studiert hat und von 1999 bis 2001 Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes Xanten war. Vor mehr als zehn Jahren begründeten beide den Kunstmarkt "KleinMontMartre". "Er war das Herz und ich die Seele" erinnert sich Hedy Veltkamp. Im vergangenen Jahr war sie dann für die erste Kunst-Zeit des FZX an der Südsee verantwortlich. In der Zwischenzeit nahmen sich die Veltkamps eine lange Auszeit. "Wir sind fünf Jahre mit dem Wohnmobil durch Europa gereist", sagt Veltkamp. Beide schauen sich an. Lächeln. Es wird bestimmt nicht die letzte Reise in ihrem Leben gewesen sein.

(RP)
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