Sommerkirmes in Goch Der Hitze einfach mal davonfliegen

Goch · Bei solchen Temperaturen erlebten die Gocher ihre Kirmes noch nicht häufig: 35 Grad waren zu viel, um die Bürger in großer Anzahl zum Fassanschlag zu locken. Die Jugend genoss allerdings die Stunde Karussellfahren zum halben Preis.

Für den Nachwuchs ein geliebter Klassiker: in gemäßigtem Tempo fröhlich im Kreis „fliegen“ und sich bewundern lassen.

Für den Nachwuchs ein geliebter Klassiker: in gemäßigtem Tempo fröhlich im Kreis „fliegen“ und sich bewundern lassen.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Kaum jemand hatte sich pünktlich um 14.30 Uhr zur Kirmeseröffnung auf dem Marktplatz eingefunden. Der Schützenzug marschierte leicht verspätet Richtung Rathaus, erst nach und nach stellten sich einige Bürger am Straßenrand auf. Musik gab’s, Schützen in Uniformen und Damen in prächtigen Kleidern – aber erstmal keinen Bürgermeister, denn Ulrich Knickrehm war, wie später zu erfahren war, nicht schnell genug von einem vorangegangenen Termin weg gekommen.

Organisator Torsten Matenaers entdeckte unter den wartenden Gochern immerhin einen stellvertretenden Bürgermeister, und flugs fand sich Franz van Beek trotz Freizeitkleidung mit dem Mikrofon in der Hand auf der Rathaustreppe wieder. Er begrüßte die Abordnungen des Schützenvereins Pfalzdorf, der Schützen aus Hülm-Helsum, aus Nierswalde, von der Georgiusgilde und aus Kessel-Nergena.

 Der „Rock-Express“ rechts brachte Kleine und etwas Ältere gleichermaßen zum Jubeln.

Der „Rock-Express“ rechts brachte Kleine und etwas Ältere gleichermaßen zum Jubeln.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Damen, die Blumen erwarteten, wurden vertröstet, denn die Sträuße waren noch im Bürgermeister-Büro eingeschlossen. Bevor es allerdings zur Vergabe der Schützenpokale kam, eilte der hauptamtliche Bürgermeister dann doch herbei und konnte die Übergabe selbst vollziehen. Er dankte für den „tollen Umzug und schönen Aufmarsch“, die dem Tag eine besondere Note verliehen. Der dritte Preis ging an die Schützen aus Nierswalde, der zweite an die Gilde Hülm-Helsum, und bejubelt wurde Platz 1 für die Pfalzdorfer.

Als Vertreter der Schausteller begrüßte Dirk Janßen die Gäste, die sich bis Dienstag möglichst zahlreich auf dem Rummelplatz tummeln sollen. Und er hoffte natürlich, dass sich niemand abhalten lässt, nur weil eine angekündigte Attraktion fehlt: Der „Booster“ ist nicht dabei. „Das ist schon sehr ärgerlich, denn unser aller Geschäft steht und fällt mit attraktiven Fahrgeschäften“, sagte Janßen. Der niederländische Kollege hatte sich offenbar zu spät um die Verlängerung der Genehmigung seiner Anlage durch die Bauaufsicht gekümmert. „Das ist zwar nur ein fehlender Stempel, aber wenn was passiert, stellen sich die Versicherungen quer. Und wer will dann seinen Kopf hinhalten?“ Für Janßen eine klare Sache, dass es ohne den „Booster“ gehen musste. „Wir haben den Platz dann etwas offener gestaltet, den ,Kesseltanz‘ vom Klosterplatz auf den Marktplatz geholt – so waren die Fahrgeschäfte dann doch noch ganz gut verteilt“, erklärte Marktmeister Georg Kröll, der künftig andere Aufgaben in der Verwaltung übernimmt.

Bürgermeister Ulrich Knickrehm (rechts) serviert den Gochern ein kühles Kirmes-Bier.

Bürgermeister Ulrich Knickrehm (rechts) serviert den Gochern ein kühles Kirmes-Bier.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Nur wenige Gocher trauten sich bei der ungewohnt heftigen Hitze gegen Mittag schon ein oder gar mehrere Bier zu. Am Abend schmeckten Pommes, Würstchen und Kaltgetränke sicherlich so gut wie immer, aber die ersten Kirmesstunden waren doch etwas für Hartgesottene. Nur die Kinder, die labten sich verlässlich an Popcorn und Zuckerstangen und bevölkerten die Karussells. Plüsch-Einhörner aus der Losbude zogen sehnsüchtige Blicke auf sich. Wie immer galt in der ersten Stunde „halber Preis“ – für viele ein unwiderstehliches Angebot. Für die Kleinsten waren das Kinderkarussell und die Flugzeuge toll, Rock-Express und Autoscooter sprachen Jugendliche und Erwachsene an. Der „Magic Fly“ und der „Kesseltanz“ hatten ihr mutiges Publikum unter den Heranwachsenden.

Wer sich angesichts der Entscheidung des Klever Rats, den Klimanotstand zu erklären, fragt, ob es denn künftig noch Abschlussfeuerwerke zur Kirmes geben wird, dem sei versichert: in Goch bestimmt und in Kleve vermutlich auch. „Das ist ja schließlich ein Geschenk der Schausteller an die jeweilige Stadt. Da müsste die Verwaltung uns die Genehmigung versagen – ich glaub’ nicht, dass das passiert“, so Janßen. Außerdem sei die Kirmes von jeher (zumindest in manchen Bereichen) ganz schön umweltbewusst: „Bei uns gibt’s Wurst im Brötchen mit einer Papierserviette, da kann sich mancher Imbiss eine Scheibe von abschneiden“, stellte der Schausteller-Chef fest.

Bis Dienstag kann nun in Goch eine ganz normale Sommerkirmes gefeiert werden. Noch immer auf dem Marktplatz und dem noch nicht bebauten Tertiarinnenplatz, vier Tage lang und mit Feuerwerk am späten Dienstagabend. Die Hitze soll nachlassen.

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