Gocher Prinzenkür 2020 Ein Märchen in Schwarz-Gelb

Goch · Mit 1200 Gästen und vielen Aktiven feierten Julia I. Giesen und Johannes V. Knops ihre feierliche Prinzenkür im Gürzenich von Goch.

 Was für ein Bild: Prinzessin Julia I., Prinz Johannes V., Bürgermeister Ulrich Knickrehm, Ex-Prinzessin Lisa II., Ex-Prinz Christian II., Jürgen Hemmers sowie die Funken und Gardemänner des Kolping-Karneval-Komitee.

Was für ein Bild: Prinzessin Julia I., Prinz Johannes V., Bürgermeister Ulrich Knickrehm, Ex-Prinzessin Lisa II., Ex-Prinz Christian II., Jürgen Hemmers sowie die Funken und Gardemänner des Kolping-Karneval-Komitee.

Foto: Klaus-Dieter Stade (kds)

Ihr Märchen wurde wahr: Julia Giesen (32) und Johannes Knops (49) sind seit Freitagabend Gochs 67. Prinzenpaar. Kraft seines Amtes kürte Bürgermeister Ulrich Knickrehm den Elektromeister und die Augenoptikerin aus Goch um Punkt 20.14 Uhr zu Johannes V. und Julia I. Damit hat die Stadt wieder ein Prinzenpaar, das nach eigenen Angaben allen „eine märchenhafte Session“ wünscht. „Wir sind stolz darauf, in unserer Vaterstadt das Prinzenpaar zu sein“, sagte Johannes V. unmittelbar nach der Übergabe der Insignien. Die ersten Worte von Julia I. waren: „Wir sind froh, hier oben angekommen zu sein.“ Beide blickten in den Saal, in Gochs Gürzenich, wo 1200 Gäste die feierliche Kür verfolgten. Beide waren sprachlos. Vor Glück.

Die märchenhaften Figuren: Im Mittelpunkt der Gocher Prinzenkür stand natürlich das Gocher Prinzenpaar. Das sind in dieser Session Julia Giesen und Johannes Knops. Sie tanzt seit Kindesbeinen in den Kolping-Garden, er ist seit 1986 mit dem Karnevalsvirus infiziert. Damals stellte das Kolping-Karneval-Komitee (KKK) 1885 Goch zum zweiten Mal das Prinzenpaar. Johannes V. und Julia I. sind nun das siebte. Die wohl schönste Beschreibung des neuen Prinzenpaares am Abend machte Christian Rothgang, KCC-Prinz aus dem vergangenen Jahr: „Euer Karneval ist bodenständig und einfach. Ich freue mich, das Zepter überreichen zu dürfen.“ Recht hatte er. Der Gardetanz der KKK-Funken auf einem Medley von „Celebration“, „I just can’t get enough“ und „Don’t forget these days“ war schlicht, aber märchenhaft schön. Und obwohl den 18 Mädchen (am Freitag tanzten nur 17 Funken) insgesamt 250 Auftritte bevorstehen, verzichten sie auf einheitliches künstliches Haar. Die beiden Adjutanten des Prinzenpaares, Frank Goossens und Torsten Matenaers, konzentrierten sich ebenfalls voll und ganz auf die Hauptaufgabe: Prinz und Prinzessin den Rücken stärken. Vorbildlich.

Die Gocher Prinzenkür steht und fällt aber auch mit der Moderation, mit dem Sitzungspräsidenten. Seit zwei Jahren hat dieses ehrenwerte  Amt Jürgen Hemmers aus Asperden inne. „Wie eine sichere Bank“, so sagte es ein Besucher, führte er durch das 312 Minuten lange Programm, war aber immer dann am besten, wenn er nicht von seinen Moderationskarten ablas. „Tim ist natürlich Gardist bei der Feuerwehr. Er tanzt ihr aber trotzdem nach der Pfeife“, so korrigierte Hemmers seine erste Aussage über den Lebensgefährten der Prinzessin. Das Lachen der Zuschauer war auf seiner Seite. Gerne mehr davon.

Die märchenhafte Kulisse: Was man aus einer Turnhalle alles machen kann, darüber staunen selbst die auftretenden Künstler. Tatsächlich haben die mehr als 300 Mitglieder des Kolping Karneval Komitee den Gocher Gürzenich in eine märchenhafte Welt verwandelt. Schwarze Schieferplatten, gelbe Leuchtarmbänder – die Farben des Abends waren gesetzt. 

Der märchenhafte Mix: Die Gocher Prinzenkür ist, sagen wir einmal, ein Mix aus kölsche Fastelovend, Show und Sehen und Gesehenwerden. Für das Programm zeichnet das Festkomitee Gocher Karneval (RZK) verantwortlich. Das Gocher Prinzenpaar bringt lediglich einen Überraschungsgast mit. Das war in diesem Jahr „J. P. Weber“ – und was soll man sagen: Er war mit das Beste des Abends. In Nullkommanichts drehte er die Stimmung im Saal. „Sie dürfen jetzt übrigens wieder lachen.“ 24 Minuten später sagte er zu Recht: „Jetzt haben wir den Saal wieder repariert, jetzt seid ihr wieder gut drauf.“ 1200 Zuschauer applaudierten, forderten lautstark die erste „richtige“ Zugabe des Abends. Und auch, wenn man nicht alles verstehen konnte, J. P Weber, die Kölner Flitsch, die seit 20 Jahren Mandoline spielt und so schön scharf erzählt (“Der Tod gehört zum Leben, guckt euch nur den Elferrat an“), sang sich spätestens mit dem letzten Lied in die Herzen der Zuschauer. Wer am Freitagabend davon noch nicht genug bekommen hat, dem sei gesagt: Am 27. März, 20 Uhr, ist er mit seinem Programm „Vun all minger Fähler“ im Goli-Theater an der Brückenstraße zu sehen und zu hören.

 Prinzessin Julia helau, Prinz Johannes helau, Goch helau: Für Bürgermeister Ulrich Knickrehm die wohl schönste Aufgabe.

Prinzessin Julia helau, Prinz Johannes helau, Goch helau: Für Bürgermeister Ulrich Knickrehm die wohl schönste Aufgabe.

Foto: Klaus-Dieter Stade (kds)

Kein Kölner, sondern ein Hamburger Hesse ist Thorsten Bär. Nach dem grandiosen Auftritt von J.P. Weber hatte er es am Freitagabend natürlich schwer. Doch je länger er auf der großen Bühne stand, desto besser wurde sein „Der Bär ist los“-Programm. Vor allem als Stimmenimitator bekannter TV-Stars konnte „das Bärchen“ in Goch überzeugen. Leider andersherum war das bei Christian Pape. Nur sein Schluss-Appell – „Lachen ist wichtig, gerade in der heutigen Zeit. Wer immer nur nach rechts schunkelt, kippt irgendwann von der Bank. Karneval ist von der Tradition her bunt“ – bekam anerkennenden Applaus.

 JP Weber war der Überraschungsgast des Prinzenpaares.

JP Weber war der Überraschungsgast des Prinzenpaares.

Foto: Klaus-Dieter Stade (kds)

Nicht einfach hatte es auch K6. Das Power-Sextett vom Niederrhein präsentierte sich mit Alexander Bernatzki (Gesang) und Norbert Peters (Gesang und Keyboard) erstmals in neuer Formation und fungierte als Eisbrecher. Man merkte: Der Generationenwechsel ist vollzogen, K6 ist rockiger geworden. Die Kultband folgt damit dem Trend.

 Trendsetter in Sachen Kölschrock: Die Band Miljö rockte die Bühner im Gocher Gürzenich.

Trendsetter in Sachen Kölschrock: Die Band Miljö rockte die Bühner im Gocher Gürzenich.

Foto: Julia Lörcks

Trendsetter hingen sind Miljö. Was schwedisch klingt, ist eine deutsche Band aus Köln, die hauptsächlich Kölschrock spielt und im Kölner Karneval aktiv ist. „Wolkeplatz“ aus dem Jahr 2016 ist sicherlich ihr bekanntestes Lied, „Kölsch statt Käsch“ und „Schöckelpääd“ (beide aus dem Jahr 2017) sind ihre Nachfolgehits. Die fünf Jungs kamen wie J.P. Weber bodenständig herüber, sie trugen Jeans, T-Shirt oder Longsleave, waren unrasiert. Sie stellten die Art und Weise des Kölner Karnevals in den Mittelpunkt, nahmen damit die Gocher Bühne ein und kamen beim Publikum besonders gut an. Der Saal stand auf, forderte die Zugabe nach der Zugabe. „Sorry, die gibt es leider nicht“, sagte Sänger Mike Kremer schulterzuckend.

 Der neue Sänger von K6: Alexander Bernatzki.

Der neue Sänger von K6: Alexander Bernatzki.

Foto: Klaus-Dieter Stade (kds)

Nicht zu vergessen auch die auftretenden Tanzgarden aus Goch. Die Tanz- und Reitergarde des Clubs der Pferdefreunde, die Tanzgarde der Interessengemeinschaft Pfalzdorfer Karneval (IPK) und die Funken des Karnevals-Club-Concordia (KCC) zeigten ihre aktuellen Showtänze. Ganz große Klasse.

Die märchenhaften Zuschauer: Das Who is Who aus Goch und Umgebung besucht die Prinzenkür. Angefangen von den Bürgermeistern aus Goch, Kalkar, Bedburg-Hau, Uedem und Kranenburg bis hin zu Kandidaten, die es werden wollen: Jan Baumann von der CDU zum Beispiel. Die Vertreter der Premiumsponsoren – Carlo Marks von den Stadtwerken Goch (bestes Outfit des Abends) sowie Thomas Müller und Stefan Eich von der Verbandssparkasse Goch-Kevelaer-Weeze – samt Gästen. Johannes Jahnsen von der Volksbank an der Niers durfte natürlich auch nicht fehlen. Unternehmer (Nutzfahrzeuge Wolters, Siebers Tiefbau, Gofa) waren ebenso vor Ort wie Gocher Geschäftsleute (Juwelier Schotten). Aber auch Prinz und Prinzessin aus Kleve, Kranenburg und Bedburg-Hau ließen es sich nicht nehmen und feierten in Goch Karneval. Was in Köln als Klüngel bezeichnet wird, ist hier der Thekentratsch. So sagte ein Besucher: „Die interessantesten Geschichten sind sowieso vorne an der Theke zu hören.“ Spätestens um 0.23 Uhr, nach 312 Minuten Gocher Prinzenkür, hatten sich dort alle versammelt.

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