Uedem So geht man miteinander um

Uedem · Toben, reden, fair miteinander umgehen: An der Geschwister-Devries-Grundschulein Uedem hilft ein Programm den Viertklässern beim Erwerb sozialer Kompetenzen.

Erst einmal eine Runde mit den Bällen durch die Halle toben und ein wenig Energie rauslassen – dann lassen sich die zehn Jungen auf die dicke blaue Matte in der Ecke der Sporthalle fallen. Dort sitzen bereits die beiden Sozialpädagogen Thomas Binn und Hannes Lipka. Im Rahmen des "gewaltpräventiven Programms zur Körperwahrnehmung, Konfliktbewältigung und zum Erwerb sozialer Kompetenzen" in der Grundschule setzen sich die Viertklässler sowohl mit dem angemessenen Umgang untereinander als auch Erwachsenen gegenüber auseinander. Und sie lernen ebenso, auf die eigenen Gefühle zu achten und sie sozialverträglich zu äußern.

Gefühlsrunde

Dass das in der Theorie einfacher ist als oft im täglichen Umgang, das erfahren die Jungen immer wieder. Eine kleine Stichelei hier, ein Rempler dort, das kann schon für Zündstoff sorgen, ohne dass es beabsichtigt war. Mit einem "Ruhe jetzt!" verschafft sich Thomas Binn, der heute der Moderator ist, die nötige Gesprächsfreiheit. Nach dem Verlesen des Programms für die nächsten 90 Minuten steht die Gefühlsrunde an, in der die Viertklässler nacheinander erzählen, wie die vergangene Woche gelaufen ist. Mit Hilfe von kleinen Kärtchen können sie ihren Gefühlen ein Gesicht verleihen. Da kann eine Zahnspange oder ein guter Test Glück bedeuten, eine schlechte Note beispielsweise die Woche versauen. Danach gibt es wieder eine Runde "auspowern" beim Spiel "Krankenstation".

Schnell sind die Regeln erklärt, der Fänger kann starten. Zu Sechst schleppen die Jungs vergnügt den abgeschlagenen und daher auf dem Boden liegenden Hannes Lipka auf die "Krankenstations"-Matte. Die beiden Trainer spielen aktiv mit, machen es den Teilnehmern keineswegs leicht. Als der Übermut bei Einigen überhand nimmt, wird die Truppe wieder auf der Matte zusammengeholt. Kraft ausleben ist wichtig und macht Spaß, aber nur in kontrollierten, sozialverträglichen Bahnen, das wollen die Betreuer vermitteln.

Rollenspiel

Im Rollenspiel danach suchen die Kinder gemeinsam nach einer Lösung, wie sie beweisen können, dass Pascal zu wenig Wechselgeld vom Händler erhalten hat. Gemeinsam bekommen die Zehn, mit kleinen Anstößen seitens der Trainer, eine gute Beweisführung hin. Die Gruppenstärke ist am Limit. Zehn, maximal zwölf Jungen ist das Äußerste, "mit mehr ist es nicht zu machen", erklärt Thomas Binn. Man wisse, dass die Jungen inzwischen die Stiefkinder der Gesellschaft seien. "Um der Vielfältigkeit vom Junge/Mann sein gerecht zu werden, ist das Programm so, wie es jetzt läuft", erläutert der Trainer, bevor er sich wieder ins Getümmel stürzt.

(RP)
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