Goch Selbstverteidigung mit Gebrüll

Goch · Im Haus Langenberg findet bis Ende November ein Seniorenseminar statt, bei dem es unter anderem um Selbstbehauptung, Kriminalitäts- und Unfallprävention geht. Die Beteiligung ist doppelt so hoch wie erwartet.

 Der Älteste macht's vor: Ein selbstbewusstes Auftreten ist im Zweifelsfall sehr wichtig.

Der Älteste macht's vor: Ein selbstbewusstes Auftreten ist im Zweifelsfall sehr wichtig.

Foto: Gottfried Evers

Herr Meier ist zwar nicht mehr ganz so gut zu Fuß, schreien kann er aber noch — und das richtig laut. Beim siebten Teil des Seniorenseminars im Haus Langenberg drehte sich gestern alles um Selbstbehauptung und Selbstverteidigung —notfalls mit Gebrüll. Kursleiterin Ute Theunissen spricht mit den Teilnehmern über Erlebtes, gibt Ratschläge und spielt schon mal Lebenssituationen nach. Das mag dem einen oder anderen vor der Gruppe noch peinlich sein, kann im Ernstfall aber dazu führen, richtig zu handeln.

Wichtig sei immer, einen sicheren Stand zu haben, sagt Theunissen. Und sie weiß, worüber sie spricht, schließlich kommt sie vom Polizei-Kommissariat Vorbeugung aus Goch, vom Fach also. Der Schlüssel liege darin, die brenzlichen Situationen richtig einzuschätzen. "Hören sie auf ihr Bauchgefühl, das hat sehr oft Recht", rät Theunissen. "Der Bauch ist bei den meisten eh dicker als der Kopf", fügt sie augenzwinkernd hinzu und löst Gelächter aus. Wer lacht, merkt sich manche Dinge leichter. Und das Thema ist ja schon ernst genug.

Die Senioren sollten sich im Zweifelsfall umschauen, wer ihnen helfen kann, laut auf sich aufmerksam machen. Eine Teilnehmerin hat schon solch eine Erfahrung im Urlaub gemacht. Als sich ihr ein Unbekannter von hinten näherte, machte sie sich durch lautes Schreien bemerkbar und konnte ein junges Pärchen dazu animieren, ihr zu helfen.

Heikle Situationen gibt es aber noch andere, in Bussen und Bahnen zum Beispiel. Wenn man dort auf Betrunkene trifft, solle man sich von vorne herein möglichst weit von ihnen weg setzen, um nichts zu provozieren. Auch hier gilt es, Maß zu halten und nicht über zu reagieren. "Sobald aber jemand handgreiflich wird oder das Abteil als Toilette benutzt, sollte man die Polizei rufen", sagt Theunissen.

Wenn sich jemand verdächtig verhält, reiche es oftmals auch, ihm in die Augen zu schauen und ihm somit deutlich machen, dass er beobachtet wird. Doch was tun, wenn man fremden Leuten nicht gerne in die Augen blickt? Die Kommissarin rät: "Suchen Sie sich einen Punkt knapp oberhalb der Augenbrauen und schauen Sie darauf. Der gegenüber merkt überhaupt nicht, dass Sie ihm gar nicht direkt in die Augen schauen." Die wichtigste Botschaft des Vormittags: Auch wenn Wegschauen manchmal einfacher scheint, Zivilcourage ist wichtig und richtig.

Selbstbehauptung ist nicht das einzige Thema des Seminars. So werden auch die Vor- und Nachteile der neuen Medien dargestellt und erklärt, wie das Haus einbruchsicher gemacht werden kann. Immer mit Witz und immer lebensnah.

(lukra)
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