Leben in Weeze Vom Petrusheim ins eigene Heim

WEEZE · Seit 120 Jahren ist das Petrusheim ein Zuhause für Menschen mit Problemen. Doch inzwischen gibt die Einrichtung die Chance, selbstständig zu wohnen.

 Das Petrusheim in Baal ist Heim für Obdachlose, von hier aus gibt es auch Hilfe dabei, eine eigene Wohnung zu finden.

Das Petrusheim in Baal ist Heim für Obdachlose, von hier aus gibt es auch Hilfe dabei, eine eigene Wohnung zu finden.

Foto: ja/Mokwa

Hans-Oskar Brinkmann ist fußballbegeistert. „Das ist meine große Leidenschaft“, sagt der 61-Jährige und strahlt. Er spielt bei den Altherren des TSV Weeze, trainiert das Fußball-Team des Petrusheims. Das macht ihm Spaß, dafür brennt er, wie er begeistert erzählt. Ebenso erzählt er aber auch davon, dass es nicht immer einfach in seinem Leben war. Seine Partnerin war alkoholkrank, er kam ins Petrusheim, hatte aber immer das Ziel, hier wieder auszuziehen. Er wollte auf eigenen Beinen stehen, seine eigene Wohnung haben.

2009 gehörte Hans-Oskar Brinkmann dann zu den ersten, die über das Projekt „Ambulant Betreutes Wohnen“ das Heim verlassen und in die eigenen vier Wände ziehen konnte. Dafür ist er den Betreuern bis heute dankbar, den Kontakt zum Petrusheim hat er nie abreißen lassen. Das gibt ihm Rückhalt, hier hat er seine Lebensaufgabe gefunden. Jeden Tag fährt er mit dem Roller von Weeze raus nach Baal zum Petrusheim und arbeitet hier mehrere Stunden ehrenamtlich. Auch an Aktivitäten des Heims wirkt er mit.

 Hans-Oskar Brinkmann ist begeistert davon, selbstständig wohnen zu können, aber das Team des Petrusheims im Rücken zu haben.

Hans-Oskar Brinkmann ist begeistert davon, selbstständig wohnen zu können, aber das Team des Petrusheims im Rücken zu haben.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Und da zum Konzept des „Ambulant Betreuten Wohnens“ eben auch die Betreuung gehört, steht Brinkmann im ständigen Kontakt mit den Sozialarbeitern des Petrusheims. „Mir muss man auf die Zehen treten, damit ich zum Arzt gehe“, sagt er. Auch um Behördengänge drückt er sich gerne herum. Die Hilfe nimmt er immer noch in Anspruch. Doch auch hier zeigt sich, welchen positiven Einfluss es hat, dass Brinkmann inzwischen so gut es geht sein eigenes Leben führt. „Anfangs bekam er vier Stunden Betreuung in der Woche, heute reicht eine Stunde aus“, erläutert Wilmie Hendrickx vom Bewo-Team.

Das Projekt „Betreutes Wohnen“ (Bewo) will das Team des Petrusheims jetzt noch mehr in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Die Zahl der Mitarbeiter für diesen Bereich ist aufgestockt worden, die Bereichsleitung hat Petra Lamers jetzt von Dieter Paeßens übernommen, der weiter für den stationären Bereich zuständig ist. „Wir wollen uns mit dem Bewo jetzt breiter aufstellen“, erläutert Marina Maaßen, Geschäftsführerin des Petrusheims. Das Angebot richte sich nicht nur an Wohnungslose, auch müsse man nicht vorher im Heim gelebt haben, um sich für einen Platz in dem Projekt zu bewerben. Es gehe um Menschen mit sozialen Schwierigkeiten, um Menschen mit Behinderung, so Petra Lamers.

Ziel ist, dass diese Personen die Möglichkeit bekommen, in einer eigenen Wohnung zu leben, aber  an das Petrusheim angedockt sind und von dort Unterstützung bekommen. Das fängt oft schon bei der Wohnungssuche an, wie eine Frau berichtet, die erzählt wie schwer es für sie war, überhaupt eine Wohnung zu finden. Sie sei oft gar nicht erst zum Vorstellungstermin eingeladen worden, dann wieder hieß es, die Wohnung sei weg. Als sich dann das Petrusheim mit einschaltete, klappte es schließlich doch mit den eigenen vier Wänden.

Doch um das Angebot ausbauen zu können, benötigt das Petrusheim auch bezahlbare Wohnungen. Die sind bekanntlich knapp. Daher bittet die Einrichtung Vermieter darum, kleine bezahlbare Wohnungen im Raum von Kleve bis Geldern zur Verfügung zu stellen.

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