Goch-Hassum Sein Meisterstück hält Luyven in Ehren

Goch-Hassum · RP-Serie Der goldene Meisterbrief (letzte Folge): Der 80-jährige Theo Luyven aus Hassum hat den Beruf mit dem vielleicht längsten Namen: Landmaschinenmechanikermeister. Er arbeitete noch mit Blasebalg am Schmiedefeuer.

 Alle Jahre in Ehren gehalten: Landmaschinenmechanikermeister Theo Luyven zeigt sein Meisterstück, ein Korntank-Entleerungsgelenk.

Alle Jahre in Ehren gehalten: Landmaschinenmechanikermeister Theo Luyven zeigt sein Meisterstück, ein Korntank-Entleerungsgelenk.

Foto: Gottfried Evers

"Ein Landwirt fragte an, ich sollte doch seinen Sohn als Lehrling einstellen, dann bekäme ich jedes Jahr ein Schwein von ihm", sagt Theo Luyven aus Hassum und lacht. Der heute 80-Jährige hat einen Beruf mit 30 Buchstaben: Landmaschinenmechanikermeister.

Nach dem viermonatigen Besuch der Bundes-Fachlehranstalt des Landmaschinenhandwerks und Landmaschinenhandels e.V. in Lüneburg-Lüne bestand er am 19. Dezember 1963 vor der Handwerkskammer in Lüneburg die Meisterprüfung. Das war nach 50 Jahren der Grund, bei der letzten Altmeisterfeier in Kevelaer den Goldenen Meisterbrief entgegenzunehmen. Luyven kennt sich jedoch nicht nur mit Landmaschinen aus, er ist auch Huf- und Wagenschmied. Als Ältester von fünf Kindern sollte er auf Wunsch des Vaters den landwirtschaftlichen Kleinbetrieb übernehmen. Aber Theo wollte lieber Pferde beschlagen, Karrenräder mit Eisen versehen und Hufeisen und anderes auf dem Schmiedefeuer anfertigen und hämmern. So absolvierte er vom 1. April 1947 bis 31. Mai 1950 eine Lehre bei Gerhard van Bergen in Kessel.

Er war der einzige Lehrling, dazu gab es zwei Gesellen. Jeden Morgen fuhr der Stift mit dem Vollgummifahrrad nach Kessel und abends zurück. Bei der Familie van Bergen gab es Mittagessen. Halbjährlich musste der Lehrling bei den Bauern Geld einholen, nicht immer erfolgreich. Es wurden Ofenrohre repariert und die Kirchturmuhr der Kesseler Kirche gewartet. Theo musste täglich seine Arbeiten mit dem Griffel auf eine Tafel schreiben. Bis 1948 bekam er noch Reichsmark, danach D-Mark.

Gearbeitet wurde von 7.30 Uhr bis 19 Uhr mit zweistündiger Pause, samstags bis 14 Uhr. Amboss, Hammer, Schmiedefeuer mit Blasebalg - das war seine Welt. "Aus sechs Metern Flacheisen wurden Hufeisen geschmiedet", blickt er zurück. Zur Gesellenprüfung 1950 kam die Prüfungskommission in den Lehrbetrieb. Sein Gesellenstück, ein Ortscheit, auf plattdeutsch auch "Hämken" genannt, hängt draußen an der Garagenwand. Während seiner Gesellenzeit hat Theo Luyven bei Gerhard van Bergen in Kessel im "Nöttstall" viele Pferde beschlagen, später Schmiede- und Schweißarbeiten durchgeführt. Zwischendurch wurde der Geselle zur Aushilfe nach Josef van Bergen in Frasselt geschickt und war zudem in den späteren Jahren, auch bedingt durch die Arbeitslosenzeit, bei den Firmen Theodor Raymakers, August Wolters, bei der Nebenstelle von Kruse, Hamburg, Gebr. Mathysen, Villermühle, und ab 1962 bei Schmetz in Kleve beschäftigt. Sein Meisterstück 1963 war ein Korntank-Entleerungsgelenk. Als Meister führte er von 1964 an die Nebenstelle der Firma P.J. Schmetz in Geldern-Veert. Nach seinem Ruhestand wurde der Betrieb von einigen Meistern weitergeführt, aber nun gibt es ihn nicht mehr.

(stal)
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