Goch Schüler und Politiker im Gespräch

Goch · Im Berufskolleg diskutierten Schüler mit den hiesigen Landtagskandidaten. Vom Fall Amri bis zum Fachkräftemangel - die Fragen waren breitgefächert.

 Von links: Thorsten Rupp (SPD), Günther Bergmann (CDU), Birgitt Höhn (Bündnis 90/Die Grünen).

Von links: Thorsten Rupp (SPD), Günther Bergmann (CDU), Birgitt Höhn (Bündnis 90/Die Grünen).

Foto: Gottfried Evers

Schulleiter Peter Wolters brachte es auf den Punkt: "Eine bedeutende Wahl steht an. Wählen sie ihre Zukunft, denn die Zukunft sind sie". Das Berufskolleg des Kreises Kleve in Kleve nimmt mit einer Klasse am RP-Projekt "Deine Stimme zählt". Mit dieser Aktion zur Landtagswahl 2017 ermöglicht unsere Zeitung Jugendlichen, Wünsche und Kritik an die Landespolitik zu adressieren. Die Schüler der Unter- und Mittelstufen der Beruflichen Gymnasien Wirtschaft und Verwaltung, Ernährung richteten ihre Fragen und Anregungen bei einer Podiumsdiskussion an die hiesigen Landtagskandidaten.

 Die Schüler hatten viele Fragen vorbereitet.

Die Schüler hatten viele Fragen vorbereitet.

Foto: Evers Gottfried

"Warum gibt es auf der einen Seite einen Mangel an Fachkräften und werden auf der anderen Seite Qualifikationen von Ausländern oft nicht anerkannt?", fragte eine Schülerin. Thorsten Rupp (SPD) entgegnete, dass es oft schwierig sei herauszufinden, welchen Beruf ein Flüchtling gelernt hat, und ob seine Qualifikation ausreichend sei. "Die Menschen haben oft keine Paiere bei sich. Es gibt zu wenig Übersetzer." Günther Bergmann (CDU) erinnerte daran, dass das Problem der Anerkennung von Berufsabschlüssen nicht nur Flüchtlinge treffe. "Wer in den Niederlanden arbeiten möchte, kennt dieses Problem. Auch umgekehrt ist es für Holländer oft schwierig, hier Arbeit zu finden." Birgitt Höhn (Die Grünen) und Stefan Haupt (FDP) betonten, dass es wichtig sei, dass Flüchtlinge die deutsche Sprache lernen, um hier Arbeit finden zu können. Michele Marsching (Piraten) betonte: Arbeitserlaubnisverfahren und Sprachkurse müssen parallel laufen". Dem stimmte auch Christoph Kukulies zu und ergänzte: "Wir müssen sortieren, wer auf Dauer hier bleiben kann."

Eine Schülerin sprach den Fall Amri an: "Was kann man tun, um solchen Attentaten vorzubeugen?" Kukulies betonte: "Wir müssen genau schauen, wer hier rein kommt. Wer kein Bleiberecht erhält, muss schnell abgeschoben werden." Marsching antwortete, dass er "gegen jegliche Selektion an der Grenze" sei. Haupt und Rupp forderten eine bessere Zusammenarbeit von Behörden und Ländern.

Auch das Thema Gesundheitspolitik sprachen die Schüler an. "Private oder gesetzliche Krankenversicherung - wäre ein einheitliches System nicht besser?", fragte ein Schüler. Bergmann und Haupt outeten sich als Verfechter des jetzigen, zweigegliederten Systems. Marsching hingegen findet: "Die Trennung ist höchst unsolidarisch. Gesetzlich Versicherte erhalten weniger Leistungen." Alle Politiker betonten, dass der ländliche Raum für Ärzte attraktiver gemacht werden müsste.

Nach der Schule steht irgendwann der Einstieg in den Beruf an. Deshalb ist es für die jetzigen Schüler wichtig zu wissen, wo sich ihnen Chancen und Perspektiven bieten. Bergmann betont, dass es zwar schon einige große, gute Firmen am unteren Niederrhein gebe, aber man ansiedlungswilligen Unternehmen auch Angebote machen müsse. "Im Landesentwicklungsplan sind entsprechende Flächen nicht mehr vorgesehen. Das ist ein Problem", sagte der CDU-Landtagsabgeordnete. In einem waren sich alles Landtagskandidaten einig: Die Breitbandversorgung im Kreis Kleve muss verbessert werden. Und die Region brauche eine gute Verkehrsanbindung.

(RP)
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