Krankenhaus-Pläne Debatte um Zukunft des Wilhelm-Anton-Hospitals

Goch · An einen Fortbestand des Wilhelm-Anton-Hospitals in unveränderter Struktur glaubt kaum jemand. Fraglich ist der Wert zusätzlicher ambulanter Angebote. Möglichkeiten zeichnen sich ab, Klarheit kann nur vom Verbund kommen.

 Politik und Gocher Bürger hoffen, dass die Zeit der Spekulation möglichst bald vorbei ist und der Klinik-Verbund konkrete Pläne mitteilt.

Politik und Gocher Bürger hoffen, dass die Zeit der Spekulation möglichst bald vorbei ist und der Klinik-Verbund konkrete Pläne mitteilt.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Während sich die Geschäftsführung mit belastbaren Aussagen zurückhält, werden mehr und mehr Meinungen laut. Die Nachricht, dass eine Strukturveränderung im Klinikverbund ansteht und vermutlich Abteilungen aus Goch abgezogen und nach Kleve verlegt werden, ist inzwischen angekommen und ruft Reaktionen hervor. Da gibt es auf der einen Seite Patienten, die mit ihrer Behandlung in Goch zufrieden waren und schreiben, wie wichtig es ihnen ist, dass die gute Versorgung unverändert erhalten bleibt (siehe Leserbrief rechts). Auf der anderen Seite scheinen nicht wenige Menschen einzusehen, dass auch manches für eine Neuaufstellung des Standorts spricht.

Helmut Rother war im Jahr 2012 Mitglied der Aktionsgruppe ProWAH (WAH = Wilhelm-Anton-Hospital), die sich engagiert gegen die drohende Schließung des Gocher Krankenhauses wandte. Die Mitarbeiter des Hospitals, die um ihre Arbeitsplätze fürchteten, hatten weite Teile der Bürgerschaft hinter sich, auch die damalige Stadtspitze legte sich fest – die wohnortnahe Grundversorgung müsse erhalten bleiben. Inzwischen ist das Wilhelm-Anton-Hospital eines ohne Gynäkologie, ohne Unfallchirurgie. Neben der Bauchchirurgie sind es insbesondere Krebserkrankungen, die  behandelt werden. Die meisten in Goch Erkrankten werden schon jetzt stationär in Kleve versorgt. „Mit Fertigstellung der Investitionen in Kleve (neues Bettenhaus) wurden im Nordkreis Fakten geschaffen“, schreibt Rother. Wenn die Allgemein- und Viszeralchirurgie in die Kreisstadt verlegt werde, sei mit einem klaren Bekenntnis zum Erhalt des Standorts Goch als Krankenhaus nicht mehr zu rechnen. Weil das wirtschaftlich sicher nicht mehr sinnvoll sei. Der Gocher vermutet, dass auf Sicht der verbliebene Krankenhausverbund ein attraktiver Übernahmekandidat für einen großen Konzern werden könne. Er hofft, dass die Zeit der Spekulationen bald vorbei ist: „Klarheit kann nur das KKK selbst mit einer zeitnahen Herstellung von Transparenz der Planungen herbeiführen.“

Was sagen eigentlich die Hausärzte zur aktuellen Situation? Zwei junge Mediziner aus Goch haben dazu im RP-Gespräch Stellung bezogen. Torsten Krause und Jürgen Berger-Roscher arbeiten wie ihre anderen niedergelassenen Kollegen eng mit dem Gocher Krankenhaus zusammen und attestieren ihm sehr gute Arbeit. Die Mediziner, die jüngst ein neues Palliativnetzwerk gegründet haben und für dieses Fachgebiet sogar einen Lehrauftrag an der Uni Essen haben, pochen dennoch nicht auf einen Erhalt des Status Quo. „Veränderungen schaffen Lücken, die auch Chancen beinhalten“, findet Berger-Roscher. Intensiv arbeiten Krause und er in einem Hausärzte-Netzwerk, das ein sehr bekanntes Problem kennt: „Es bleiben hier auf dem Land  immer mehr Kassensitze frei. Wir müssen Möglichkeiten für junge Ärzte schaffen, als Angestellte - auch gerne in Teilzeit - zu arbeiten.“  Große Gemeinschaftspraxen, die nicht erst gebaut werden müssen, böten da eine gute Möglichkeit. Und Platz dürfte demnächst im Wilhelm-Anton-Hospital reichlich sein.

Torsten Krause arbeitete schon als Zivi im Gocher Krankenhaus, später als Assistenzarzt. Er weiß um die emotionale Ebene des Themas, kann auch den Stolz der Bürgerschaft aufs „eigene“ Krankenhaus verstehen. Wenn das Gebäude aber eine gute Anlaufstelle für ganz viele ambulante oder teilstationäre Angebote wäre, wenn Schmerzpatienten, Schwerkranke, Kurzzeit-Pflegebedürftige und solche, die einen Facharzt brauchen, künftig besser gestellt wären - wäre das nicht wertvoller als das „Krankenhaus“ nebenan, das doch kein komplettes Angebot mehr vorhalte? „Es ist ja auch nicht wirklich weit bis nach Kleve. Pfalzdorfer liegen genau dazwischen, von Goch aus sind es zwölf Kilometer bis zum Antonius-Hospital“, weiß Berger-Roscher. Er weiß auch, dass während der Diagnostik viele Patienten sehr viel hin und her gefahren werden. Ist der „Bauchschmerz“ ein Fall für Goch oder doch eher für die Gynäkologie oder die Urologie in Kleve? Oder gar für die Kardiologie?

Klar ist: Antworten müssen her, möglichst schnell. Und ein gutes Konzept. „Die Lehren von damals sollten im Blick behalten werden. Falsche Versprechungen werden von den Betroffenen rasch durchschaut“, mahnt Rother.

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