Goch Sauber und schneller

Goch · Am ersten Werktag, den die NordWestBahn auf der Niersexpress-Strecke im Einsatz war, waren die Kunden voller Hoffnung. Kleine Verzögerungen gab's zwar, aber der "Lint" kann und darf auch Gas geben.

Der Parkplatz ist voll. Nur auf einer Behelfsfläche können Bahn-Kunden ihr Fahrzeug abstellen. Dafür kann aber die NordWestBahn nichts. Auch nicht dafür, dass die Reisende keine Handschuhe und Schuhe mit zu dünnen Sohlen an hat. Wer seine Fahrkarte am Schalter im Gocher Bahnhofsgebäude kauft statt am Automaten am Bahnsteig, kann sich zwar aufwärmen. Allerdings wartet eine ganze Reihe Passagiere auf Bedienung, so dass man besser doch den Automaten benutzt.

Für 6,80 Euro spuckt der Kasten das angeforderte Ticket aus. Wer schon mal einen Computer bedient hat, hat gute Chancen auf Erfolg. Der Automat wechselt auch Geld. Der Apparat, der Mehrfachtickets entwerten soll, ist leider außer Betrieb. Für einen Einzelfahrschein brauchen wir ihn zum Glück nicht.

30 Zentimeter bis zur Tür

Auf die Minute pünktlich fährt der RE 10 "Niersexpress" in den Bahnhof ein. Eine halbe Stunde zuvor hatte es mit der Pünktlichkeit nicht ganz so gut geklappt, konnten Bahnhofs-Anwohner aus dem Schließen und Öffnen der Schranken schließen. Rosl Ackers, die in Krefeld arbeitet, steigt mit einem Trolley zu. "Wenn ich viele Unterlagen zu transportieren habe, nehm' ich den kleinen Koffer mit. Prima, dass man ihn jetzt nicht mehr die Stufen hoch wuchten muss", sagt sie. Allerdings: Der Bahnsteig liegt zwar auf einem Niveau mit dem Zug, ein Spalt von 30 Zentimetern bis zur Tür macht das Anheben der schweren Tasche aber notwendig.

Drinnen hat schon Gerd Jacobs auf den fleckfreien dunkelblauen Sitzen Platz genommen. Der Weezer hatte einen Termin bei seiner Krankenkasse in Goch und freut sich, bisher keine Graffiti-Schmiererei zu entdecken. Der Mülleimer am Vierertisch füllt sich schon. "Es wäre schön, wenn der Zug so sauber bliebe. Wenn sich alle Fahrgäste ein bisschen am Riemen reißen, klappt das." Geärgert habe sich Jacobs oft über das Gedränge, das zu den Stoßzeiten herrsche. "Ich habe das nie verstanden: Die Bahn weiß doch, zu welchen Zeiten die Schulkinder unterwegs sind. Da muss man eben genügend Waggons anhängen. Mal gespannt, ob die NordWestBahn das besser hin kriegt."

An Lars Hennig und Hans-Jürgen Degen soll's nicht liegen. Die beiden Eisenbahnfahrzeugführer, wie Lokführer offiziell heißen, sind noch fremd auf der Strecke, fuhren bisher für die NordWestBahn in den Bereichen Paderborn und Borken. Degen erklärt, warum er guten Mutes ist: "Die neuen Züge vom Typ ,Lint' sind schneller. Wir dürfen bis zu 120 km/h fahren, um Verzögerungen aufzuholen." Außerdem werde Freundlichkeit großgeschrieben. Stimmt. Die Männer verteilen Kaubonbons Typ Gummizug ("Reisebegleiter zum Vernaschen") und kleine Eisenbahnen als Ausstechformen. Student Henrik Janßen interessiert nur eines: "Der Zug soll pünktlich sein. Ich muss in Krefeld meinen Anschluss nach Aachen kriegen."

(RP)
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