Pilotenstreik Ryanair Die große Stille

Goch/Weeze · Statt Urlaubsgewusel herrschte am Freitagmorgen gähnende Leere am Airport Weeze. 16 von 19 Flügen fielen wegen des Pilotenstreiks bei Ryanair aus. Wie groß der Schaden für den Flughafen ist, bleibt unklar.

 Die Piloten von Ryanair streiken und der Flughafen in Weeze bleibt leer. Am Freitagmorgen waren nur wenige Fluggäste und Personal am Airport.

Die Piloten von Ryanair streiken und der Flughafen in Weeze bleibt leer. Am Freitagmorgen waren nur wenige Fluggäste und Personal am Airport.

Foto: Bianca Mokwa

Der Wind fegt durch die Palmenblätter vor dem Eingang des Flughafens. Sonst bewegt sich nicht viel am Weezer Airport. Sechs Flugzeuge im Ryanair-Outfit stehen regungslos am Boden. Es ist Freitagmorgen, halb zehn, mitten in den Sommerferien und in der Abflughalle herrscht gähnende Leere.

Die Piloten von Ryanair machen ernst mit ihrem Streik, 24 Stunden lang von Freitag um 3.01 Uhr bis Samstag um 2.59 Uhr. Sie lehnen sich auf gegen niedrige Grundgehälter, wenig Urlaub, unbezahlte Freistellungen. In dieser Zeit geht nicht mehr viel am Weezer Flughafen. 16 von 19 Flüge fallen aus, etwa 2500 Fluggäste bleiben auf dem Boden. Die Frau vom Video vor der Sicherheitskontrolle erklärt die Schritte, wie die Taschen aufs Band zu legen sind, für niemandem.

Ganz am Rand, ziemlich allein, sitzt Irene, die ihren Nachnamen nicht nennen will. „Besser als in der Bibliothek“, sagt die Italienierin und arbeitet still an ihrem Laptop. Sie wartet auf einen der wenigen Flüge, die heute starten. „Ich habe keine Mail und keine SMS von Ryanair bekommen“, sagt sie. Sie möchte nach Pisa. Ihr Flug steht für 14.10 Uhr auf der Anzeigetafel. Sie geht davon aus, dass es stimmt. Als sie von dem Streik erfahren hatte, hat sie sich zunächst Sorgen gemacht. „Ich habe nur diese Woche frei, um nach Italien zu kommen“, sagt sie. Ob sie die Piloten denn auch verstehen könne? Zum Streik selbst, habe sie sich noch keine Meinung gebildet. „Aber wenn sie für ihre Rechte streiken, ist es okay.“

Von der oberen Etage, schaut sich ein Kevelaerer Besucher das Geschehen an. Er komme regelmäßig zum Flughafen, weil er die Atmosphäre so mag. „Die Bewegung, das Kommen und Gehen.“ Er treffe vor allem auf glückliche Menschen. Diejenigen, die in Urlaub fliegen, freuen sich. Diejenigen, die wieder zu Hause sind und sehnsüchtig erwartet werden, ebenfalls. „Sonst ist alles voll.“ Dieser Freitagmorgen ist anders. „Wer die Ruhe sucht, der geht zum Flughafen Weeze“, sagt er und blickt auf die leere Abflughalle. Statt Passagieren sind bis mittags einige Fernsehteams zu sehen, die den Kontrast zum normalen Flughafentrubel in den Ferien festhalten.

Wenig los ist auch an der Flughafeninformation. Servicemitarbeiterin Susanne Jansen lächelt entspannt. Erstaunlich wenige haben heute bei ihr angerufen, mehr Presseleute als Passagiere. Die Kunden haben sich schon zuvor informiert, was sie im Falle ihrer abgesagten Flüge tun können. „Offensichtlich hat die Frühinformation von Ryanair funktioniert“, sagt Flughafensprecher Holger Terhorst. Alle Passagiere hatten vorab eine SMS oder E-Mail bekommen, konnten dann umbuchen oder sich den Flugpreis erstatten lassen. Nur fünf bis zehn Personen kamen bis zum Nachmittag wegen Nachfragen an den Informationsschalter.

„Das ist der erste volle Streiktag, den wir hier erleben“, sagt Terhorst. Nur drei Flüge, die von anderen Basen kommen und dorthin wieder zurückfliegen, passieren den Flughafen: Pisa, London und Burgas. Ansonsten sei „Ryanair eine gut geölte Maschinerie“. Stolz berichtet er, dass der Turnaround, also die Zeit eines Flugzeugs am Boden mit Verlassen der Passagiere und Fertigmachen für den Neustart, nur 25 Minuten dauere. 2017 war man der pünktlichste Flughafen Deutschlands. Doch dieser Tag bringe auch eine gut geölte Maschinerie ins Stocken. Man habe Personal umplanen müssen – schließlich müssten ein Duty-Free-Shop oder ein Bustransfer nicht besetzt sein, wenn keine Flüge gehen. Auch für die Ladenbesitzer im Flughafen, die Zeitungsverkäufer und Gastronomen, stehe das Geschäft still. „Das ist für die Passagiere, den Flughafen und die Dienstleister keine schöne Situation“, sagt Terhorst. Wie groß der finanzielle Schaden dieses Tages ist, könne er nicht beziffern.

Was das Ende des 24 Stunden langen Streiks angeht, ist Terhorst optimistisch. Er gehe davon aus, dass am Samstag der normale Flughafenbetrieb wieder laufe. „Man kann Folgewirkungen natürlich nicht ausschließen“, schränkt er ein. Allerdings zeigt auch die Anzeigetafel ein optimistisches Bild für den kommenden Tag.

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