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Goch-Kessel Rotkäppchen beim Puppenspieler

Goch-Kessel · Puppenspieler, Erzähler und Magier trafen sich zum Märchentag an der Viller Mühle und verzauberten Kinder, aber auch Erwachsene mit ihren Geschichten.

 Der Hausherr und Puppenspieler Heinz Bömler beim Märchentag in der Viller Mühle in Aktion.

Der Hausherr und Puppenspieler Heinz Bömler beim Märchentag in der Viller Mühle in Aktion.

Foto: Klaus-Dieter Stade/Stade, Klaus-Dieter (kds)

„Dann kommt der böse Wolf und frisst die Großmutter auf“, weiß die vierjährige Nahla ganz genau, denn sie kennt die Geschichte vom Rotkäppchen. Und Leon, sieben Jahre, erkennt das Aschenputtel an seinen Familienverhältnissen: Mutter tot, böse Stiefschwestern und eine unbarmherzige Stiefmutter. Es gibt sie also noch, die Kinder, die sich mit Märchen auskennen. Gute Nachrichten vom Märchentag an der Viller Mühle, zu dem sehr zahlreich Eltern, Großeltern, große und kleine Kinder gekommen waren, um für ein paar Stunden dem Alltag zu entfliehen und in eine bunte Welt der Fantasie zu tauchen.

Hausherr und „wahnsinniger Puppenspieler“ Heinz Bömler hatte interessante Märchenerzähler, Puppenspieler und Zauberer aus ganz Deutschland eingeladen. Sie verteilten sich auf dem Gelände der ehemaligen Ölmühle und luden ein zum Zuhören und Mitmachen. Umfunktionierte Bauwagen, liebevoll eingerichtet mit Kuriositäten, eignen sich besonders gut, ein Märchen vorzulesen.

Alina Tumpach aus Kleve hatte das Märchenbuch ihrer eigenen Kindheit mitgebracht und las im „Bolderwagen“ daraus das „Schneewittchen“. „Märchen haben eine große Bedeutung, weil in ihnen immer eine Lehre enthalten ist. Kinder sollten den Zugang zu Märchen nicht verlieren“, sagte die Kindheitspädagogik-Studentin. Im ehemaligen großen „Sacklager“ der Mühle gab es das Märchen von der Nächstenliebe: „Sterntaler“.

Puppenspielerin Stella Jabben vom Theater Blaues Haus in Krefeld erzählte die Geschichte von dem kleinen Mädchen, das bereitwillig alles verschenkt, was es besitzt, mithilfe winziger Fingerpuppen und einer geradezu märchenhaften eigenen Bekleidung: „Das ist mein Märchenrock, in dem wohnen 1000 Geschichten“ erklärte sie den Kindern, die mucksmäuschenstill zuhörten. Aus den unübersehbar vielen Taschen ihres Rockes und dem dazugehörigen eindrucksvollen Hut zauberte sie die Figuren, aber auch ein See und ein Wald kamen mit wenigen Kunstgriffen daraus zum Vorschein.

„Kinder werden oft unterschätzt. Dabei können sie mitfühlender sein als Erwachsene. Kinder brauchen Märchen“, sagte sie nach ihrer Vorstellung. „Sterntaler“ sei ihr Lieblingsmärchen, sie wolle mit ihrer Erzählweise eine ruhige poetische Form bieten, der Kinder konzentriert folgen können. Anstelle einer Zugabe, die nach einer zu Ende erzählten Geschichte ja nicht möglich ist, schenkte sie jedem Kind einen kleinen Glücks-Stern und erklärte: „Glück ist etwas Besonderes. Wenn man es verschenkt, vermehrt es sich.“

Neben der großen Halle des „Sacklagers“ steht auch das kleinste Märchenmuseum der Welt, durch das Margret Ostermann vom Team der Viller Mühle die Gäste führte. „Hier haben alle Sachen mit Märchen zu tun“, sagte sie, zeigte Szenenbilder, den sprechenden Wandspiegel, der weiß, wer die „schönste im ganzen Land“ ist und als besondere Überraschung die echte, originale „goldene Kugel“ des Froschkönigs. „Wenn ihr die berührt, spürt ihr ein schönes Gefühl. Aber vorher müsst ihr atmen und Platz in der Brust machen, damit das schöne Gefühl herein passt“, sagte sie und ließ die staunenden Gäste nacheinander das „schöne Gefühl“ erleben.

„Hokus Pokus fidibus. Märchenschloss mit Zuckerguss“ hieß es beim Auftritt des Zauberers Christian Hälker aus Goch. Ein Buch mit weißen Seiten war plötzlich voller bunter Bilder, und mit den Zahlen auf dem Würfel verblüffte der Zauberkünstler nicht nur die kleinen Zuschauer. Im richtigen Leben ist Christian Hälker Mitarbeiter der Volksbank Kleverland und tauscht den himmelblauen Anzug mit roten Tulpen gegen den Anzug des Bänkers in dezenteren Farben. „Als meine Tochter mit vier Jahren wegen einer Erkrankung nicht zum Karnevalszug gehen konnte, habe ich für sie gezaubert. Seitdem ist es mein Hobby“, erzählte er.

Bis zum Abend tummelten sich die Besucher und nutzten auch die Fahrten in der Märchenkutsche. Beim Nachhauseweg hatte jeder etwas gelernt oder etwas Vergessenes wiederentdeckt.

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