Goch "Repair Café" feiert Premiere in Goch

Goch · Erstmals hat im evangelischen Pfarrheim Goch das "Repair-Café" stattgefunden. Handwerklich versierte Ruheständler nehmen sich ehrenamtlich kaputter Kleingeräte an. Bei Kaffee und Kuchen soll der Vormittag auch unterhaltsam sein.

 Ein leider unlösbares Problem blieb dieser Kaffeeautomat - doch vielen anderen Besuchern der Premiere des "Repair Café" konnte geholfen werden.

Ein leider unlösbares Problem blieb dieser Kaffeeautomat - doch vielen anderen Besuchern der Premiere des "Repair Café" konnte geholfen werden.

Foto: EVERS

Theo Janssen hockt wie ein Schneider auf dem Tisch, hat aber nicht Nadel und Stoff in seinen Händen, sondern einen nicht mehr ganz neuen Rasierer. Dessen Eigentümer steht daneben und erwartet gespannt das Urteil des Fachmanns: Ist nur der Akku, der ersetzbar wäre, hin, oder doch der Motor? Janssen gibt Entwarnung: "Kauf' einen neuen Akku, dann funktioniert das Gerät wieder." Der Kunde dankt und zieht froh von dannen.

Positive Erlebnisse wie er hatten beim ersten Termin des "Repair-Café" in Goch viele Leute. Schon eine Stunde nach Beginn hatten die Herren an der "Rezeption" fast 50 Hilfesuchende begrüßt.

Heinz van de Linde hatte die Idee, die Einrichtung, die es schon in einigen anderen Städten gibt, auch in Goch zu etablieren. "Ich habe mich selbst oft geärgert, wenn ein Kleingerät kaputt geht und man es nicht hinkriegt, es selbst zu reparieren." Wobei er von sich selbst bei diesem Thema nur wenig erwartet - "zwei linke Hände". Aber er weiß, dass es viele Ruheständler gibt, insbesondere Handwerker natürlich, die gerne und fachkundig basteln. "Deshalb habe ich mir gedacht: Versuchen wir es doch mal mit einem solchen Angebot in Goch."

Einmal im Monat kann die Gruppe, die derzeit aus einem Dutzend Handwerker verschiedener Fachrichtungen besteht, hierzu ab sofort den Saal im evangelischen Pfarrheim am Markt nutzen. Jeweils am Freitag von 10-13 Uhr sind dann Bürger aufgefordert, mit ihren Kleingeräten zur "Bastelstunde" zu kommen.

An einer der Wände ist ein großzügiges Kuchenbüffet aufgebaut - natürlich alles selbst gebacken. Gegen eine Spende können sich die Gäste hier mit Kaffee und etwas Süßem stärken, während sich die Elektriker, Schreiner und Nähkundigen in die Arbeit versenken. Das ist für viele Besucher, denen Motoren und Getriebe Rätsel sind, spannend zu beobachten. Ab und zu ist auch mal ein Misserfolg zu verzeichnen: Franz Douteil, Elektromeister im Ruhestand, kreuzt die Waffen vor einem Kaffeeautomaten. Warum etwas, das heißes Wasser über Kaffeemehl fließen lässt, eine Schalttafel braucht, mag den Laien wundern. Aber so ist es nun einmal: Moderne Kaffeezubereiter funktionieren fast wie ein Computer. "Und wenn dann die technische Beschreibung des Geräts nicht mehr vorhanden ist, finden Sie den Fehler nicht", sagt Douteil bedauernd. Sein Rat: immer alle Unterlagen aufbewahren.

Die über 30 Jahre alte Getreidemühle der Dame, die sich ebenfalls vertrauensvoll an die Männer gewandt hatte, wird weiter als bloße Erinnerung nutzlos in der Ecke stehen oder in der Tonne landen, denn ihr Kugellager ist kaputt, und ein passendes Ersatzteil dürfte es kaum mehr geben.

Hingegen wird Maria Müser, deren Mixer sie ausgerechnet bei den Weihnachtsferien im Stich ließ, vermutlich bald wieder ausdauernd rühren können.

Ute vom Hofe vertraut ihre in Ehren gealterte Nähmaschine Dieter Redeker an. "Alles, was aufzuschrauben ist, kann man auch reparieren", hat die Gocherin von Praktikern gelernt. Redeker schraubt und benutzt ausgiebig das Ölfläschchen - da wird die Nadel wohl bald wieder auf und nieder sausen.

Etwas weniger Zulauf hat Schreiner Wolfgang Pohl. Mit Esstischen und Schränken sollen die Leute nicht gerade kommen, nur kleinere Teile werden angenommen. Eine beschädigte Leiste, vielleicht ein Stuhl, der aus dem Leim gegangen ist - maximal diese Größe darf es sein. "Hier habe ich einen kaputten Bilderrahmen. Leider hat die Besitzerin schon mit Uhu daran herum gefummelt, das ist immer schlecht", mäkelt er. Denn nun muss Pohl erst mal den alten Kleber abkratzen.

Ob 25 Jahre alter Föhn oder hochmoderner Multi-Mixer: Wenn nur der Stecker kaputt ist, kann der Schaden schnell behoben werden. Geht's um Elektronik, müssen die Teile dann doch manchmal in die Werkstatt. Ernst Kilzer, früherer Inhaber des gleichnamigen Leuchten-Ladens, ist sicher, dass die heutigen Chefs in den Handwerksbetrieben mit den ehrenamtlich arbeitenden Ruheständlern kein Problem haben. Für Reparaturen fehle häufig die Zeit, außerdem "lohnt" sich die Mühe für den Kunden oft nicht, wenn normale Arbeitsstunden zu bezahlen sind.

Die nächste Chance, sein defektes Kleingerät in Schwung bringen zu lassen, gibt es in vier Wochen. Auf den Termin wird hingewiesen.

(RP)
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