Goch Rathaus-Umbau 300 000 Euro teurer

Goch · Eine attraktive und pflegeleichte Keramikfassade, ein größeres Service-Center und modernste Energietechnik sorgen für erneute Kostensteigerung. Opposition empört, Grüne einverstanden. Stibi: "Das muss Ende der Fahnenstange sein."

 Das Kevelaerer Rathaus.

Das Kevelaerer Rathaus.

Foto: Seybert, siwe, Stadt

Die Rathaussanierung von Kevelaer kommt mit der zuletzt veranschlagen Summe von 7,2 Millionen Euro wieder nicht aus. In seiner jüngsten Sitzung beschloss der Rat mit knapper Mehrheit (vorwiegend der CDU), rund 300 000 Euro mehr zu investieren als geplant. Wobei die Kalkulation Unwägbarkeiten enthält, die aus der Betrachtung eines Zeitraums von 15 oder sogar 30 Jahren resultieren. Die Kostensteigerung ist Folge der Entscheidung für eine Keramikfassade, einer Erweiterung des Service-Centers und des Einbaus modernster Energietechnik.

 Bürgermeister Axel Stibi will, dass dies die letzte Anpassung ist.

Bürgermeister Axel Stibi will, dass dies die letzte Anpassung ist.

Foto: Stadt Kevelaer

"Das Ganze ist eine Farce", wetterte Ernst Umbach (UWU) im Gespräch mit der RP. Statt der "gedeckelten" Bausumme von 7,2 Millionen Euro seien nun bald wieder acht Millionen erreicht. "Die Reserve von etwa 300 000 Euro, die in den 7,2 Millionen enthalten war, ist durch allgemeine Teuerungen schon wieder aufgebraucht. Und die 300 000 Euro für energetische Dinge und Optik sind überhaupt nicht sicher." Das Problem: Die neuerliche Berechnung beinhaltet günstige Kredite und erwartete Erlöse aus der Nutzung modernster Technik-Standards. Wie Kämmerer Ralf Püplichuisen erklärte, wird beim "KfW-Effizienzhaus 70" mit Brennwerttechnologie, Photovoltaik und Blockheizkraftwerk der Tilgungszuschuss erst am Ende der Laufzeit verrechnet.

 Kämmerer Ralf Püplichuisen rechnete vor.

Kämmerer Ralf Püplichuisen rechnete vor.

Foto: Wensierski, Siegfried (siwe)

Das Geld, das zunächst investiert werden muss, hat die Stadt jedoch nicht – es muss fremdfinanziert werden. "Alles, was wir an Mehrkosten beschließen, muss durch Schulden finanziert werden", beanstandet Umbach. Entsprechend lehnte seine Fraktion das Projekt komplett ab. Ebenso verhielt sich die KBV. Heinz Josef van Aaken verstieg sich gar zu der Bemerkung: "Die Änderungen haben das Geschmäckle vorsätzlicher Täuschung des Bürgers." Er verlangte vom Bürgermeister, genau die Kernsanierung vorzunehmen, die im vergangenen Jahr beschlossen worden sei.

 Ernst Umbach (UWU) kritisiert die Teuerung scharf.

Ernst Umbach (UWU) kritisiert die Teuerung scharf.

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Abgestimmt wurde in der Ratssitzung portionsweise: mal nur über die Keramikfassade, die deutlich teurer wird als verputzte Wände, über das Service-Center, das nach vorne aus dem Gebäude herausgezogen wird, und über den Energiestandard.

 Heinz Josef van Aaken (KBV) wittert vorsätzliche Täuschung.

Heinz Josef van Aaken (KBV) wittert vorsätzliche Täuschung.

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Komplett mit dem Verwaltungsvorschlag einverstanden war letztlich nur die CDU. Wobei auch deren Fraktionschef Hansgerd Kronenberg anmahnte, dies müsse nun die letzte Anpassung gewesen sein, es dürfe keine weiteren Verteuerungen geben. Architekt Achim Dejozé, der an dem Projekt nur weiterarbeiten darf, weil andernfalls hohe Vertragsstrafen gedroht hätten, versicherte: "Wir wenden hier keine Salamitaktik an." Bürgermeister Stibi fügte hinzu: "Dies muss das Ende der Fahnenstange sein." Die Grünen freuen sich über die Wahl moderner Energietechnik, lehnen jedoch die Vergrößerung des Service-Centers ab. Die FDP enthielt sich.

Zuvor hatten Dejozé und ein Fachingenieur die jüngsten Mehrkosten sachlich zu begründen versucht. Ihnen war 2011 das Misstrauen ausgesprochen und der Rathausbau auf Eis gelegt worden, als die prognostizierte Bausumme 11,6 Millionen Euro erreicht hatte.

Die Kostenübersicht, die die Architekten und der Kämmerer den Unterlagen befügten, führten zu mehr Verunsicherung als zu Klarheit. Zumal die jüngste Auflistung den Ratsleuten erst zur Sitzung auf den Tisch gelegt wurde. So sah sich Ralf Angenendt samt seiner SPD-Fraktion außerstande, überhaupt zu beschließen.

(RP)
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