Prozess vor dem Landgericht in Kleve Quartett überfällt Drogenhändler

Kleve/Goch · Vier Angeklagte zwischen 20 und 28 Jahre aus Goch, Uedem und Weeze hofften auf Hunderttausende Euro. Aus diesem Grunde überfielen sie einen 59 Jahre alten Mann in Pfalzdorf und mussten sich dort lediglich mit 2400 Euro und drei Kilogramm Marihuana abfinden. Jetzt stehen sie vor Gericht.

 Das Opfer hat Cannabis-Pflanzen im Gewächshaus angebaut.

Das Opfer hat Cannabis-Pflanzen im Gewächshaus angebaut.

Foto: dpa/Oliver Berg

Sie träumten von der großen Beute, mussten sich jedoch mit 2400 Euro und drei Kilogramm Marihuana abfinden. Vor dem Landgericht Kleve verantworteten sich am Freitag vier Männer im Alter zwischen 20 und 28 Jahren wegen schweren Raubes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung. Sie gestanden die Verbrechen.

Der Staatsanwaltschaft zu Folge fuhren die Angeklagten aus Goch, Uedem und Weeze im September vergangenen Jahres zum Haus des Geschädigten, den sie von vorherigen Drogenankäufen kannten. Drei Stunden lang observierte das Quartett das Zuhause des 59-jährigen Opfers in Pfalzdorf. „Da war richtig etwas los. Den Tag über kamen immer wieder Leute, um Drogen zu kaufen“, erklärte ein 26-jähriger Weezer. Seinen eigenen Lebensweg schilderte er knapp: „Schule, Arbeit, Knast“. Drei der vier Beschuldigten waren bereits mehrfach zu Haftstrafen verurteilt worden.

Unter dem Vorwand, in großen Mengen Cannabis kaufen zu wollen, schellten die Angeklagten abends an der Tür ihres Drogenhändlers. Dessen Frau gewährte der Gruppe Zugang. Auf dem Dachboden trafen sie auf den später Geschädigten, der ihnen das Marihuana zeigte. Um „beste Qualität“ habe es sich dabei gehandelt, erklärte das Opfer als Zeuge vor Gericht. Die Pflanzen habe er in einem Gewächshaus in seinem Garten angebaut, zuvorderst aus medizinischen Gründen, wie er erklärte. „Die Natur ist meine Medizin“, sagte der gehbehinderte Gocher. Nachdem er den Beschuldigten eine Probe gewährt hatte, schlug ein 28-jähriger Gocher das Opfer per Faustschlag zu Boden und fesselte es. Zudem drückten die Angeklagten einen etwa 50 Zentimeter langen Stock in den Mund und gegen den Kehlkopf des Geschädigten.

In der Folge durchsuchten die Angeklagten das Haus nach weiteren Drogen, Wertsachen und Zigaretten. Die Frau des Opfers fixierten sie auf dem Küchenboden. „Ich habe mich verführen lassen, weil mir gesagt wurde, wir würden in dem Haus Hunderttausende Euro finden“, sagte der Gocher, der im Gegensatz zu seinen Komplizen mittlerweile aus der U-Haft entlassen worden ist. In den Wohnräumen des Drogenhändlers stießen die Beschuldigten auf drei Kilogramm Marihuana, 2400 Euro Bargeld und 30 Zigarettenstangen. Die Beute teilte das Quartett unter sich auf. Wenige Tage später aber wurden sie von der Polizei gefasst. Das Opfer gab sich dennoch entrüstet über die Geschehnisse, der 59-Jährige rief den Beschuldigten zu: „Wegen euch habe ich den Glauben in das System der Bundesrepublik verloren.“ Mit einem Urteil wird in einigen Wochen gerechnet.

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