Goch Public Viewing mit Plastik-Cape im Parkstadion

Goch · Trotz des durchwachsenen Wetters kamen rund 700 Fans in den Gocher Stadtpark. Aus Sicht des Veranstalters reicht das aber nicht.

 Zwischendurch gab es immer wieder ein paar Tropfen Regen. Gut, dass es kostenlose Capes gab.

Zwischendurch gab es immer wieder ein paar Tropfen Regen. Gut, dass es kostenlose Capes gab.

Foto: Evers, Gottfried

Zum Glück hatte sich die Gocherin schon vor Beginn der Europameisterschaften ein Fußball-Phrasen-Handbuch gekauft. So könnte sie sich, so die Idee, beim Fußball-Schauen mit Fachleuten, also Männern, unterhalten, ohne sich zu blamieren. Im Gocher Park-Stadion beim Public Viewing Deutschland gegen Nordirland war für verstohlenes Blättern im Fußball-Wörterbuch aber gar keine Zeit. So viel gab's zu Gucken, zu Jubeln, zu Schimpfen, dass die 93 Minuten plus Pause rasend schnell vergingen.

Wer nicht ausschließlich auf die 25 Quadratmeter große Leinwand blickte, sondern auch mal in der Gegend herum, wurde um so besser unterhalten: mit dem Anblick von Menschen in bunten Plastik-Capes, von schwarz-rot-goldenen Werbeartikeln am Leib, im Haar und zum Winken, von Kindern, die vor den Tischen kickend ihre eigene Meisterschaft ausspielten, von Clübchen, die ihre Fünf-Liter-Pittermännchen in erstaunlich kurzer Zeit erledigten. Bei fantasievollen Cocktails, Wein, Pommes und Würstchen hatte das Rudelgucken im Park eindeutig Party-Charakter. Und dazu passte das Spiel, das von der deutschen Mannschaft dominiert wurde, wie selbst Laien merkten, absolut.

"17 : 0" stand's am Schluss, befanden zwei Freundinnen, die dem Moderator gut zugehört und selbst mitgezählt hatten. 17 Tore, na ja, 16 davon nur fast. Drüber, daneben, gegen die Latte, den Pfosten, in des Torwarts Arme — das war schon einiges, was den Nerven der Zuschauer da abverlangt wurde. "Warum sind die eigentlich so gut gelaunt?", fragte ein kleiner Junge seinen Vater nach einem wiederholten Beinahe-Treffer.

Ob Gomez, Özil oder Götze — alle hatten offenbar Spaß an der wilden Partie, die sich praktisch immer in eine Richtung bewegte. Die Gocher stöhnten, jaulten, lachten irgendwann fast hysterisch — wo blieben die weiteren Tore? Ähnlich wie der Bundestrainer war der Nachwuchs-Spezialist mit dem Ergebnis des Spiels nicht ganz zufrieden. Denn Fast-Tore sind ähnlich nützlich wie Fast-gute-Noten in Klassenarbeiten. Zum Glück gab es aber auch ein echtes, das nach dem Geschmack der kleinen und großen Gocher jedoch nicht hätte alleine bleiben sollen. Zur Beruhigung der Nerven wurden während der Pause Bierfässchen verlost, der Nachwuchs erfreute sich an Fußbällen, die Veranstalter Georg van den Höövel in großer Zahl ins Publikum warf und schoss. Rund 700 zahlende Gäste seien bei "Allez les Goch" anwesend gewesen, etwas mehr als bei den ersten beiden Vorrundenspielen (jeweils etwa 500), sagte van den Höövel. "Wenn man bedenkt, dass 2500 Leute gleichzeitig gucken könnten, kann ich als Veranstalter mit 700 verkauften Karten natürlich nicht zufrieden sein. Aber angesichts des Wetters finde ich fast erstaunlich, dass überhaupt so viele kamen."

Schon im vorangegangenen Spiel hatte es für alle Gäste, die selbst kein geeignetes Outfit anhatten, kostenlose Regenhüllen gegeben. Was davon noch übrig war, fand diesmal dankbare Kundschaft. Jetzt läuft der Vorverkauf zum nächsten Einsatz von Jogis Elf. Am Sonntag erwartet der Gocher Stadtpark erneut zahlreiche Fußballfans — wieder zu familienfreundlicher Zeit um 18 Uhr. Einlass wird bereits ab 16 Uhr sein. Wer früh kommt, kann auf Bänken sitzen, Fangesänge kommen aber unverkrampfter aus Kehlen stehender Menschen.

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