Goch Protest gegen Erziehungsheim

Goch · Anwohner des Borgardtshof in Pfalzdorf sind besorgt. Dort soll ein Heim für schwer erziehbare Jugendliche eingerichtet werden. Die Kaiserswerther Diakonie als Betreiber beruhigt: "Das sind keine Schwerverbrecher."

 Auf dem Borgardtshof möchte die Kaiserswerther Diakonie schwer erziehbare Jugendliche unterbringen.

Auf dem Borgardtshof möchte die Kaiserswerther Diakonie schwer erziehbare Jugendliche unterbringen.

Foto: Gottfried Evers

Es ist ein düsteres Bild, das Anwohner des Borgardtshofs in Pfalzdorf zeichnen. In einem offenem Brief an den Bürgermeister warnen sie vor den Plänen, dort ein neues Heim für schwer erziehbare Jugendliche einzurichten.

"Auch wir haben Kinder, die wir durch die kaum zu vermeidenden Kontakte mit den späteren Heimbewohnern erheblichen Gefährdungen zahlreicher Art ausgesetzt sehen", heißt es in dem Schreiben. Sie fordern den Bürgermeister auf, dem Projekt "eine entschiedene Absage zu erteilen". Um ihren Forderungen Ausdruck zu verleihen, haben die Anwohner eine Unterschriftenaktion gestartet. 300 Unterschriften haben sie innerhalb von drei Tagen gesammelt.

Torsten Matenaers, Pressesprecher der Stadt Goch, bestätigt den Eingang des Briefes. "Wir haben auch schon Kontakt mit den Bürgern aufgenommen", sagt er. Matenaers weist aber darauf hin, dass die Stadt Goch nur baurechtlich an dem Projekt beteiligt und nicht fachlich eingebunden sei. "Dafür ist das Landesjugendamt zuständig. Wir sehen uns jetzt in der Rolle des Mittlers und nehmen die Sorge der Anwohner ernst. Aber keiner hat jetzt was davon, wenn die Pläne zu sehr emotionalisiert werden", so der Pressesprecher.

Betreiber des Heims ist die Kaiserswerther Diakonie. Deren Pressesprecher Wolfram Scharenberg versucht ebenfalls, die Wogen zu glätten: "Das sind keine Schwerverbrecher, die dort betreut werden. Wir möchten den Anwohnern jetzt auch eventuell auftretende Ängste nehmen."

Aus diesem Grund sei für Freitagabend in Nierswalde eine Informationsveranstaltung angesetzt. "Die Jugendlichen haben oftmals einen schwierigen familiären Hintergrund und sind zum Beispiel durch Klauen oder Schuleschwänzen straffällig geworden", sagt Scharenberg. "Wir arbeiten mit ihnen, damit sie wieder den Weg zurück in ein geordnetes Leben finden."

Das Gelände werde 24 Stunden am Tag beaufsichtigt, auf jeden Jugendlichen komme ein Betreuer. Sieben Bewohner sollen auf das Gelände ziehen, danach sukzessive eine zweite gleich große Gruppe aufgebaut werden.

Die Suche nach einer neuen Bleibe war nötig geworden, weil die jetzige Einrichtung, Haus Ausblick in Bedburg-Hau, den baulichen Anforderungen nicht mehr entsprach (mehr dazu siehe neben stehenden Bericht). Momentan befindet sich auf dem rund 18 000 Quadratmeter großen Gelände die private Seniorenresidenz am Borgardtshof. Heimleiter Markus Kremer zu Folge, der verkaufen möchte, wohnen derzeit 23 Bewohner in der Residenz — alle ohne Pflegestufe. Jetzt werde mit jedem einzeln gesprochen, wie es weitergeht. "Einige unserer Bewohner kommen aus Duisburg. Die werden dort einen neuen Heimplatz finden", so Kremer.

(lukra)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort