Goch/Kleve Profi-Diebe klauen 85 Schafe

Goch · Tiere verschwanden in der Nacht zu Donnerstag von einer Weide auf dem alten Reichswaldkasernen-Gelände in Goch. Für die professionell arbeitenden Täter ist das bei den aktuellen Fleischpreisen ein gutes Geschäft.

 Arglos, wehrlos, leichte Beute – und die Schäfer haben keine Chance, vorzubeuge: Schafe im deutsch-niederländischen Grenzgebiet wie gerade in Goch sind eine leichte Beute. In Gelderland wurden schon 600 Tiere gestohlen.

Arglos, wehrlos, leichte Beute – und die Schäfer haben keine Chance, vorzubeuge: Schafe im deutsch-niederländischen Grenzgebiet wie gerade in Goch sind eine leichte Beute. In Gelderland wurden schon 600 Tiere gestohlen.

Foto: Klaus-D.. Stade

Er kannte sie alle, würde sie jederzeit wieder erkennen. "Aber ich glaube nicht, dass ich dazu jetzt noch die Chance hätte", sagt Landwirt und Schäfer Thomas Verheyen aus Kevelaer. Mehr als 200 seiner Schafe liefen bis Mittwochabend auf einer nur vermeintlich sicheren Weide. In Goch an der Pfalzdorfer Straße und von dort aus gar nicht mal gut sichtbar auf dem alten Gelände der Reichswaldkaserne. Umgeben von einem ordentlichen Zaun. Militär halt. Und: Er stand unter Strom, dieser Zaun. Thomas Verheyen: "Aber nicht mehr, als die Täter zugriffen. Das müssen Profis gewesen sein, die wussten, dass die Tore dort weiden, die wussten, dass der Zaun mit Strom gesichert war. Und die auch wussten, wie man diese Sicherung ausschaltet."

Kurzerhand bauten die Diebe, die mit einem großen Viehtransporter vorgefahren sein müssen, das Steuergerät für den Elektrozaun aus. Wert: gut 11000 Euro. Bis zu 1500 Euro müsse er für Ersatz ausgeben, so Thomas Verheyen. Auf dem Schaden wird er wohl sitzen bleiben — wie der Eigentümer der 50 Schafe, die nur eine Nacht zuvor in Bimmen von der Weide geholt wurden.

Wie kann man sich vor so etwas schützen? "Keine Ahnung", sagt Thomas Verheyen. "Die kennen sich aus. Gut sogar." Will sagen: Sie wussten, wie sie möglichst einfach viele Schafe ganz schnell zum Viehtransporter locken. Verheyen: "Bei mir nicht mit einem Hund, sondern sicher mit Kraftfutter-Eimern. Damit locken sie dann die Leittiere an, andere folgen ihnen. So war das Ganze wahrscheinlich ziemlich schnell erledigt." Und das wäre auch eine Erklärung dafür, dass niemand etwas mitbekam. Obwohl der Tatort alles andere als einsam gelegen ist.

85 gestohlene Schafe in zwei Nächten — dasselbe Ziel? Nein, sagt Robert Evers aus Appeldorn, Sprecher der Schafzüchter im Kreis. "In Kleve-Bimmen wurden gezielt Muttertiere gestohlen. Die haben die Täter dann also nicht für die Schlachtung vorgesehen, sondern für den Weiterverkauf." Bei den Tieren aus Goch sieht indes alles danach aus, dass die Verbrecher mit ihnen das ganz schnelle Geld gemacht haben. Bar und ohne Quittung. "Ich glaube, die hängen jetzt schon am Haken", so Thomas Verheyen Donnerstagabend zur RP.

Ein gutes Geschäft? Mit Sicherheit. Verheyen: "Die Preise für das Fleisch sind hoch, steigen ständig weiter, weil die Nachfrage da ist, aber immer mehr Schäfer aufhören, weil sich die Zucht für sie nicht mehr lohnt." Besonders teuer sei das Fleisch in den Niederlanden. Und trächtige Tiere, so Robert Evers, seien in Belgien stark gefragt.

(RP/ac/top)
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