Naturschutz Eine Chance für Insekten

Goch · Immer mehr Privatgärten legen Wildblumenbeete an, um Lebensraum für Insekten zu schaffen – ein Gewinn für alle. Auch die Kommunen engagieren sich und gestalten Straßenränder und Verkehrsinseln insektenfreundlicher.

 Viele Kommunen haben auf Bürgeranträge reagiert und gestalten innerstädtische Flächen insektenfreundlicher.

Viele Kommunen haben auf Bürgeranträge reagiert und gestalten innerstädtische Flächen insektenfreundlicher.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)/Bauer, Hans-Jürgen (hjba)

„Ich habe jetzt Schmetterlinge in meinem Garten, die ich noch nie gesehen habe“, staunte kürzlich eine Bekannte, die sich dazu durchgerungen hatte, ein Stückchen vom englischen Rasen zu opfern, um ein kleines Wildblumenbeet anzulegen. Eigentlich hatte sie vorgehabt, nur „den Insekten“ zu helfen, die ja immer weniger würden. Daran, dass sie durch die Vielfalt der Besucher auch sich selbst erfreuen würde, daran hatte sie gar nicht gedacht.

Tatsächlich ist es recht einfach, unseren fliegenden Kleintieren den dringend benötigten Lebensraum anzubieten: alle Gartenfachgeschäfte haben „Schmetterlingsblumen“, „Wildblumenmischung“ oder „Feld- und Wiesenblumen“ im Angebot. Daraus werden zügig robuste Pflanzen, die überaus blühwillig sind – also ein farbenfroher Garten, der auch dem Besitzer gefällt. Man sieht: es muss nicht sofort ein Bienenvolk sein, das sich ein Naturfreund in den Garten stellt. Ein blühendes Beet, dazu vielleicht noch ein „Wildbienenhotel“, das den Besuchern der Blumen ein Zuhause bietet, ist schon ein riesiger Schritt in die richtige Richtung.

Doch nicht nur bei den Gartenbesitzern, auch bei etlichen Landwirten hat ein Umdenken eingesetzt. Zwar hat durch diverse Medienberichte über Nitrat im Grundwasser, Glyphosateinsatz und Massentierhaltung das Image des Landwirts gelitten. Doch es gibt auch die andere Seite der Landwirtschaft: vielen Radfahrern sind sicherlich die vermehrt zu findenden Äcker mit Blüten der Gründüngung und Zwischenfrüchte sowie breite Blühstreifen an den Feldrändern aufgefallen. Auf diesen ökologisch wertvoll genutzten Flächen finden die unterschiedlichsten Insekten über einen langen Zeitraum Nahrung und bodenbrütende Vögel ihre Brutplätze. Landwirtschaft ist eben nicht nur Maisanbau! Ein kleiner Wermutstropfen: blühender Raps im Herbst sieht zwar bienenfreundlich aus – ist er aber nicht. Imker Marko Janssen aus Bedburg Hau: „Rapshonig kristallisiert recht schnell. Deshalb können die Bienen diesen harten Honig im Winter nicht als Nahrung aufnehmen.“ Da die letzte Honigernte schon im August stattfindet, kann auch der Imker den herbstlichen Rapshonig nicht nutzen. Ein weiterer potentieller Insektenhelfer: die Kommunen. Beispielsweise in Weeze, Goch und Bedburg-Hau haben engagierte Bürger Anträge an die jeweilige Verwaltung gestellt, Brachflächen, Straßenränder und Verkehrsinseln insektenfreundlicher zu gestalten. Diese Anträge wurden positiv aufgenommen. Mit deren Umsetzung würde eine enorme Chance genutzt, der gebeutelten Natur unter die Arme zu greifen. Außerdem würde durch diese gezielten Anpflanzungen und Aussaaten sowie ständige Wartung die weitere Ausbreitung des gefährlichen Jakobskreuzkrauts gebremst, das gerade auf Brachflächen und am Straßenrand schon großflächig vertreten ist. Jeder, der diese Pflanze auf seinem Grundstück findet, sollte sie (mit Handschuhen – das Gift kann durch die Haut aufgenommen werden) sofort entfernen.

Zum Schluss hat Imker Marko Janssen noch zwei Bitten: zum einen sollte jeder, bei dem sich ein Bienenschwarm niedergelassen hat, einen Imker (Telefonnummern sind beim Ordnungsamt beziehungsweise bei der Feuerwehr zu erfahren) informieren. Die zweite Bitte ist etwas ungewöhnlich: leere Honiggläser, die nicht zum Imker zurückgebracht werden, sollen stets nur gespült in die Glassammlung. Der Grund: war der Honig nicht von einem deutschen Imker, besteht die Gefahr, dass sich durch Importhonige Krankheitskeime zum Beispiel der „Amerikanischen Faulbrut“ verbreiten, da in vielen Ländern andere Hygiene- und Untersuchungsvorschriften gelten. Diese Keime sind für den Menschen ungefährlich; finden jedoch Bienen solche belasteten Honigreste am Glas, nehmen sie diese auf und infizieren so ihr Volk. Bricht die Krankheit aus, müssen die Imker in der näheren Umgebung ihre sämtliche Honigbienen töten und die Bienenkästen verbrennen. Dabei sind diese erschreckenden Maßnahmen mit dem Spülen der Gläser leicht zu vermeiden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort