Bauen und Wohnen in Goch Aus „Prinz“-Gelände wird Wohnquartier

Goch · Auf einer Fläche von 4500 Quadratmetern zwischen Jakob- und Karlstraße wird aus einer verlassenen Gewerbefläche in Goch ein Wohngebiet. Insgesamt 43 Wohnungen in drei Häusern heißen dann „PrinzPark“.

 Die Tiefbauarbeiten sind in vollem Gang, Gebäude werden abgebrochen und viel Material wird abgefahren.

Die Tiefbauarbeiten sind in vollem Gang, Gebäude werden abgebrochen und viel Material wird abgefahren.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Die Familie habe so lange darüber nachgedacht, wie sie mit ihrem demnächst freien Grundstück umgehen solle, bis man nach einer Weile gemerkt habe, dass es wohl am einfachsten sei, selbst zu investieren, erzählt Katharina Prinz. Noch bis 2028 hatte das metallverarbeitende Unternehmen Carl Prinz GmbH an der Jakobstraße seine Produktion und einen Teil der Verwaltung. Dann wurde der Komplettumzug ins Industriegebiet West möglich, und eine Idee für die nicht mehr benötigte Fläche in der Innenstadt musste gefunden werden. Da der Flächennutzungsplan für das Gebiet schon vor Jahren geändert worden war, stand der Erschließung als Wohngebiet nichts im Wege. Im Gocher Architekten Klaus Völling fand die Familie einen Planer, mit dem ein Konzept entwickelt wurde.

Viele Gocher schauen sich in diesen Tagen die Tiefbauarbeiten an der Jakobstraße an. Nicht zuletzt die Berufsschüler von gegenüber haben (wenn nicht gerade Ferien sind) viel zu gucken. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg gab es Industrie auf dem Gelände. Eine Lederfabrik – „Kemps Chamoisleder – gerbte zwischen Jakobstraße, Hinter der Mauer, Karl- und Bleichstraße Tierhäute, rund herum lagen Gärtnereien. „1956 wurden die Gewerbegrundstücke zusammengelegt und in den bestehenden Gebäuden siedelte sich die Firma Prinz an“, erzählt Katharina Prinz. In dem alten Turm, den Prinz in den vergangenen Jahrzehnten ebenso wenig nutzte wie die alten Öltanks, die zu entsorgen waren, seien noch Einschusslöcher aus dem Krieg zu sehen gewesen.

 So sah die Jakobstraße bis nach dem Zweiten Weltkrieg aus, als dort noch eine Lederfabrik betrieben wurde.

So sah die Jakobstraße bis nach dem Zweiten Weltkrieg aus, als dort noch eine Lederfabrik betrieben wurde.

Foto: Fa. Prinz

1997 hatte das Unternehmen Prinz ein Logistikzentrum im Industriegebiet West errichtet. Weil an der Jakobstraße auch die Produktionsfläche trotz zweier Anbauten zu klein wurde, stand die komplette Übersiedlung an. Die Insolvenz von B.O.S.S. Druck an der von-Monschaw-Straße bot Prinz die Chance, eine große Halle gleich neben seinem Logistikzentrum zu übernehmen. Mit dem Jahreswechsel 2017/18 verließ die Firma den alten Standort. Seitdem werden die Sockel- und Fußleisten, die Profile und Trittschallmaterialien im Industriegebiet gefertigt.

Derzeit ist das Klever Tiefbauunternehmen Loock mit dem Abriss der Gebäude am alten Standort beschäftigt. Fundamente müssen ausgegraben werden, viel Bodenaushub ist abzufahren. Denn es gibt Altlasten, die gründlich zu entsorgen sind.

Heinz Roelofsen, Ehemann von Katharina Prinz und Mitgesellschafter von Prinz & Roelofsen, erinnert daran, dass die „mittelschwere Verschmutzung“, die die Gutachter feststellten, vor einigen Jahren als Begründung dafür angebracht wurde, auf der Fläche kein Altenheim errichten zu dürfen – da gab es aber wohl auch noch andere Vorbehalte. Nun scheint das Problem aber ausgeräumt. „Fragen hinsichtlich der Bodensanierung und des Denkmalschutzes werden unter Aufsicht der Kreisverwaltung Kleve und der Stadtverwaltung Goch unter Mitwirkung von Fachingenieuren bearbeitet“, sagt Roelofsen. Die Zusammenarbeit funktioniere gut, man erwarte die Baugenehmigung kurzfristig.

Die Gesellschaft will rund zehn Millionen Euro investieren. Entstehen sollen drei unterschiedliche Baukörper, zweieinhalb- und dreieinhalbgeschossig, mit insgesamt 43 barrierefreien Wohnungen (Aufzüge gibt es auch) in Größen von 50 bis 100 Quadratmetern. „34 davon sind öffentlich gefördert und entsprechend günstig“, sagt Katharina Prinz. Wer einen Anspruch auf einen Wohnberechtigungssschein hat kann sich ab etwa Mitte des Jahres bewerben. Ende 2020 soll alles fertig sein. Ganz oben werden großzügige, frei finanzierte Wohnungen angeboten.

Wichtig ist der Familie, dass es ein „Quartier“ wird, das nicht nur „drinnen“ Wohnkomfort bietet, sondern auch viel Grünflächen bekommt, gestaltet von einem Garten- und Landschaftsarchitekten. „Zum Beispiel wollen wir einen Großteil der Autostellflächen überdachen und begrünen“, erzählt Roelofsen. Beim Blick aus den Fenstern oder vom Balkon sollen die Bewohner nicht nur auf Steine schauen. Ein zentraler Fahrradparkplatz wird vielleicht manche Autofahrt im Nahbereich verhindern. Außerdem wurde beschlossen, die Häuser komplett zu verklinkern und anstelle des derzeit üblichen Staffelgeschosses mit Flachdach leicht geneigte Satteldächer zu wählen. Erschlossen wird das Gelände übrigens über die Straße „Hinter der Mauer“; von der Jakobstraße aus kann durch ein ansonsten geschlossenes Tor im Bedarfsfall nur die Feuerwehr hinein.

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