Zum Sonntag Du siehst mich

Goch · Pfarrer Robert Arndt über das Tragen der Masken. Und über die Mimik, die dahinter verborgen bleibt. Darum ist es für ihn jetzt umso wichtiger, tiefer in die Augen des Gegenübers zu schauen.

 Robert Arndt Pfarrer

Robert Arndt Pfarrer

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Es ist schon erstaunlich, wie selbstverständlich manches geworden ist, was vor wenigen Wochen noch unvorstellbar war: Es gibt neue Begrüßungsformen ohne Händeschütteln, die eigene Komfortzone wird nicht durch rücksichtslose Drängler durchbrochen, das Tragen von Masken wird nicht mehr lächerlich gemacht.

Wobei die Sache mit den Masken durchaus nicht so einfach war. Ich muss zwar im Gegensatz zu anderen Berufen keine Maske über mehrere Stunden tragen – aber dann doch mehrfach am Tage, wie wir alle, für einen relativ kurzen Zeitraum. Als Brillenträger muss das richtige Modell durchaus mit Bedacht gewählt werden, denn sonst sehe ich nichts mehr. Und besonders beim Abnehmen muss ich darauf achten, dass die Brille nicht flöten geht. Das war ungewohnt, manchmal ist es heute noch lästig. Aber wenn das alles ist, dann brauchen ich mich darüber nicht zu beklagen.

Mir geht es um etwas anderes bei der Maske: Kommunikation und Sprechen sind nicht nur Worte, die ich höre und verarbeite. Die Gestik und vor allem die Mimik sind für die Wahrnehmung und Kommunikation ja unendlich wichtig. Das war für mich die eigentliche Schwierigkeit bei den Masken: Es wurde deutlich schwieriger andere wahrzunehmen und zu sehen, wie es ihnen geht. Und umgekehrt ja auch: Sehen die anderen, wenn ich sie anlächle?

Ich habe schnell gemerkt, da hilft nur eines: Genauer hinschauen. Und zwar in die Augen. Und wirklich: In ihnen kann ich Vieles sehen. Auf jeden Fall kann ich sehen, ob mein Gegenüber mich anlächelt. Ich kann sehen, ob er Angst hat. Und so schaue ich den Menschen nun sozusagen noch tiefer in die Augen. Und es funktioniert.

Das wünsche ich Ihnen heute: Dass sie Menschen treffen, die Sie wahrnehmen, in Ihre Augen schauen. Die dann ihre Freude teilen und mit ihnen lachen – oder zuhören, wenn Sie sich Sorgen machen. Und dass Sie merken, dass Gott Sie genauso ansieht: Sensible, aufmerksam und liebevoll – und dazu muss er noch nicht mal in Ihre Augen schauen.

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