Goch Ottos Schwäche für Musik

Goch · Der Gocher Rathaussturm stand ganz im Zeichen der Musik: Bürgermeister Karl-Heinz Otto war begeistert. 5000 Untertanen feierten die Eroberung des Schlüssels zur Macht durch die Viktoria Tollitäten Aki I. und Marijke I.

Die Drei Tenöre bekommen starke Konkurrenz. Ein Konzert vor ausverkauftem Haus haben sie nämlich am Samstagvormittag bereits prächtig beendet: die KB-Genöre. Sechs Mitarbeiter des städtischen Kommunalbetriebes hallten nach Tenor-Vorbild, mitsamt akrobatischem Körpereinsatz, wehenden Schals und Zugabe-Rufen, "Schon der Gedanke, dass ich dich einmal verlieren könnt'" von der Bühne am Rathaus — und begeisterten rund 5000 Gocher Narren, die den Marktplatz in gewohnter Manier in ein karnevalistisches Pulverfass verwandelt hatten.

Damit unterstützten sie den Gocher Bürgermeister Karl-Heinz Otto im Einsatz für den Rathausschlüssel gegen Prinz Aki I. und Prinzessin Marijke I. nebst Viktoria-Gefolge. Nach tosendem Applaus kam die Fliegerlied-Zugabe sogleich hinterher - und Goch war begeistert. Überhaupt regierte zum Rathaussturm der Viktoria-Prinzengarde am Samstag die Musik.

Unter dem Motto "100 Jahre den Fuß am Ball, Viktoria feiert Maskenball" hatten Prinzenpaar und Garde ihren Sturm auf die Verwaltung durch und durch musikalisch ausgerichtet.

Zwar erreichte der Aufruf der Prinzessin "hinsetzen, hinsetzen" nur die an der Bühne stehenden Gardemädchen und Gardisten, weil auf dem Markt dafür kein Platz war "und wir auch nicht mehr hochkommen würden", wie RZK-Moderator Mike Theissen befürchtete, dennoch rollte schon die erste Angriffswelle aufs Rathaus buchstäblich mit Pauken und Trompeten los: Mit Blockflöte und Triangel versuchte das Prinzenpaar Otto von der Herausgabe des Schlüssels zu überzeugen — vergeblich. "Wir sind hier nicht auf einem Kindergeburtstag", kommentierte er seine abgewehrte Attacke.

Nach spritzigem Piratentanz von Entertainer Willi Girmes holten die Viktoria-Gardisten zum Paukenschlag aus und trommelten auf Pfannen und Töpfen, so lautstark es ging. "Ihr macht es künstlerisch", meinte der Bürgermeister, "da halte ich mal künstlerisch gegen."

Und schon war der große Auftritt der KB-Genöre gekommen, die sich ziemlich schnell in die Herzen der Karnevalisten spielten. "Wir sehen, dass die Verwaltung entgegen anders lautender Behauptungen doch arbeitet", so Theissen, "sie haben im August mit den Proben begonnen und sind heute soweit", scherzte er. Zweiter Angriff abgewehrt - dank der Tenöre, pardon Genöre.

Doch dann spielten zur dritten Angriffswelle alle Musik-, Fanfaren- und Spielmannszüge der Stadt Goch zum großen Konzert vor dem Rathaus auf und "stürmten" gemeinsam die Verwaltung: "Das war grandios", sagte Otto, "ihr habt meine Schwäche für die Musik ausgenutzt - so etwas hat Goch noch nicht erlebt, dass alle Gruppen zusammen gespielt haben."

Prinz Aki I. war sich sicher: "Das zeigt einmal mehr, wie stark der Zusammenhalt im Gocher Karneval ist." Schlüssel bis Aschermittwoch erobert — mit Herz.

(RP)
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