Goch-Pfalzdorf Ostkirche Pfalzdorf für Friedwald nutzen?

Goch-Pfalzdorf · Ein Unternehmen möchte einen so genannten Friedwald für Urnenbeisetzungen im Tannenbusch einrichten. Die Politik muss dem Vorhaben zustimmen. Es gibt geteilte Meinungen, die Kirchen sind nicht gegen das Projekt.

Über die Pläne für einen Friedwald im Tannenbusch wird in der Region aktuell rege diskutiert. Wie berichtet, möchte die Friedwald GmbH in dem Waldstück in Pfalzdorf Urnenbeisetzungen an den Wurzeln der Bäume ermöglichen. Die Stadt müsste dafür die Friedhofsatzung ändern, es geht also auch um eine politische Entscheidung.

"Wir müssen uns bewusst sein, dass es in der Bestattungskultur einen Wandel gibt", meint SPD-Fraktions-Chef Klaus-Dieter Nikutowski. Die Zahl der Urnenbeisetzungen nehme zu, immer öfter gebe es den Wunsch, eine Grabstelle zu haben, die nicht gepflegt werden müsse. "Wir haben uns noch keine abschließende Meinung gebildet, tendenziell bin ich aber dafür, dem Projekt zuzustimmen."

Jürgen Vennmanns vom BFG hat sogar "große Sympathie" für die Idee eines Friedwalds. "Hiermit passen wir uns dem allgemeinen Zeitgeist an, viele Angehörige haben heute keine Zeit mehr, um ein Grab zu pflegen." Zudem solle man durchaus auch global denken. Der Friedwald in Pfalzdorf solle ja einen weiten Einzugsbereich bis über den Kreis Kleve hinaus haben. Da liege der Ort recht gut. "Aus meiner Sicht ist das eine würdevolle Geschichte, in der auch die Naturverbundenheit manches Verstorbenen zum Ausdruck kommt."

Die CDU will sich mit dem Thema noch in Ruhe auseinandersetzen. "Das ist ein völlig neues und sehr schwieriges Thema", sagt der Fraktionsvorsitzende Karl-Heinz Bremer. Tatsache sei nun einmal, dass sich auch im Bereich der Friedhofskultur eine Menge ändere.

Kritisch sieht Andreas Morgenroth die Pläne in Pfalzdorf. Der Friedhofsplaner arbeitet unter anderem regelmäßig für Naturschutzverbände oder die Verbraucherorganisation aeternitas. Er ist nicht grundsätzlich gegen das Modell eines Friedwaldes, stellt aber die Frage nach dem Bedarf. "Durch die Ausweisung eines neuen Friedwaldes besteht die Gefahr, dass traditionelle Friedhöfe verloren gehen." Sinnvoller wäre, solche Angebote auf den vorhandenen Friedhöfen zu machen. Er habe beispielsweise in Berlin die Einrichtung eines Friedwaldes auf einem bestehenden Friedhof begleitet. "Im Zuge des Verfahrens muss in Goch ganz klar geprüft werden, ob ein öffentliches Interesse an dem Friedwald besteht. Das Projekt kann von den Politikern nicht einfach durchgewinkt werden", sagt er.

Kreisdechant Johannes Mecking stellt klar, dass es von Seiten der katholischen Kirche kein grundsätzliches Verbot zur Bestattung im Friedwald gebe. "Für mich ist bei jeder Bestattungsform wichtig, dass die Würde und der Wert des Menschen auch im Tod beachtet werden. So sollte es zum Beispiel möglich sein, den Bestattungsort namentlich kenntlich zu machen", so der Probst.

Der evangelische Pfarrer Armin Rosen sieht das Friedwald-Projekt sogar als Chance, um damit Finanzmittel für den Erhalt der Ostkirche zu bekommen. Wie berichtet, ist im Gespräch, dass das Gotteshaus für Bestattungsfeiern im Friedwald genutzt werden könnte. "Einer solchen Nutzung stehen wir offen gegenüber. Damit bietet sich auch eine Perspektive, um Spenden für den Erhalt des denkmalgeschützen Gebäudes zu sammeln", sagt der Pastor.

Konkret müsse dafür ein Konzept erarbeitet werden. Spenden für das Bereitstellen von Gotteshäusern anzunehmen, sei aber bereits jetzt üblich. Er wäre auf Anfrage auch selbst dazu bereit, Trauergottesdienste dort zu feiern und Beisetzungen im Friedwald zu begleiten. "Ich werde mich allerdings dafür stark machen, dass eine namentliche Kennzeichnung der Verstorbenen im Friedwald Pflicht ist. Ich bin kein Freund von anonymen Bestattungen." Eine Nummer am Baum als Hinweis auf den Verstorbenen reiche aus seiner Sicht nicht aus.

(RP)
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