Goch Osterwanderer – nach 21 Jahren am Ziel

Goch · Einmal um Deutschland herum, gut 3800 Kilometer zu Fuß – seit 1993 bewältigt die kleine Gruppe um den einstigen Gocher Dieter Lanz immer in der Karwoche eine Etappe auf dem Weg von Aachen nach Aachen. Jetzt endete die Reise.

Nach 21 Jahren: Osterwanderer am Ziel
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Einmal um Deutschland herum, gut 3800 Kilometer zu Fuß — seit 1993 bewältigt die kleine Gruppe um den einstigen Gocher Dieter Lanz immer in der Karwoche eine Etappe auf dem Weg von Aachen nach Aachen. Jetzt endete die Reise.

Seit 21 Jahren sind sie unterwegs. "Wir, das sind Dieter (65) und Axel (55) sowie Sohn Moritz (29) und Freund Wilhelm (60)", wie es im bald erscheinenden Buch "Grenzgänger — 21 Jahre Deutschland" heißt. 1993 begann die Reise, von Aachen nach Aachen, einmal um Deutschland herum in 21 Wanderwochen, immer jeweils in der Karwoche.

Und dennoch, darauf legt Initiator und Jugendzeit-Gocher Dieter Lanz wert, handelt es sich nicht etwa um eine Pilgerreise. Der Zeitpunkt wurde vielmehr aus pragmatischen Gründen gewählt. Denn die Vor-Osterwoche ist "die einzige Periode im Jahr, in der Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg zuverlässig zur gleichen Zeit Ferien haben", so Lanz. Und aus diesen Bundesländern setzten sich die Wandersleut' zusammen.

Nun geht also das, was als fixe Idee auf hoher See im Frühsommer 1992 seinen abenteuerlichen Anfang nahm, zu Ende und eine der letzten Stationen auf der Reise lautete in dieser Woche Goch. Hier wurde Kilometer 3675 erreicht und zwar an Reisetag 123. Quartier bezogen wurde später dann in Kevelaer. Und gestern folgte der finale Marsch nach Aachen.

Bilanzierend sagen Lanz und Co., dass das Spannendste des ganzen Projekts Deutschlandumrundung war, herauszufinden, "wie sich Deutschland in dieser Zeit verändert hat — und wir selbst natürlich auch". Pilgertum light. Und so sprechen sie eine Empfehlung an alle aus, "ganz unspektakulär, jedoch nicht minder intensiv das eigene Land zu erkunden".

Dass es sich dabei tatsächlich um ein Abenteuer handelt, zeigen die spektakulären Momente der vergangenen zwei Jahrzehnte: Gleich am ersten Tag gingen - in der damals noch handyfreien Zeit - vorübergehend die Kinder verloren, später fiel einer der Wanderer in die Sauer, es gab eine Begegnung mit einer Wildschweinfamilie, nächtliche Diskussionen mit einem Neonazi und Märsche durch hüfthohe Schneefelder im Nebel auf der Suche nach der Herberge.

Apropos Unterkunft: Ursprünglich hatte die Gruppe angedacht, "kleine Zelte mitzunehmen, im Prinzip draußen im Wald zu übernachten und höchstens alle paar Tage mal einen Gasthof aufzusuchen", erinnert sich Lanz. Doch dass solch ein Camper-Idyll nach einem verregneten Tag in durchnässter Kleidung mit einer lauwarmen Dose Linsen auf dem Schoß einiges an Romantik einbüßen würde, leuchtete der sympathischen Truppe bei genauerer Betrachtung schnell ein. Lanz: "Vor allem würde ein solches Konzept den Wanderer um eine schöne Erfahrung bringen: Das Ankommen."

Genau das ist in diesen Tagen ein besonders gutes Stichwort, denn am gestrigen Karfreitag erreichten die vier Männer tatsächlich Aachen, den Start- und gleichermaßen Zielort. Zu Beginn der Woche waren sie allerdings zunächst noch auf dem Nierswanderweg anzutreffen und kurz darauf in der Gocher City. "Da mussten wir natürlich am Langenberghaus vorbei, das hat mich nämlich schon zur Jugendzeit fasziniert." 1957 war der heute 65-Jährige nach Goch gekommen, 1966 hatte er die Stadt nach dem Abitur wieder verlassen. Doch auch nach fast 50 Jahren fand er sich natürlich hier zurecht. Und gelangte während der letzten Wandertage zu einer weiteren Erkenntnis: "Am rechten Niederrhein haben wir schon häufiger auch Verfall gesehen, der linke Niederrhein hingegen ist durchweg schön". Nach gut 4000 absolvierten Kilometern muss er wissen, wovon er spricht.

Die Frage nach dem nächsten Projekt beantwortete Lanz übrigens mit einem lauten lachen. "Im Moment schmerzen die Füße etwas" — sprach's, schulterte den Rucksack und stapfte weiter.

(RP)
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