Goch Oldtimer aus Pfalzdorf

Goch · Ein Inserat in der Rheinischen Post führte Hubert Janssen und seine Borgward Isabella vor 23 Jahren an Heiligabend zusammen. Seitdem sind die beiden Originale regelmäßig in und um Pfalzdorf zusammen unterwegs.

Sie wohnt gleich nebenan, Hubert Janssens Isabella. Nur ums Eck muss der 70-Jährige gehen, dann hat er die Garage erreicht, in der eines seiner vielen Schätzchen auf ihn wartet. Gelassen schlendert das Pfalzdorfer Urgestein rüber, die dunkle Schiebermütze auf dem Kopf, die Zigarre zwischen den Zähnen. Tor auf und da steht sie, die elfenbeinfarbene Schönheit.

Sofort springt die 53-Jährige an und Janssen macht es sich auf den roten Sitzen bequem. Mit Zigarre, Hut und Isabella geht es aus der Garage, die seitliche Chromzierleiste und die angedeuteten Heckflossen gleiten galant vorbei. Eingeparkt wird natürlich rückwärts, der berühmte Borgwardrhombus kommt zum Stehen.

"Alles original", brummt Janssen während er aussteigt. Die Plakette im Motorraum bestätigt ihn: Borgward Bremen, Isabella Coupé, Baujahr 1958. Und auch ein Blick in den Kofferraum zeigt, dass diese 75 PS starke TS-Version noch mit jeder Schraube und jedem Birnchen den 50er Jahre Charme versprüht. Denn unter dieser Haube verbirgt sich ein rollendes Ersatzteillager inklusive Zündkerzen, Gummiringen, Dichtungen und natürlich dem entsprechenden Werkzeug.

Da trifft es sich, dass Janssen gelernter Elektro-Maschinenbauer ist und somit ein erfahrener Schrauber. Nicht umsonst hat er sogar eine eigene Hebebühne in der Garage. Auf der befindet sich zur Zeit übrigens noch ein etwas moderneres Fahrzeug aus Bayern. "Das lasse ich erst runter, wenn mein Enkel den Führerschein gemacht hat", erklärt Janssen.

In der Rheinischen Post hatte der Mann Jahrgang 1941 die Anzeige "Borgward Isabella zu verkaufen" gesehen. Das war vor 23 Jahren, kurz vor Weihnachten. Und da er das erfolgreichste Modell der Borgward-Gruppe schon immer als "ein unheimlich tolles Auto" bewundert hatte, aber dennoch bis dato der Marke mit dem Stern treu geblieben war, schlug er an Heiligabend zu. Janssen fuhr nach Aachen, zahlte "natürlich viel zu viel, weil ich damals noch keine Ahnung davon hatte" und war in der nächsten Zeit damit beschäftigt, seine Isabella erst einmal wieder instand zu setzen. Der gesamte Boden, die Spritzwand, die Holme, alles musste aus Blech neu gepresst werden — mit Hilfe einer Presse, die Janssen eigens dafür baute. Selbst ist der Pfalzdorfer.

Inzwischen ist Janssens Isabella in einem top Zustand und wird regelmäßig von ihrem Besitzer, der Beirat in der Carl F. W. Borgward Interessengemeinschaft ist, gefahren. Hier ist Janssen zudem für den Vertrieb des vierteljährlich erscheinenden Magazins "Der Rhombus" zuständig. Da sitzt er dann in seinem Clubraum und sendet die Zeitschrift nicht nur nach Deutschland, sondern auch in die Niederlande, nach Großbritannien und Afrika. Dabei stets in seinem Rücken und ebenfalls mit Zigarre, der Firmengründer Carl F.W. Borgward auf einem Gemälde. "Auch ein Original", so Janssen. Er muss es wissen.

(RP/rl)
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