Goch Niersexpress als Bummelbahn

Goch · Verspätung nach Fahrplan: Die Regionalbahn fährt auf einem Teil der Strecke von Kleve nach Düsseldorf nur 20 km/h. Die Nordwestbahn verweist auf die Deutsche Bahn: Die Situation sei für die Fahrgäste "unzumutbar".

 Ab hier geht es für mehrere hundert Meter in Richtung Kleve im Schneckentempo voran. Bis zum 29. Oktober soll die "Langsamfahrstelle" laut der Deutschen Bahn bestehen bleiben.

Ab hier geht es für mehrere hundert Meter in Richtung Kleve im Schneckentempo voran. Bis zum 29. Oktober soll die "Langsamfahrstelle" laut der Deutschen Bahn bestehen bleiben.

Goch/BEDBURG-hau Ulrich Schaem ist wütend. Der Pendler zwischen Kevelaer und Kleve erlebt schon seit über einem Monat das gleiche Spiel: An jedem Tag, an dem er den Niersexpress für seinen Weg benutzt, geht es auf der Strecke zwischen Bedburg-Hau und Goch mit einer Geschwindigkeit von 20 km/h voran. "Ich habe ja Verständnis dafür, wenn hier etwas verändert werden muss, die Öffentlichkeitsarbeit ist aber äußerst schlecht. Keiner weiß etwas Genaues", sagt er.

Dass sich gerade an dieser Stelle eine sogenannte "Langsamfahrstelle" befindet, ist doppelt ungünstig. Denn hier ist die Bahnstrecke nur eingleisig ausgebaut. Heißt: Züge, die aus Düsseldorf in Richtung Kleve fahren, müssen jetzt noch länger warten, weil der Zug in Richtung Düsseldorf nur mit besagten 20 km/h fährt – um dann mit der gleichen Geschwindigkeit den Weg nach Kleve fortzusetzen.

"Wir sind selber erbost über die Angelegenheit", sagt Katrin Hoffmann, Pressesprecherin der Nordwestbahn. "Dass dauert schon viel zu lange. Die Verspätungen sind für unsere Gäste unzumutbar", so Hoffmann weiter. Für den Grund verweist sie aber auf die Deutsche Bahn, die für das Gleisnetz verantwortlich sei. Dort versucht man, zu beschwichtigen. "An den Bahnübergängen Buschwaldstraße, Kerkhoffstraße und Hauer Grenzweg werden technische Verbesserungen installiert. Die Arbeiten haben am 7. September begonnen und werden aus heutiger Sicht am 29. Oktober abgeschlossen sein", heißt es.

Nach Informationen unserer Zeitung liegt der Grund für die Geschwindigkeitsbegrenzung in einem Unfall, der sich vor etwa zwei Jahren an der Bahnlinie zwischen Bedburg-Hau und Goch ereignet hat. Ein Mann war vom Niersexpress erfasst worden, als er über die Gleise lief und den herannahenden Zug nicht bemerkte. Jetzt will die Bahn offenbar die Trasse auf diesem Teilstück baulich abgrenzen, so dass niemand mehr auf die Gleise gelangen kann.

Die daraus resultierenden Verspätungen hielten sich laut der Deutschen Bahn in Grenzen: "Die Züge in Richtung Kleve erhalten dadurch eine Fahrzeitverlängerung von rund drei Minuten. Die Züge der Gegenrichtung ebenfalls. Diese Verspätung wird in der Regel in Krefeld wieder aufgeholt, so dass die Reisenden in Krefeld und auch in Düsseldorf ihre Anschlusszüge erreichen."

Ulrich Schaem hat anderes erlebt. Bis zu einer Viertelstunde musste er teils mehr einplanen. Für Pendler, die auf Anschlusszüge und -busse angewiesen sind, zu viel. Bis dahin werden die Reisenden über die Anzeigen an den Bahnsteigen und Durchsagen im Zug informiert. "Vielleicht könnte man ja mal über den zweigleisigen Ausbau nachdenken. Dann muss kein Zug mehr warten", so Ulrich Schaem.

(RP)
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