Goch Niemanden interessiert das Haushalts-Telefon

Goch · Die Sorgen der Bürger um das Haushaltsloch der Gemeinde Goch schienen groß. So groß, dass eigens ein Haushalts-Telefon eingerichtet wurde. Nach drei Monaten hat ein Bürger angerufen - mit einem Rat.

 Gochs Kämmerin Bettina Gansen und die Stadtverwaltung sind überrascht, dass die Resonanz so gering ausgefallen ist.

Gochs Kämmerin Bettina Gansen und die Stadtverwaltung sind überrascht, dass die Resonanz so gering ausgefallen ist.

Foto: STADT GOCH

Er ist der Hüter des vielleicht einsamsten Sorgen-Telefons Deutschlands. Torsten Matenaers, Stadtsprecher von Goch, wacht seit Anfang September über die Haushalts-Nummer in Goch. Einzig: Angerufen hat noch niemand. Naja, noch fast niemand. "Wir hatten einen Anrufer", bestätigt Kämmerin Bettina Gansen. "Ein Bürger hatte einen Rat für eine Einsparmaßnahme." Statt Grünflächen, die teuer im Unterhalt seien, könne die Weberstadt doch auf Wildblumenwiesen setzen, empfahl der Anrufer. "Der Hinweis wurde sofort an die entsprechende Stelle weitergeleitet", sagt Gansen.

Zwar ist die Notruf-Nummer auch für solche Hinweise da, ursprünglich sollte sie aber vor allem für Fragen und Sorgen dienen, die angesichts des unerwartet gewachsenen Haushalts-Lochs in Goch auftreten. Woher kommen die fehlenden Beträge? Und wie kann man sie in der Zukunft ausgleichen? "Wir hatten gehofft, dass wir den Bürgern mit dem Angebot Mut machen, aktiv mit ihren Fragen auf uns zuzugehen", sagt Bettina Gansen. Allein: Es blieb bei der Hoffnung.

Ende August waren die Emotionen dabei noch hoch gekocht. Spekulationen über die Ursache des Lochs bei den Gewerbesteuereinnahmen machten damals genau so die Runde wie wüste Anschuldigungen gegenüber der Politik und Verwaltung, auch gegenüber der Kämmerin. Ob die Wut verpufft ist, Gochs Bürger ganz andere Sorgen haben oder die Telefonnummer (02823 320555) zu unbekannt war - darüber möchte niemand in der Verwaltung spekulieren. "Ich kann das nicht interpretieren", sagt Bettina Gansen. "Wir nehmen das jetzt erst einmal zur Kenntnis."

Trotz der eher bescheidenden Resonanz möchte die Stadt trotzdem vorläufig an ihrem Plan festhalten. "Das Angebot steht, Stadtsprecher Torsten Matenaers nimmt weiterhin sämtliche Sorgen und Anregungen der Bürger entgegen", sagt Kämmerin Bettina Gansen. Die werden weitergeleitet, bei offengebliebenen Fragen meldet sich jemand aus der entsprechenden Fachabteilung, im Zweifel die Kämmerin selbst. Gleiches gilt natürlich auch, wenn das Telefon mal nicht besetzt ist. "Wir rufen zurück, sagt Torsten Matenaers.

Aber nicht nur eine Telefonnummer hat die Verwaltung eingerichtet. Wer lieber schreibt als spricht, kann sich unter haushalt@goch.de mit Fragen und Sorgen an die Stadt wenden. Die E-Mail-Adresse ist genau so lange eingerichtet wie die Telefonnummer, die Resonanz ist auch dort die selbe. "Wir hatten exakt eine E-Mail. Und das war Werbung", sagt Torsten Matenaers. Auch postalisch könne man sich gerne an die Mitarbeiter der Verwaltung wenden. "Einen direkteren Kontakt gibt es nicht. Wir nehmen jede Frage der Bürger sehr ernst", sagt Torsten Matenaers. Nach den Erfahrungen der ersten Monate dränge sich nun aber der Eindruck auf, dass für diese Art des Kontaktes in der Weberstadt kein Bedarf bestehe.

Zur Sachlage hat sich vor der heutigen letzten Ratssitzung des Jahres aber nichts geändert, wie die Kämmerin berichtet. "Wir arbeiten weiter an einem Konsilidierungspaket für den Haushalt des kommenden Jahres", sagt Bettina Gansen. Dabei soll es nicht die eine Maßnahme geben, die alles rettet - eher ein ganzes Bündel von Vorschlägen. Vorschläge wie die Parkgebühren, die heute Abend fast sicher im Rat beschlossen werden.

(lukra)
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