Goch Nachwuchs-Streicher im Kastell

Goch · Behutsam legt Emilia Jarocka ihre Geige an den Hals und setzt den Bogen an die Saiten. Dann beginnt sie zu spielen und erfüllt den Raum mit fehlerfreier Musik. Die 13-Jährige gewann dank ihres großen Talents bereits mehrere Preise und spielte als Solistin mit bekannten Philharmonie-Orchestern – sowohl in Deutschland als auch in ihrer Heimat Polen.

 Bei der Ankunft im Kastell.

Bei der Ankunft im Kastell.

Foto: Evers, Gottfried

Sie ist eines von vielen Talenten, die bei der 18. Gocher Streicher-Akademie Stringtime NiederRhein Unterricht bekommen und Konzerte geben. "Hier herrscht eine tolle Atmosphäre, und man kann sich mit Musik-Kollegen austauschen", sagt Emilia. Elf Tage dauert die Akademie, für die Projektleiter Helmut Lintzen gleich mehrere Stichworte findet: "Workshop, Meisterkurs und Freizeitgestaltung."

Aus vielen Räumen des Kastells Goch und der nahe gelegenen Pestalozzischule dringen dieser Tage die Klänge von Streichinstrumenten. Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 16 Jahren bekommen Einzelunterricht, üben Kammerkonzerte sowie das Spielen im Orchester. Leonard Heusler aus Grevenbroich ist zum ersten Mal bei der Gocher Streicher-Akademie dabei, sein Lehrer Gottfried Engels hatte ihn auf die Idee gebracht. "Mir gefällt es total gut. Ich bin so froh, dass ich hier endlich mal Zeit zum Üben finde. Neben der Schule ist das immer schwierig", sagt der 16-jährige Kontrabass-Spieler.

64 Teilnehmer sind in diesem Jahr dabei, Bewerbungen gehen aber immer deutlich mehr ein. "Wir müssen meist auswählen. Kriterien sind das Musikinstrument, Alter und Ausbildungsstand. Wir haben hier schon ein hohes Niveau, die Kinder spielen anspruchsvolle Literatur", sagt Lintzen, dem ein ganzes Team für die Organisation der Akademie zur Seite steht – sonst wäre das Projekt gar nicht zu stemmen. Die Teilnehmer und die Musiklehrer kommen aus Deutschland, Holland und Polen, während der elf Tage sind sie bei Gastfamilien untergebracht.

Krystyna Makowska aus Polen ist eine der Mitbegründer des Stringtime-Projekts. Seitdem kommt sie jedes Jahr als Lehrerin nach Goch. "Hier ist eine sehr begabte Jugend. Für die Kinder ist es toll, wenn sie ein großes Publikum bei den Konzerten haben", sagt sie. Neugierige sind auch bei den Proben willkommen.

Nikolaus Besthorn ist zum dritten Mal dabei und kann hier mit seinem mitgereisten Musiklehrer Petru Munteanu weiter üben. Er freut sich, mit so vielen Leuten in Kontakt zu kommen. "Aber der Einzelunterricht gefällt mir auch gut", sagt der 16-Jährige. Mittags treffen sich alle im Kastell zum gemeinsamen Essen; nachmittags gibt es Kuchen, den Gocher Bäckereien gestiftet haben. Höhepunkte der Akademie sind die sechs Konzerte, von denen vier noch bevorstehen.

(RP)
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