Bäumeklettern ist out. Irgendwie scheint das Hobby aus früheren Kindertagen nicht mit der Zeit gegangen zu sein — da waren die PC-Spiele schlichtweg schneller. Das Ergebnis ist offensichtlich: Bei Kindern "klemmt" die Motorik. Und um genau die kümmert sich derzeit die Freiherr-von-Motzfeld-Grundschule in Pfalzdorf. Dort geht's im Laufe dieser Woche sozusagen um die sportliche Wurst: beim Motorik-Test NRW, den alle Klassen durchlaufen. Zugegeben, ohne auf Bäume zu klettern. Dafür mit Liegestützen und rückwärts Balancieren.

Im Rahmen eines Testverfahrens in Kombination mit Größe, Gewicht und BMI (Body Mass Index) des Kindes werden die motorischen Fähigkeiten erfasst und ausgewertet. "Je nach Ergebnis setzen wir im Sportunterricht gezielt dort an", erläuterte Mechtild Sanders. Die Sportlehrerin und Übungsleiterin für Prävention und Rehabilitation aus Uedem hat den Motorik-Test für die Pfalzdorfer Grundschüler koordiniert und vorbereitet.

Acht Übungen sind durch die Sportministerkonferenz des Landes vorgegeben und erstrecken sich vom sechsminütigen Ausdauerlauf über den Standweitsprung bis hin zur Rumpfbeuge über verschiedene motorische Fähigkeiten. Warum? "Weil man vom Sportunterricht auf das Lernverhalten im Allgemeinen schließen kann", so Mechtild Sanders, "wenn motorische Fähigkeiten nicht ausgebildet sind, kann ein Kind auch in der Mathematik Schwierigkeiten bekommen."

Nachlassende Konzentration oder unkoordinierte Bewegungsabläufe machen den kleinen Menschen das Leben schwer: Die Leistungsfähigkeit nimmt ab. Und weil das motorische System angemessene Reize braucht, um Leistung zu erbringen und den Körper gesund zu erhalten, wird das Augenmerk seit 2006 auf den "Deutschen Motorik-Test" gelegt. Er deckt auf, wo der Bewegungsspielraum der Kinder hakt. Dabei liegt das Problem oftmals in scheinbar leichten Übungen, bei denen beispielsweise die Koordination von Händen und Beinen gefragt ist.

Sind denn tatsächlich Defizite festzustellen? "Ja", sagte die Sportlehrerin im Gespräch mit der RP, "vielleicht bei Kindern aus der Großstadt stärker als auf dem Land, das mag sein, aber ohne Defizite sind auch die Kinder im ländlichen Raum nicht mehr."

Das sah der neunjährige Till Appenzeller ein bisschen anders — zumindest bis zum Sechs-Minuten-Ausdauerlauf. Denn bis dahin hatte der Schüler alle Aufgaben mit Bravour gemeistert und dafür auch gleich eine plausible Erklärung geliefert: "Ich spiele Fußball, da ist man fit."

Nun gut, dass sechs Minuten eine lange Zeit zum Joggen sind, musste der Grundschüler dann doch hinnehmen. "Gehpausen sind aber überhaupt kein Problem, Hauptsache ihr lauft weiter", erklärte die Lehrerin. Schließlich kommt's auf die Bewegung an, nicht auf das Tempo.