Goch/Kevelaer Moderne Kunst und Volksfrömmigkeit

Goch/Kevelaer · Das Museum in Kevelaer hat seine Wallfahrtsabteilung erneuert. Zu den Objekten der Marienverehrung gesellen sich jetzt auch Bilder des Gocher Künstlers Martin Lersch und die Rosenkranzsammlung von Weihbischof Janssen em.

 Künstler Martin Lersch aus Goch (links) im Gespräch mit Museumsdirektor Burkhard Schwering. Der Förderverein des Museums hat einen Gemäldezyklus von Lersch angeschafft, der aus 20 Bildern besteht und die neue Abteilung "Rosenkränze, Wallfahrt und Kunst" dominiert.

Künstler Martin Lersch aus Goch (links) im Gespräch mit Museumsdirektor Burkhard Schwering. Der Förderverein des Museums hat einen Gemäldezyklus von Lersch angeschafft, der aus 20 Bildern besteht und die neue Abteilung "Rosenkränze, Wallfahrt und Kunst" dominiert.

Foto: Markus van Offern

Eine Abteilung zur Wallfahrt könnte ein wenig altbacken wirken oder allzu fromm. Doch zum Glück haben Museumsleiter Burkhard Schwering und seine Helfer die Kunst mit ins Boot genommen. Bei der Neukonzeption der bisherigen Wallfahrtsausstellung ging es um die Idee, die traditionellen Symbole der Volksfrömmigkeit, die bisher schon zu sehen waren, um Modernes zu ergänzen. Konkret: Der Förderverein des Museums hat einen Gemäldezyklus von Martin Lersch aus Goch angeschafft, der aus 20 Bildern besteht und die neue Abteilung "Rosenkränze, Wallfahrt und Kunst" dominiert.

"Ich hatte den Auftrag, zu dem Heine-Gedicht ,Wallfahrt nach Kevlaar' Bilder zu malen - zu jedem Vers eins", erklärt Lersch, der gestern bei der Eröffnung der Abteilung anwesend war. Zu dem tiefsinnigen Gedicht Heines, das früher durchaus auch mal als blasphemisch angesehen wurde, hat der Künstler Zitate aus vielen Kunstrichtungen gesucht und gefunden. Von Pop-Art über Genre-Malerei à la Spitzweg bis zur Moderne ist alles vertreten, "gezeigt" werden Szenen, die jeweils zu einem Vers des Heine-Gedichts passen. Wer es nicht kennt: Eine Mutter überredet ihren unrettbar liebeskranken Sohn, mit ihr nach Kevelaer zu reisen und die Gottesmutter um ihren Beistand anzuflehen . . .

Die Ballade zielt ab auf die Volksfrömmigkeit und ihre vielen Rituale, die auch in Kevelaer seit Jahrhunderten Teil des Pilgerwesens sind. In dem gedicht hat die fromme Mutter des "herzkranken" Jungen ein Herz aus Wachs geformt, um es der Gottesmutter zu bringen. So, wie viele andere Kranke im Laufe der Zeit wächserne Miniaturen von Armen und Beinen nach Kevelaer brachten, um Maria zu zeigen, welcher körperliche Schaden geheilt werden sollte.

In einer hölzernen Bude, die den Verkaufsständen, die bis zum Zweiten Weltkrieg auf dem Kapellenplatz standen, nachempfunden wurde, sind Devotionalien und Andenken ausgestellt, die den vielen Besuchern früher nicht nur in den Fachgeschäften angeboten wurden. "Mein Großvater hatte im Sommer auch einen solchen Stand, aus dem heraus er den Pilgern Kerzen, Bilder, Rosenkränze und Figuren verkaufte", erinnert sich die fast 90-jährige Johanna Heckens. Sie hat dem Museum auch etwas Schönes gestiftet: einige Farbholzschnitte des Grafikers HAP Grieshaber, die Darstellungen der Kevelaerer Mantelmadonna zeigen.

Apropos Rosenkränze: Wie geplant, ist in die neue Abteilung auch die umfangreiche Sammlung des emeritierten Weihbischofs Heinrich Janssen eingegangen. Er hat (die Rheinische Post berichtete mehrfach) über viele Jahren hinweg Gebetsschnüre aller Art und aus vielen Ländern und verschiedenen Kulturen zusammengetragen. "Gebet und Gerät" ist die Unterabteilung der Schau betitelt, die dem Museumsbesucher Auskunft gibt über die Bedeutung und Anwendung alter und heutiger Rosenkränze. Nicht zuletzt wurde mit Gebetsschnüren, an denen etwa "Pestmedaillen" hingen, versucht, Unheil abzuwenden. Ein Anliegen, das wohl jeder Pilger in sein Gebet einbezieht.

Landrat Wolfgang Spreen, Vorsitzender des Trägervereins des Niederrheinischen Museums (eine Einrichtung des Kreises), wünschte dem Haus und seiner neuen Abteilung viele Besucher.

(RP)
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