Goch Guildo Horn macht Stimmung am See

Goch · Das Haus am See, früher „ter Kelling“ in Kessel, bewies sich als super Location für ein witziges Mitsing-Konzert.

 Guildo Horn, wie er leibt und lebt, bei seinem Auftritt im Haus am See in Kessel. Vom Start weg brachte er dasPublikum zum Mitsingen. Vorne im Bild: Gitarrist Pruntz-Philipp Kegelmann.

Guildo Horn, wie er leibt und lebt, bei seinem Auftritt im Haus am See in Kessel. Vom Start weg brachte er dasPublikum zum Mitsingen. Vorne im Bild: Gitarrist Pruntz-Philipp Kegelmann.

Foto: Anja Settnik

Für die Stadtwerke ging es darum, das von ihnen übernommene „Haus am See“, früher die Kesseler Event-Gastronomie „ter Kelling“ , zurück ins Bewusstsein der Gocher zu bringen. Die Gäste wiederum kamen natürlich wegen des Mannes, der sich selbst „Meister“ nennt und seine Band „Orthopädische Strümpfe“ Dass die Herren keinesfalls wie alte Männer wirken und ihre Instrumente sehr beachtlich beherrschen, bewies allen voran Gitarrist Pruntz-Philipp Kegelmann bei einigen Soli. Aber eigentlich ging es ja gar nicht so sehr um die Profis, sondern um die 520 Gäste, die zum Mitsing-Abend gekommen waren.

Auf Einladung der Stadtwerke und organisiert vom Radiosender WDR 4, kamen Guildo Horn und seine Begleiter in ein volles Haus. Die Gäste wiederum konnten längst nicht alle auf dem erneuerten Parkplatz an der Gastronomie parken, sondern wurden von der Verkehrswacht frühzeitig abgefangen und zum GochNess dirigiert. Denn am Freizeitbad, ebenfalls von den Stadtwerken betrieben, ist Raum genug für Fahrzeuge alle Art. Und von dort ging’s mit dem Shuttle-Bus zum Veranstaltungsgebäude. Auch nicht bis vor die Tür übrigens: Das letzte Stück einer unbeleuchteten Nebenstraße entlang galt es zu Fuß zu gehen. Ein schöner Spaziergang am lauen Oktoberabend.

Jann-Philipp Thiele von den Stadtwerken begrüßte die „Sänger“ und ermunterte sie, sich vor Beginn des Programms Getränke zu besorgen, denn während der Show war das nicht erwünscht. Überhaupt ist der „Meister“ streng: Handy-Fotos waren nicht erwünscht. Der Mann in Blümchenhemd mit spitzem Kragen hatte seine Gäste, die er mit ausladenden Armbewegungen, langen Schritten und einigen ziemlich schrägen Gesten dirigierte, gut im Griff.

Die Bühne war vor Kopf des „Marktplatzes“ aufgebaut, davor und daneben war Platz genug für 500 Sitzplätze und eine Bar. Schon früh sicherten sich die Fans gute Plätze; optimal war ein freier Blick auf die Bühne. Wer nicht ganz so viel Glück hatte, sah von der Seite her auch noch gut und hatte einen zusätzlichen Bildschirm im Blick. Denn der ist bei Mitsing-Konzerten ganz wichtig. Schließlich kennt fast jeder die Melodien von Schlagern, Rock- und Pop-Songs der 50-er bis 80-er Jahre, aber man will’s ja nicht gerne mit dem Refrain bewenden lassen. Deshalb stehen die kompletten Liedtexte, gelegentlich unterbrochen von Regie-Anweisungen wie „Achtung: Gitarren-Solo“, für jeden lesbar  auf dem Bildschirm.

Als Aufwärmübung ließ Horn seinen Chor sich ein paar mal erheben und nieder setzen, dann gab’s ein wenig „lalala“ und „hohoho“. Viel mehr braucht es nicht, um fit zu sein für einen langen Mitsing-Abend. Denn 500 Stimmen begeisterter Leute sind ganz schön tragfähig, auch wenn sie nicht allzu geschult sind. Und Hemmungen haben Mit-Sänger nicht oder verlieren sie ganz schnell. Der Einzelne ist ja kaum zu hören.

Ein Gassenhauer der 70-er Jahre machte den Anfang: „Hoch auf dem gelben Wagen“ im Gedenken an Walter Scheel. Eine Steigerung Richtung Peinlichkeit shcien ncoh möglich, denn Guildo Horn schlug Heintjes „Mama“ vor. Wenn auch „Highway“ to Hell“ sich bei der spontanen Abstimmung durchsetzen konnte, taugte „Mama“ in einem späten Potpourri noch als Zugabe.

Das ist nämlich das Verrückte an der Mitsingerei: Einmal im Schwung, vergessen auch Altrocker ihre Skrupel und schmettern Schlager und Schnulzen mit ungeahnter Leidenschaft. Guildos Markenzeichen, die Oberkopfglatze mit den wirren dunklen Langhaaren drum herum, war schon bald ein verschwitztes Kunstwerk, nach der Pause musste eine komplett neue Garderobe her. Auch den sitzenden Mitsängern wurde es warm.

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