Goch Mit "Work First" zurück in den Job

Goch · Die Stadt hat nach niederländischem Vorbild ein Projekt gestartet, mit dem Arbeitslose wieder an den Beruf herangeführt werden sollen. Sie lernen in einer betreuten Gruppe, sich quasi selbst zu vermitteln.

 In Kevelaer beziehen von 100 Einwohnern im Durchschnitt fünf Hartz-IV. Durch das Work-First-Modell soll sich diese Quote verbessern.

In Kevelaer beziehen von 100 Einwohnern im Durchschnitt fünf Hartz-IV. Durch das Work-First-Modell soll sich diese Quote verbessern.

Foto: DPA

Um zu sehen, dass es offenbar auch in Kevelaer schwerer wird, schnell wieder einen Job zu finden, reicht ein Blick auf die nackten Zahlen: Im Januar 2009 hatten 617 Familien Leistungen über Hartz-IV bezogen. Sechs Jahre später waren es 803. "Und wir beobachten die Entwicklung, dass die Zahl der Bedarfsgemeinschaften monatlich steigt", sagte Jobcenter-Leiter Ralph Müschen als er vor kurzem die aktuellen Zahlen im Sozialausschuss vorstellte. In der Vorlage zur Sitzung ist sogar von einer deutlichen Steigerung der Hilfeempfänger in Kevelaer die Rede. Dabei ist die Stadt im Vergleich noch recht gut aufgestellt. In Kevelaer beziehen von 100 Einwohnern im Durchschnitt fünf Personen Hartz-IV, im Bund sind es 7,6 und in Nordrhein-Westfalen sogar 9,3.

Gleichwohl ist offenbar zu beobachten, dass es trotz allgemein guter Wirtschaftslage nicht ganz einfach ist, Personen wieder in Arbeit zu vermitteln. Das liegt auch daran, dass eine Reihe der Personen, die Leistungen beziehen, auch gar nicht für den Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Problematisch sei, dass sich die Vermittlung von Jugendlichen in eine Ausbildung äußerst schwierig gestalte.

Die Zahl dieser Jugendlichen sei aktuell wieder leicht gesteigen (auf 330) und es sei zu erwarten, dass die Anzahl noch deutlich zulege, wenn das Schuljahr ende und dann eine Reihe von Jugendlichen keinen Ausbildungsplatz findet.

Aber es gibt auch positive Nachrichten. So ist es gelungen, 33 Personen wieder einen Job zu verschaffen. Das sind neun mehr als im Vormonat. "Kreisweit gesehen stehen wir mit solchen Zahlen ganz gut da", hieß es. Hoffnungen setzt Kevelaer zudem auf das Work-First-Modell. Die Stadt ist in der Region bei diesem Projekt Vorreiter, das aus den Niederlanden übernommen wurde. Im Hintergrund steht dabei die Überlegung, Menschen nach dem Jobverlust so schnell wie möglich wieder in die Vermittlung zu bringen.

Dazu wird eine Gruppe mit zehn Arbeitssuchenden über sechs Wochen betreut. Dreimal die Woche treffen sie sich jeweils für drei Stunden, um zu lernen, sich quasi selbst zu vermitteln. Sie lernen, Bewerbungen zu schreiben, werden auf den konkreten Arbeitsmarkt vorbereitet. "Das Projekt ist für die Teilnehmer mit der konkreten Frage verbunden: Unternimmst du alles, um wieder in Arbeit zu kommen", erläutert Sozialdezernent Marc Buchholz. Work First setzt daher direkt nach der Arbeitslosenmeldung an. Ziel ist, dass möglichst keine Zeit vergeht, bis die Vermittlungsbemühungen beginnen.

Zwei Work-First-Gruppen sollen eingerichtet werden. Doch dafür fehlten die Räume, daher startete die Initiative erst einmal mit einer Gruppe. Die Teilnahme ist freiwillig, gefördert wird das Projekt vom Bund. Zwei Coaches betreuen die Gruppe, sie helfen den Arbeitssuchenden dabei, ihre Stärken und Schwächen kennen zu lernen, bei der Bewerbung eben ihre Stärken zu betonen.

Die Erfahrungen mit dem Projekt seien durchweg positiv, so Buchholz. Etwa 50 Prozent der Teilnehmer würden wieder einen Job finden. Gleiche Signale gebe es auch aus den Kommunen Goch, Kleve und Rees, die ebenfalls mit Work First arbeiten.

Die Jobcenter der beteiligten Kommunen setzen seit Sommer 2014 das "Work-first"-Angebot ein und konnten nun die 100. Integration in diesem Projekt verzeichnen. "Hierbei handelt es sich um einen 28-jährigen Mann aus Kevelaer, der künftig als Anlagenmechaniker arbeitet und damit unabhängig von Leistungen des Jobcenters wurde", erläutert Günter Franik, Leiter des Fachbereichs Jugend, Soziales und Jobcenter des Kreises Kleve.

(RP)
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