Goch Mit Rap der Krankheit trotzen

Goch · Mit Phoenix Beatz hat Patrick Aspell sein eigenes Label und sein erstes Album am Start. Sein Leben mit Mukoviszidose verarbeitet der Jugendliche aus Weeze in seinen Songtexten.

 Patrick Aspell am Mikrofon, Simon Kreß mischt im Hintergrund für das neue und erste Album von Phoenix Beatz.

Patrick Aspell am Mikrofon, Simon Kreß mischt im Hintergrund für das neue und erste Album von Phoenix Beatz.

Foto: Gerhard Seybert

Der Beat geht unter die Haut, die Zeilen brauchen einen Moment, bevor sie vom Kopf ins Herz gehen. Dort verursachen sie einen Stich. "Das Schicksal gab mir die beschissensten Karten", singt Patrick Aspell alias Phoenix Beatz. So richtig verstehen kann man den Text, wenn man seine Geschichte kennt.

Der 21-jährige Weezer hat Mukoviszidose. "Eine Stoffwechselkrankheit, bei mir ist das F 508 Delta", sagt er und wirft Erklärungen wie aus einem Medizinlexikon aus. Kein Wunder, die Krankheit ist angeboren, begleitet ihn ein Leben lang. In der Lunge bildet sich zähflüssiger Schleim, die Bauspeicheldrüse arbeitet auch nicht richtig. "Man ist anders, wird nicht akzeptiert", schildert er seine Erinnerungen aus der Schulzeit, vor allem der Grundschulzeit. "Die anderen lachen." Wer an Mukoviszidose leidet, hustet viel, spuckt, manchmal muss er sich übergeben. Die schlechten Erfahrungen, wie andere auf seine Krankheit reagieren, waren für Patrick Aspell der Grund, die Krankheit lange geheim zu halten.

Auch Simon Kreß wusste ein Jahr lang von nichts. Die beiden lernten sich im "World Wide Web" kennen, in einem Austauschforum für Musiker. "Er hatte eine Frage, ich konnte sie beantworten", sagt Patrick Aspell und grinst. "Das war großartig." Die beiden erinnern sich und lachen über ihre musikalischen Anfänge. "Kann man keinem zumuten", sagt Simon Kreß. "Total übersteuert", pflichtet ihm Patrick Aspell bei. Das neue Album, das in einem Monat zum Download erscheint, ist eine ganz andere Liga. "Entzweit" heißt es und spiegelt wider, was in Patrick Aspell abgeht. "Die Lieder sind ab und zu düster" gibt er zu. Ein Song heißt "Bis ich mich selbst zerstöre". Simon Kreß nickt verständnisvoll. "Das ist in der Zeit entstanden, als du wirklich am Abgrund standest." Die Lungenfunktion war unter die kritischen 40 Prozent gefallen. "Es war nicht nur körperlich, sondern auch zwischenmenschlich", sagt Patrick Aspell und wirkt sehr nachdenklich. "Ich habe mich selber innerlich gehasst, weil die Leute, die ich liebe dadurch bestraft werden, dass ich existiere. Das Wort Mitleid hat dadurch eine besondere Bedeutung." Von diesem inneren Ringen ist in den Liedern zu hören. Er bewundere stets Patricks Willenskraft, sein Durchhaltevermögen und seinen Mut, sagt sein Kumpel Simon Kreß. Nicht umsonst nennt sich der Weezer Patrick Aspell Phoenix Beatz. Der Phönix, der aus der Asche steigt. Mitleid will er nicht. "Mein Ziel ist es, möglichst viele Menschen zu erreichen und zu berühren", sagt der Musiker. "Meine Mutter sagt, ich solle in die Politik gehen, aber das dauert mir zu lange." Im Song "Freiheit" fordert er, gegen gesellschaftliche Normen aufzustehen, seinen Weg zum Glück zu suchen. "Viele rappen nur über Frauen und Geld. Jetzt ist die Zeit für Aufklärung", sagt er über seine Texte, die aufrütteln sollen.

Ab dem 11. März wird das erste professionelle Video auf Youtube erscheinen zum Song "Ich wünschte, du wärst hier". Gedreht wurde unter anderem in Jimmy's Barber Shop in Kevelaer. Ob er denn Angst vor dem Tod hätte? "Nö", sagt er, ohne nachdenken zu müssen. "Es gibt Dinge, die kann der Tod einem nicht nehmen." Und das Erreichen von Zielen gehört definitiv dazu.

(RP)
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