Goch Mehr als Hanne Haller

Goch · Er war nicht immer gerade, der Weg, aber es war immer ihr eigener, und er war bestimmend für die Lieder, die sie singt. Angie alias Angelika Müller, geboren in Görlitz, nun zuhause in Goch, wird beim Maifest auftreten – zum ersten Mal in Goch also live unter freiem Himmel.

Er war nicht immer gerade, der Weg, aber es war immer ihr eigener, und er war bestimmend für die Lieder, die sie singt. Angie alias Angelika Müller, geboren in Görlitz, nun zuhause in Goch, wird beim Maifest auftreten — zum ersten Mal in Goch also live unter freiem Himmel.

Manchmal, schaut man sie im Profil an, vor allem von rechts, dann meint man, Hanne Haller auch zu sehen und nicht mehr "nur" zu hören. Diese warme Stimme ist es, der einzigartige Klang. "Wiedererkennungswert". Angie klingt (wenn sie will) nicht nur fast so wie Hanne Haller — sie kann ihre Lieder auch wunderbar interpretieren. Allen voran den Titel "So Long und Goodbye", den die Haller, schon schwer krank, immer an den Schluss ihrer (letzten) Konzerte stellte.

Eine Frage des Charakters

Dass Angie der verstorbenen Sängerin so ähnlich sein kann, wenn sie will, ist aber nicht nur eine Frage der Stimmung, sondern letztlich des Charakters. Mag sein, es gibt Ähnlichkeiten. Angie, geboren und aufgewachsen am anderen Ende der (heutigen) Republik, in Görlitz nämlich, hatte es nie leicht. Was sie erreichte, das hat sie sich hart erarbeitet. Zwei Ausbildungen gemacht. Sichere Standbeine halt — "aber die Liebe zur Musik begleitete mich auf all meinen Wegen", erzählt sie. Diese "Wege" waren manchmal verschlungen.

Und Angie erlebte alles bewusst, das Positive wie das Negative. Ganz klar zur Abteilung "Positiv" gehört die Kindheit mit "Wessi-Schlagern", wenngleich sie in der DDR ja nun nicht so einfach zu hören war. So manch durchwachte Nacht am Radio gehört deshalb zu Angies Kindheits-Erinnerungen. Denn die Liebe zum deutschen Schlager, die begleitet sie seit jeher durchs Leben — genau, wie das ihre Tagebücher tun. "Seitdem ich schreiben kann, habe ich Texte und auch Gedichte aufgeschrieben", erzählt sie. Der Gedanke, genau diese Tagebücher "öffentlich" zu machen, umzusetzen in Noten, Lieder damit zu schreiben, der kam erst viele Jahre später.

Arbeiten, um Geld zu verdienen, das verdiente Geld sparen, um an Talentshows teilzunehmen und die erste CD im Tonstudio zu machen: Für Angie gehörte auch das zusammen. Schon ihr erster Song "In deinen Armen" war erfolgreicher, als sie es zu träumen gewagt hätte.

Zerbrechlich

"Vorsicht — Zerbrechlich" heißt das Album, das im Herbst auf den Markt kommen wird. Auch dieser Titel könnte von Hanne Haller stammen, auf diese CD kommt dann auch "So Long und Goodbye". Aber Angie als "Hanne Haller Nummer zwei" zu sehen, wäre zu kurz gegriffen.

"Das möchte ich auch nicht. Zum einen, weil Hanne Haller eine so große Künstlerin war, die so viel Herzblut, so viele Emotionen in ihre unverwechselbaren Lieder gelegt hat. Das kann man gar nicht kopieren, jedenfalls nicht gut. Zum anderen: Angie ist Angie. Und ich werde weiter meinen eigenen Weg gehen." Ein Stichwort hat sie dabei genannt: Herzblut. Genau das hat sie schließlich auch, Lebenserfahrung und keine Angst vor Emotionen.

(RP)
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