Goch Léandres zweites Leben

Goch · Ein Kind von vielen, die die Kervenheimer Aktion pro Humanität retten konnte: der Malaria-kranke kleine Léandre. Das Medizinische Zentrum, aus Spenden vom Niederrhein finanziert, hat mit action medeor eine Blutbank aufgebaut.

Uedem/Kervenheim Still, ganz still und innig dieser Moment. Elke Kleuren-Schryvers schaut auf den winzigen Säugling, den sie im Arm hält. Gedanken, die sie nicht mehr loslassen, seitdem sie, noch gemeinsam mit ihrem inzwischen verstorbenen Ehemann Herbert Schryvers, begann, hier, in Westafrika, in Benin.

"Wissen Sie, die Kinder müssen es doch erst einmal überhaupt schaffen in diesen Entwicklungsländern, fünf oder sechs Jahre alt zu werden. Dafür arbeiten wir alle und strengen uns an, gemeinsam mit unseren Spendern und Kooperationspartnern."

Notfall-Transfusionen

Arbeit, die immer vielfältiger und außerdem auch immer schneller wird. Jüngstes Beispiel: die Möglichkeit, Bluttransfusionen vorzunehmen. 814 gab es im vorigen Jahr im westafrikanischen Busch. Oliver Bayer, Projektleiter der Aktion pro Humanität (APH) in Benin: "Der kleine Léandre gehört zu den Glücklichen, die bei uns im Medizinischen zentrum in Gohomey eine solche Blutübertragung erhielten. Und die hat sein Leben gerettet, ganz sicher."

Eine Blutbank. Selbstverständlich am Niederrhein, aber nicht in Benin. "Der kleine Léandre litt an Blutarmut, als er von seiner Mutter gebracht wurde", sagt Simone Schmidt, deutsche Ärztin bei APH in Gohomey. "In den allermeisten Fällen geht es für die Kinder und die Mütter um Leben und Tod. Das heißt, es sind zumeist Notfall-Transfusionen." Gerade Kleinkinder, so Dr. Elke Kleuren-Schryvers, erkrankten "leicht und wiederholt an Malaria. Unter der dadurch vor allem im Kindesalter auftretenden Blutarmut leiden sie besonders. Es droht der Tod."

Dass Léandre nun die Chance auf ein zweites Leben bekommen hat, liegt daran, dass die Blutbank von APH rund um die Uhr im Einsatz, das Labor hervorragend ausgestattet ist. "Früher waren Familienmitglieder fast ,zwangsverpflichtet', im Direktspender-Verfahren Blut zu spenden, wenn es benötigt wurde", so Dr. Kleuren-Schryvers. Das ist jetzt anders.

Und die Blutbank, die APH aufgebaut hat, bringt Sicherheit. Das gespendete Blut wird unter anderem auf HIV, Syphilis und Gelbsucht-Erreger getestet. Dabei arbeitet APH mit der action medeor, dem Tönisvorster Medikamenten-Hilfswerk zusammen.

Beide bemühen sich auch um den Aufbau eines Spender-Pools. "Durch den Einsatz des gesamten APH-Teams können mehr als 90 Pozent der schwerst blutarmen Kinder mit einer sicheren Bluttransfusion aus unserer Blutbank gerettet werden", so die Kervenheimer Ärztin. "Das sind jedes Jahr mehrere hundert Kinderleben in der Region."

Staatlich anerkannte Hilfe

Inzwischen ist das Medizinische Zentrum staatlich anerkannt als Bluttransfusions-Posten. Wieder ein Schritt nach vorn. Aber die beninische Regierung tut ohnehin alles, um die Niederrheiner bei ihrer Arbeit vor Ort zu unterstützen. Sie hat längst erkannt: Die meinen es ernst, die machen es richtig.

(RP)
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