Goch Kulturkarawane färbt Kastell knallbunt

Goch · Mit "Arenas y Esteras" machte die Reihe "Zeit im Zelt" in Goch ihren Anfang. Weiter geht's mit Pop und Klassik.

 Die peruanische Gruppe "Arena y Esteras" beim Tanz im Gocher Kastell.

Die peruanische Gruppe "Arena y Esteras" beim Tanz im Gocher Kastell.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Ein Thema, das Kindern im Wohlstandsland Deutschland eher fremd vorkommen dürfte: Es geht um eine junge schwangere Frau, Vater unbekannt, und ihre Suche nach einer Zukunft für sich und das Baby. In der Reiher der KinderKulturKarawane war dieses Stück der Auftakt der Reihe "Zeit im Zelt", ohne allerdings im Zelt stattzufinden. Denn die jungen Akteure aus Peru benötigten eine stabile Bühne, die es im Zelt im Museumsgarten nicht gibt, im benachbarten Kastell aber wohl. Deshalb musizierten und tanzten die Mitglieder der Gruppe "Arena y Esteras" im großen Kastell, was ein wenig schade war, denn der unmittelbare Kontakt zum Publikum im intimeren Zelt hätte der Vorstellung gut getan.

Museumsdirektor Stephan Mann hatte das altersmäßig durchaus gemischte Publikum begrüßt und ins Thema eingeführt. Die Akteure von "Arena Y Esteras" kommen aus Villa El Salvador, einem durch Armut und Gewalt geprägten Vorort von Lima, der Hauptstadt Perus. Übersetzt heißt "Arena y Esteras" Sand und Strohmatten. Denn die schnell groß gewordenen Urbanisation Villa El Salvador liegt in einem Wüstengebiet, wo die einfachen Hütten aus Strohmatten hergestellt werden. Wie die Wohnverhältnisse sind auch die übrigen Lebenserfahrungen der Menschen dort zum Teil sicher andere als bei uns - Gewalt und Perspektivlosigkeit herrschen.

Doch erstaunlich: Auch ohne Sprache, nur mit den Mitteln der Pantomime, der Mimik, des Tanzes und der Musik, gelingt es den jungen Peruanern, die Handlung verständlich zu machen. Selbst Grundschüler haben verstanden: "Da ist eine junge Frau, die sucht einen Vater für ihr Kind. Aber der, der es haben möchte, gefällt ihr nicht, weil er so lumpige Kleider trägt." Dabei geht es auf einer anderen Ebene auch um den Mythos des inkaischen Schöpfergottes Wiracocha und die Entstehung der zwei Kilometer von Lima entfernten Inseln Pachacámac. Aber das war nur durch Erklärungen zu erfahren, nicht durch den Tanz allein.

 Museumsdirektor Stephan Mann bei der Begrüßung des Publikums zum Auftakt der Reihe "Zeit im Zelt".

Museumsdirektor Stephan Mann bei der Begrüßung des Publikums zum Auftakt der Reihe "Zeit im Zelt".

Foto: Gottfried Evers

Der beeindruckte insbesondere durch die Farbenpracht der Kostüme. Dass es dennoch nicht Folklore war, was die junge Truppe bot, lag an der Ernsthaftigkeit ihres Anliegens - das Projekt wird sogar von Unesco und Unicef unterstützt. Die Zuschauer durften neben kleinen Jonglage- und Artistikeinlagen durchaus etwas über die Natur Perus mit Anden, Regenwald und Küste sowie über das soziale Leben der Menschen dort erfahren. Und freuen sich bestimmt, wenn die Zukunftschancen der jungen Leute durch ihre Europa-Tourneen steigen. Denn sie verdienen etwas Geld und können sich und anderen jungen Peruanern unter anderem die Schule finanzieren.

Die "Zeit im Zelt" geht am 28.5. um 17.30 Uhr weiter mit der "Feenwette" des Theaters "Tingel Tangel", a, 29. und 31. Mai gibt Rob Miesen um 15 Uhr "Fisimatenten" zum Besten. Am Samstag, 30. Mai, ab 20 Uhr steht Beatles-Re-Cover-Musik auf dem Plan, und vom 1. bis zum 3. Juni ist das Klaviertheater "Santa" zu Gast in Goch - ein Mitmach-Programm für ältere Grundschüler. Das weitere Programm ist nachzulesen unter www.goch.de/aktuelles

(RP)
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