Touristenmagnet in Kevelaer “Irrland“ ist ein Touristenmagnet

GOCH/KEVELAER · Das „Irrland“ in Twisteden fing klein an als Labyrinth in einem Maisfeld. Heute erstreckt sich der Erlebnispark auf 300.000 Quadratmeter. Die Wirtschaftsförderung war mit ihrer Sommertour bei dem Touristenmagnet zu Gast.

 Ein Höhepunkt für Kinder und Erwachsene ist das Flugzeug, in dem man auch einen Blick in das Cockpit werfen darf. Davor: Die Mitarbeiterinnen der Wirtschaftsförderung des Kreises Kleve, darunter Irina Tönißen (l.) und Christopher Tebartz van Elst (r.), der den Freizeitpark eines Tages übernehmen will.

Ein Höhepunkt für Kinder und Erwachsene ist das Flugzeug, in dem man auch einen Blick in das Cockpit werfen darf. Davor: Die Mitarbeiterinnen der Wirtschaftsförderung des Kreises Kleve, darunter Irina Tönißen (l.) und Christopher Tebartz van Elst (r.), der den Freizeitpark eines Tages übernehmen will.

Foto: Evers

Eigentlich waren Johannes und Josi Tebartz van Elst „von Haus aus Bauern“, wie sie selbst sagen. Das Ehepaar und die vier Kinder hatten Schweine und mehrere Acker, die sie bebauten. Auf der Ostseeinsel Fehmarn entdeckte die Familie dann ein Mais-Labyrinth – und nach dem Urlaub fräste Johannes Tebartz van Elst selbst einen Irrgarten in sein heimisches Maisfeld. Das „Irrland“ war geboren, anfangs noch mit selbstgeschweißten Karussells und ohne Bebauungsplan. Als Johannes Tebartz van Elst die ersten 20 Bierzeltgarnituren kaufte, wehrte sich seine Frau Josi: „Wer soll sich da denn hinsetzen?“ Ihr Mann sollte recht behalten. Heute, fast 20 Jahre später, ist der Mais kein Mais mehr, sondern Bambus, und statt einem kleinen Labyrinth erstreckt sich ein ganzer Freizeitpark auf 300.000 Quadratmetern Fläche.

Zu diesem Touristenmagneten in der Region führte am Montag die Sommertour der Wirtschaftsförderung des Kreises Kleve. Unter dem Thema „Freizeit und Tourismus“ besuchen Kreis-Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers, Irina Tönnißen und ihr Team fünf Ziele im Kreisgebiet, die Besucher aus anderen Regionen anziehen.

Das „Irrland“ lockt im Jahr mehr als eine Million Besucher nach Kevelaer-Twisteden, an guten Tagen bis zu 21.000 Personen gleichzeitig. Das sei in diesem beständig heißen Sommer häufiger passiert. „Wir mussten an einigen Tagen die Notbremse ziehen und haben die Besucher um 10 Uhr bei Facebook gebeten, nicht mehr zu kommen“, erzählt Johannes Tebartz van Elst. „Sonst wäre der Park zu voll geworden und davon hat kein Gast etwas.“

Das Konzept hat sich in den vergangenen 20 Jahren kaum geändert: Kinder und Erwachsene aus der Stadt sollen das Landleben kennenlernen. Die Familie nennt den Park selbst eine Bauernhof-Erlebnisoase. Darum gibt es immer noch einige Tiere in dem Freizeitpark, Kinder können im Heu oder im Mais-Schwimmbad spielen und lernen, wie man eine Kuh melkt. „Außerdem sollen Kinder und Erwachsene hier alles selbst machen“, sagt Johannes Tebartz van Elst. „Nicht einfach in eine Achterbahn setzen, sondern selbst klettern, sich bewegen und entdecken.“ Es gibt kein WLAN und keine Uhr im Park – damit die Besucher im wahrsten Sinne des Wortes die Zeit vergessen.

Der Eintritt für einen Tag im „Irrland“ liegt bei sieben Euro pro Person, egal welches Alter. „Wir haben beim kleinen Maislabyrinth mit 2,50 Mark angefangen. Wir sind auch heute noch zu günstig. Doch wenn wir die Preise anheben, wollen wir das nur sehr langsam tun“, sagt sagt Josi Tebartz van Elst. „Je günstiger, desto besser für die Familien. Es muss aber wirtschaftlich bleiben.“

Von der Landwirtschaft hat sich das Ehepaar größtenteils abgewendet, die 3000 Sauen schon vor Jahren abgegeben. Die Familie bewirtschaftet noch Felder, hält aber keine Tiere mehr. Auch das ursprüngliche Maislabyrinth hat die Familie nicht mehr. Stattdessen irren die Besucher durch ein Bambus-Labyrinth auf der Suche nach dem Ausgang – die Pflanzen schlucken mehr Lärm und man habe keine Probleme mit Monokulturen.

Auch 20 Jahre nach der Entstehung des „Irrlands“ gibt es immer wieder Neues. An vielen Stellen wird gebaut und nachgebessert, die Familie setzt stetig Ideen um. So haben sie in diesem Jahr Online-Buchungen eingeführt, im Park entstehen neue Wasserspiele und das römisch-italienische Thema soll weiter ausgebaut werden. „Früher haben wir uns nur um Spielgeräte gekümmert, jetzt geht es mehr in die Thematik“, sagt Josi Tebartz van Elst.

 Simpel, aber effektiv: Im Mais-Schimmbad können Kinder auch bei Regen stundenlang spielen. Die Häuser sind der Kevelaerer Innenstadt nachempfunden.

Simpel, aber effektiv: Im Mais-Schimmbad können Kinder auch bei Regen stundenlang spielen. Die Häuser sind der Kevelaerer Innenstadt nachempfunden.

Foto: Evers

Daran hat auch Christopher Tebartz van Elst einen großen Anteil. Der Sohn des Ehepaars arbeitet schon seit fast zwei Jahren mit und will den Freizeitpark eines Tages übernehmen. Achterbahnen, sagt der 25-Jährige, soll es auch dann nicht geben.

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