Goch Köhler schreinern im Depot

Goch · Wilhelm Papen und Herbert Nowak, die Köhler von Reichswalde, schreinern ehrenamtlich. Für den Meiler, für die gute Sache. Auf dem Gelände des Bundeswehrdepots Hommersum. Auf 65 Hektar Sperrgebiet sind sie völlig allein.

 Bei der Arbeit: Wilhelm Papen (l.) und Herbert Nowak bauen Sitzgruppen, die sie später spenden.

Bei der Arbeit: Wilhelm Papen (l.) und Herbert Nowak bauen Sitzgruppen, die sie später spenden.

Foto: Klaus-Dieter Stade

goch-hommersum Eine große Halle, ein dick betonierter, riesiger Vorplatz. Alles total versiegelt. Zwei "Scheunentore" aus Holz. Neben einer Tür das Schild: "T 18". Wenn es keine Hausnummer ist, – es könnte eine sein. Rund um die riesige Halle riecht es nach Herbst, irgendwie. Duftet betörend nach Wild- und Waldwuchs drumherum.

Stille. Nein, nicht ganz, das Rauschen des Windes, ungewöhnliche Vogellaute. Und Hundegebell. Herbert Nowak legt die Maschine zur Seite, blickt auf. "Wir sind hier nicht zu zweit, wir sind hier zu viert." Denn die Hunde irgendwo am anderen Ende des früheren Bundeswehrdepots Hommersum wohnen weiter hier. Und: Sie sind scharf, sehr scharf. Hier, hinterm Zaun, der gewaltige 65 Hektar Fläche umschließt. Mit riesigen, massiven Gebäuden, Parkplätzen wie Fußballfeldern, breiten Straßen, einem Kraftwerk, einem See. Voriges Jahr wurde die militärische Nutzung offiziell aufgegeben – im Dämmerschlaf liegt das Depot eigentlich schon viel, viel länger.

Staunen darüber, dass einerseits alles noch so tip-top in Ordnung ist, die Straßen frei, die Ränder gemäht, Rasenflächen vor Gebäuden einen recht gepflegten Eindruck machen. Staunen aber auch darüber: Man ist daheim, im Kreis Kleve, in Goch, in Hommersum. Und war doch niemals hier.

Wilhelm Papen grinst. Der Reichswalder, der Köhler, den, seitdem er mit Herbert Nowak alle zwei Jahre Meiler baut, der halbe Niederrhein kennt, erzählt. Vor mehr als zehn Jahren erhielten Papen und Nowak eine ganz besondere Genehmigung. Seitdem dürfen sie die Halle nutzen, haben sie vom Bund gepachtet. "Gott segne das ehrbare Handwerk", hat ein kundiger Schildermaler der Bundeswehr mal kunstvoll und groß an die Wand gepinselt. Aber Wilhelm Papen und Herbert Nowak arbeiten hier ehrenamtlich. Mit Holz natürlich. Was auch sonst nimmt ein Köhler handwerkernd in die Hand. "Wir bereiten hier Holz für unsere Meiler vor", erzählt Papen. Danach sehen die wunderschönen Bänke, in deren Oberfläche gerade die Lasur einzieht, aber gar nicht aus. Herbert Nowak grinst und sagt: "Nein, das wird natürlich nicht verheizt. Erstklassiges Lärchenholz, ideal, um daraus für unsere Gegend naturnahe Sitzgruppen zu bauen."

Gerade sind die beiden mit einer Reparatur beschäftigt. Für die Sitzmöbel an der Ecke Triftstraße/Engelsstraße in Bedburg-Hau. Reparieren, auch erneuern (Nowak: "Eine Gruppe haben sie uns ja gestohlen!), das alles mit tollen Maschinen. Die sind Eigentum der Köhler, nicht etwa der Bundeswehr.

Schreinern für die Natur und für den Meiler: Sicher werden die künftigen Eigentümer des Bundeswehrdepots noch Platz für die Köhler übrig haben. Stichwort "sicher": Bald wird die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben entscheiden, wer den Zuschlag bekommt. Es gibt mehrere Bieter aus der Region (die RP berichtete), offiziell ist alles nichtöffentlich, auch die Stadt Goch hat nur Infos aus zweiter Hand. Den Köhlern ist das gleich. Hauptsache, sie können bleiben.

(RP)
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