Prozessauftakt am Landgericht Kleve Cannabis-Anbau: Zeuge belastet den Angeklagten

Goch/Kleve · Im März 2015 entdeckte die Polizei in einer Halle an der Siemensstraße eine Drogenplantage. Jetzt steht ein zweiter Verdächtiger vor Gericht.

 Im März 2015 wurde die Plantage in Goch entdeckt.

Im März 2015 wurde die Plantage in Goch entdeckt.

Foto: archiv

Viele zum Teil widersprüchliche Angaben müssen die Richter am Landgericht in Kleve prüfen: Dort begann am Mittwoch der Prozess gegen einen Verdächtigen, dessen Namen ein bereits im selben Tatzusammenhang verurteilter Mann ein Jahr nach seiner Inhaftierung bekanntgegeben hatte. Es geht konkret um den professionellen Betrieb einer Cannabis-Plantage in versteckten Teilen einer Lagerhalle an der Siemensstraße in Goch, die die Kriminalpolizei eigenen Angaben zufolge nach dem Hinweis eines Niederländers im März 2015 entdeckte. Dort wurden 600 erntereife Pflanzen mit gut zwölf Kilo Marihuana sowie weitere achteinhalb Kilo bereits geerntetes Marihuana sichergestellt.

Der Mann, der jetzt vor Gericht steht, ist gebürtiger Klever, 52 Jahre alt und gelernter Gartenbauer. Er ließ am Mittwoch über seinen Strafverteidiger mitteilen, dass die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft, er habe bei der Pflanzung, bei der Marihuana-Ernte sowie beim Verkauf geholfen, auf ihn nicht zutreffen. Er habe die Pflanzräume nie betreten, sondern seinem Sohn geholfen, der für seine Metallbau-Tätigkeiten einen „offiziellen“ Teil der Lagerhalle angemietet hatte. Als er nach mehrfacher Nachfrage von der Plantage erfuhr, sei ihm von dem bereits verurteilten Mann, dessen Freiheitsstrafe 2017 zur Bewährung ausgesetzt wurde, gedroht worden. Er und sein Sohn hätten den Vertrag zur Untermiete in der Halle dennoch gekündigt.

Der inzwischen aus der Haft entlassene 61-Jährige sagte zum Prozessauftakt vor der Strafkammer aus und belastete den Angeklagten, mit dem er über Jahre befreundet gewesen sein will: Dieser sei „ein Mitläufer“ gewesen, „so wie ich es war“. Gedroht habe er ihm nicht. Sie beide seien „Trottel“ gewesen, die sich von einem ursprünglich aus den Niederlanden stammenden Gocher, dem – so der Zeuge – „eigentlichen Drahtzieher“, zur Hilfe beim Plantagenbetrieb haben breitschlagen lassen. Der Angeklagte sei „an mindestens zwei Ernten beteiligt“ gewesen. Zuvor habe man die Arbeitsaufteilung konkret besprochen.

Auf Frage des Staatsanwaltes, warum er den Namen des Angeklagten erst ein Jahr nach seiner Inhaftierung preisgegeben habe, antwortete der Zeuge, er sei enttäuscht gewesen, dass sich der Angeklagte während seiner Haftzeit nicht um ihn gekümmert habe – auch nicht finanziell. Der vor Gericht stehende 52-Jährige sei mindestens ein Jahr vor Auffliegen der Plantage in den Betrieb eingestiegen. Zu den Vorwürfen äußerte sich der Angeklagte nicht. Nur so viel: „Ich rauche nicht, ich trinke nicht, ich ernähre mich gesund.“

Laut Staatsanwalt konnten die Ermittler DNA-Spuren des 52-Jährigen an Handschuhen finden, die an der Plantage sichergestellt worden waren. Der Klever begründete dies damit, dass in der Halle alle Menschen Handschuhe für ihre Zwecke benutzt hätten; er habe sie bei den Metallarbeiten getragen. Die DNA-Spur konnten die Ermittler dem Klever zuordnen, nachdem dieser 2017 eine Probe wegen einer anderen Tat hatte abgeben müssen. Wie die Mietverhältnisse in der Halle aussahen, wer die Drogenplantage angelegt hat und wer die Helfer waren – viele Fragen und Zeugenaussagen sind noch offen. Der Prozess wird am 29. Oktober fortgeführt.

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