Retro-Kino in Goch Zehn Jahre „Goli“ als Verein

Goch · Ein Kino namens Goli gibt es in Goch schon seit dem Jahr 1913, die heutige Optik stammt aus den 50er Jahren. Seit zehn Jahren betreibt das Haus ein ambitionierter Verein. Zu Silvester wird wieder „Die Feuerzangenbowle“ gezeigt.

 Der Kinosaal des Goli-Theaters kommt mit seinem typischen 50er-Jahre-Charme daher. 
  Foto: Verein

Der Kinosaal des Goli-Theaters kommt mit seinem typischen 50er-Jahre-Charme daher. Foto: Verein

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Beim Spaziergang über die Brückenstraße ist heute der Blick ins Schaufenster wieder so normal wie in den großen Zeiten des Kinos, als sich „Lichtspielhäuser“ noch nicht mit dem Fernsehprogramm, geschweige denn mit Streamingdiensten messen mussten. Das Gocher „Goli“ zeigt jetzt wieder regelmäßig Filme, weil sich vor zehn Jahren eine Gruppe Menschen zusammengefunden hat, die nicht zulassen wollten, dass das traditionsreiche Haus im Herzen von Goch auf Dauer dunkel bleibt. Der damalige Eigentümer Wolfgang Skötche hatte gerade eine schlechte Erfahrung mit einem kommerziellen Betreiber gemacht, der Goch sehr plötzlich und unangekündigt verließ. Das Ganze auf ehrenamtliche Beine zu stellen war ein Versuch, der sich als sehr gute Lösung entpuppte.

Denn es ist inzwischen zehn Jahre her, dass 18 Männer und Frauen sich von dem Aufruf, das Kino nicht untergehen zu lassen, ansprechen ließen, und aus den 18 Motivierten wurden inzwischen mehr als 100 Vereinsmitglieder, erzählt Joachim Lück vom Vorstand. „Nicht alle machen aktiv mit, aber auch die Mitgliedsbeiträge sind ja wichtig. Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung des Vereins“, versichert Lück. Bei ihm persönlich sei es gar nicht so sehr die Begeisterung für Filme an sich gewesen, die ihn bewogen hatte, mitzumachen. „Aber ich bin Gocher und kenne das Kino mein Leben lang. Es ist durch sein Alter und seinen originalen Erhaltungszustand etwas sehr Besonderes, es liegt mir einfach am Herzen.“

Auf der Internetseite des Goli ist manches aus der Vergangenheit zu lesen. Zum Beispiel, dass es 1913  auf der damaligen Hindenburgstraße (heute Brückenstraße) errichtet und im Februar 1913 eröffnet wurde mit dem Namen „Gocher Lichtspiele“. Täglich fanden zwei Vorstellungen statt, am Samstag und Sonntag sogar drei; der Eintritt betrug 30 und 40 Pfennige, für Kinder die Hälfte.

 1930 wurde vom Stummfilm auf Tonfilm umgestellt, das Breitband- Format hielt 1957 Einzug. Am 7. Februar 1945 fiel das Gebäude den Bomben des Zweiten Weltkriegs zum Opfer, wenige Jahre später gelang der Wiederaufbau. Bereits  1947 hatte Otto Skötsch zusammen mit seinem Sohn Karl den Kinobetrieb in einem Nottheater im Saal Stenmanns an der Pfalzdorfer Straße provisorisch wieder aufgenommen, nachdem die britische Besatzungsbehörde die Lizenz zur Filmvorführung erteilt hatte. Der heutige Kinobau stammt aus dem Jahr 1954; viele Steine aus dem ursprüngliche Gebäude seien mit der Hand vom Putz befreit und erneut eingebaut worden, heißt es. Für damals 90 Pfennige oder etwas mehr genossen 450 Menschen entspannte Stunden.

Inzwischen hat das Goli mit seinem 50er-Jahre-Charme auch unter den Kindern viele Fans. In den ersten Jahren des Vereins kamen sie nur zögernd, wobei es damals auch keine aktuellen Filme im Angebot gab. „Wir fingen ja an mit DVDs, die wir über einen Beamer abspielten. Das war doch nicht ganz das richtige Kinoerlebnis.“ Dank Unterstützung der Stadtwerke und der Sparkasse Goch konnte nach einigen Jahren aber eine professionelle Ausrüstung angeschafft werde, und seitdem können die Gocher auch bei den Verleihern ganz anders auftreten. „Die erwarten schon, dass man digitale Technik nutzt.“

Seit einigen Jahren, als dank erneuter  Zuwendungen die Bühne verbreitert werden konnte, finden auch regelmäßig Kabarett- und andere Kleinkunstveranstaltungen statt. Das möchte das Leitungsteam auch unbedingt fortsetzen, zumal nicht absehbar ist, wie lange noch genügend Menschen Kinokarten kaufen, wo doch Streaming so bequem ist. Lück und seine Vereinskollegen möchten in den kommenden Jahren insbesondere dem Bühnennachwuchs eine Chance geben, wann immer das möglich ist.

Die nächste Filmvorführung ist an Silvester; da gibt es traditionell „Die Feuerzangenbowle“ mit Heinz Rühmann. Anders als in Jahren ohne Corona wird es diesmal allerdings kein geselliges Beieinanderstehen mit einem Glas Feuerzangenbowle geben. Man kann aber sein Glas Wein oder Sekt samt Popcorn mit an den Platz nehmen. Beginn 20 Uhr, Einlass ab 19 Uhr. Bislang gilt dafür 2G, vorbehaltlich neuer Bestimmungen.

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