Goch Kevelaer surft in Zeitlupe
Goch · Weil auf dem Land die Wege von den Netzknotenpunkten in die Ortschaften weit sind, ist das Internet oft sehr langsam. Ein Telekom-Mitarbeiter riet Politik und Verwaltung, Glasfaserkabel zu verlegen – das ist aber teuer.
kevelaer Das Internet ist für unzählige Menschen unverzichtbar geworden – sowohl beruflich wie privat. Nutzen und Spaß hängen aber wesentlich davon ab, wie schnell der Anwender im Netz unterwegs sein kann. Wer mit minutenlangen Antwortzeiten zu kämpfen hat, ist eher genervt als begeistert. Und für Firmen ist ein langsamer Internetzugang ein echter Standortnachteil. Weil in mehreren Kevelaerer Ortsteilen DSL nicht verfügbar oder nur eingeschränkt nutzbar ist, hatte die Ratsfraktion der UWU (Unabhängige Wählerunion) beantragt, die Verwaltung möge sich mit dem Thema beschäftigen und die Kommunalpolitiker informieren. Das geschah nun im Ausschuss für Stadtentwicklung.
Für die meisten ist DSL möglich
Auskunft gab Gregor Theissen, bei der Telekom zuständig für den DSL-Ausbau in Nordrhein-Westfalen. Unter der Überschrift "Mehr Breitband für die Stadt Kevelaer" informierte er umfassend und nachvollziehbar. Obwohl er keine schnelle und schon gar nicht kostenfreie Lösung im Gepäck hatte, wurde er mit anerkennendem Beifall belohnt. Immerhin schuf er Klarheit und stellte den Kervenheimern und Twistedenern Besserung in Aussicht.
Nach den Worten von Gregor Theissen, der zugab, dass die Telekom nicht der einzige DSL-Anbieter sei, können mehr als 98 Prozent der Kevelaerer Festnetzkunden DSL bekommen – für die übrigen, die weitab im Außenbereich lebten, komme nur eine Funk- oder Satellitenverbindung in Frage. Aber auch diejenigen, die prinzipiell versorgt werden können, hätten oftmals das Problem, dass für sie nur eine Bandbreite von unter einem Megabyte (MB) zur Verfügung steht – viel zu wenig, um komfortabel zu surfen. "Normal" ist heute eine Verbindungs-Geschwindigkeit von sechs MB, in Großstädten ist das Netz zum Teil schon so weit ausgebaut, dass Bandbreiten von 25 oder 50 MB verfügbar sind.
Das Problem auf dem Land: Einige Orte sind fünf und mehr Kilometer vom nächsten Netzknotenpunkt entfernt. Die vorhandenen Kabel schaffen es nicht, die Daten in der nötigen Qualität zu leiten. Der Telekom-Fachmann empfiehlt, leistungsfähige Glasfaserkabel zu verlegen, räumt aber ein, dass dies sehr teuer sei. Glück haben die Bewohner von Twisteden: Ein Unternehmen aus Lüllingen übernimmt den Großteil der Investition.
Umständliches Verfahren
Kevelaers DSL-Beauftragter Ludger Holla betreibt das "Interessen- bekundungsverfahren zum DSL-Ausbau" und muss der Bezirksregierung konkrete Daten aus den einzelnen Ortschaften liefern, bevor Zuschüsse beantragt werden können. Grundsätzlich ist es nämlich möglich, für Gebiete, in denen weniger als zwei MB verfügbar sind, eine öffentliche Förderung für neue Leitungen zu bekommen. Das Verfahren sei aber höchst umständlich, sagte Holla.