Goch Keine Bombe - aber Granaten gefunden

Goch · Noch bis nächste Woche sind auf dem Gelände der früheren Reichswaldkaserne in Goch Kampfmittelräumer im Einsatz. Gefunden haben sie bisher vorwiegend alte Kabel und Drähte, aber auch etwas Munition. Bald wird der See ausgehoben.

 Schritt für Schritt schreiten die Männer die zu untersuchende Fläche ab. Der Detektor schlägt an, wenn das Magnetfeld im Boden gestört ist - zum Beispiel durch Relikte aus dem Krieg. Jedem Verdachtsfall wird mit großer Vorsicht nachgegangen.

Schritt für Schritt schreiten die Männer die zu untersuchende Fläche ab. Der Detektor schlägt an, wenn das Magnetfeld im Boden gestört ist - zum Beispiel durch Relikte aus dem Krieg. Jedem Verdachtsfall wird mit großer Vorsicht nachgegangen.

Foto: Gottfried Evers

Die Arbeiten auf dem ehemaligen Kasernengelände gehen für den Geschmack vieler Gocher viel zu langsam vorwärts. Vor allem die künftigen Häuslebauer schauen, wie man hört, sehnsuchtsvoll bis ungeduldig über den Zaun. Für eine Maßnahme werden sie alle aber vermutlich großes Verständnis haben: Bevor Maschinen tief in die Erde greifen, muss die Fläche auf brisante Relikte aus dem Zweiten Weltkrieg untersucht werden. Eine ganze Reihe Blindgänger ist in der Umgebung im Laufe der Jahre gefunden worden. Wer im neuen Heim ruhig schlafen möchte, wird wissen wollen, ob unter seinem Haus oder in dem Garten, in dem er demnächst Blümchen pflanzt, Fünf-Zentner-Bomben oder Granaten liegen.

Noch bis Ende nächster Woche werden die Männer vom Kampfmittelräumdienst mit der Untersuchung der Fläche, um die es jetzt geht, zu tun haben. Bekanntlich sind die Vorarbeiten zur Anlage des zentralen Sees im künftigen Wohngebiet im Gange. Einen halben Meter Oberboden haben die Bagger abgetragen, damit die Sprengstoffexperten näher dran sind an den potenziellen "Verstecken" der gefährlichen Überreste. "Der Niederrhein, gerade der Reichswald und seine Umgebung, waren ja großes Kampfgebiet", sagt einer der Experten, der ungenannt bleiben möchte, weil die Bezirksregierung in Sachen Kampfmittelräumung das Sagen hat.

Offiziell ist aus Düsseldorf dies zu erfahren: "Das Gelände der Reichswaldkaserne wird im Wege einer so genannten Flächenräumung untersucht. Das bedeutet, dass der Boden gleichzeitig detektiert und bei einer Verdachtsstelle direkt aufgegraben wird. Verdachtsstellen ergeben sich bei der Arbeit. Bisher wurden bei der aktuellen Untersuchung zwei 2-cm-Granaten (eingesetzt zur Flugabwehr, die Red.) gefunden. Die Maßnahme wird voraussichtlich nächste Woche abgeschlossen sein", so Stefanie Klockhaus von der Pressestelle der Bezirksregierung.

Zu erzählen hätten die Männer natürlich eine Menge. Meist dürfen sie, wenn wieder einmal eine Fünf- oder gar Zehn-Zentner-Bombe erfolgreich entschärft wurde, den herausgedrehten Zünder Richtung Kameras halten. Dabei ist das, was vorher geschieht, mindestens genauso spannend. Markierungen auf Karten zeigen bisherige Fundstellen. Im Fall der Reichswaldkaserne geht daraus hervor, dass auf den Flächen des ehemaligen Sportplatzes und der Tennisplätze mehrere Blindgänger gefunden wurden, aber auch in anderen Bereichen. Gar nicht zu reden von Granatsplittern und Munitionsresten. 1,5 Hektar groß wird der See, über den man derzeit noch trockenen Fußes laufen kann. Die Männer mit den Gradiometern suchen eine Fläche von 45.000 Quadratmeter Schritt für Schritt nach möglichen Blindgängern ab - und sie werden für die nächsten Bauabschnitte wohl noch mal kommen müssen. Die Arbeit der Kampfmittelräumer ist mühsam und gefährlich. Volle Konzentration empfiehlt sich, denn Schutz gibt es nicht. Alle paar Minuten jault eines der Geräte auf, was nur selten mit Waffen, nicht einmal unbedingt mit Metall zu tun hat. Die "Eisendetektoren" reagieren nämlich auf Anomalien im Erdmagnetfeld, die auch durch kräftige Steine verursacht sein können. Vor allem aber sind es Kabel und Drähte, die entdeckt werden. Im Außenbereich von Kevelaer, in einer Kiesgrube, hätten die Männer kürzlich sogar Flugzeugteile aufgespürt, ist zu erfahren.

Dass relativ viele Blindgänger noch nach Jahrzehnten entdeckt werden, liegt auch daran, dass die Waffen viel weniger genau waren als heute. Wo ein Flugplatz in der Nähe war oder eine strategisch wichtige Bahnlinie, sei immer mit Bomben zu rechnen. Kleine Teile wie Granatsplitter werden nur relativ dicht unter dem Oberboden gefunden, Bomben registrieren die Instrumente auch in drei, vier Meter Tiefe.

(RP)
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